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Schleswig-holsteinischer Kunstkalender — 1917

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Literarische Beiträge
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Wullenweber, Hans: Herzog Christian August von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg als Förderer der heimischen Pferdezucht, und Albrecht Adam
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https://doi.org/10.11588/diglit.22178#0083
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darTtellungen die Hufmerhfamkeit vom
f)auptgegenftande nicht abgelenkt wird,
ffian wird bei dielen Bildern auch daran
erinnert, daß Hdam Tcbon als Zwanzigjäh-
riger, wie er Tpäter Tcbilderte, im Zeidinen
kleiner Figuren eine beTondere GeTcbidi-
licbkeit erworben hatte, To daß man Tcbon
bei foleben von kaum anderthalb Zoll
Größe Porträtäbnltcbheit gefunden habe.
So iTt es auch auf unfern Blättern. Die
PbyTiognomie, die I)altung und Stellung
der einzelnen Sportfreunde und Pferde-
liebhaber in den Gruppen ift To lebens-
voll und natürlich, daß man ohne weiteres
an Porträts denkt. Und diele Hnnabmc
findet ihre Betätigung durch die Sporte
des Grafen von I)olmer, der bei ihrem Gr-
Tcbeinen 1841 den Bildern einen erklären-
den 'Ccxt mitgab. 6r nennt die Blätter
an einer Stelle (bei der „Rennbahn") eine
Gedäcbtnistafel; an anderer Stelle (bei der
„Huhtion") Tagt er: „Gin jeder, der die
Husjeicbnung genoffen, Heb in ffiitte er-
Tterer (der herzoglichen Gälte) ?u befinden,
wird in allen, treu nach dem Ceben zuTam-
mengeTtellten Gruppen, fieb des vüiedcr-
erkennens ausgezeichneter Sportsmen wie
lieber Bekannter erfreuen, und nach vielen
fahren wird fo die dankbare Srinnerung
an in der Däbe des buldreicbften fürft-
iieben Gaftgebers froh und belehrend ver-
lebte t^age auch durch diefe Bilder Ticb
dauernd lebendig erhalten."

6s ift dem tatkräftigen fürften nicht
oeTcbieden gewefen, feine großzügigen Be-
mühungen auf dem Gebiete der Pferde-
zucht in Scbleswig-P)olftein bis an fein
Eebensende fortzuführen, Wetterwolken
ftanden am politifeben Horizonte dank der
HbTicbten Dänemarks auf Scbleswig-F)ol-
Ttein, und der losbrechende Sturm des
Jahres 1848 riß den FSerjog fort von der
geliebten Tcbönen I)eimat, wie von der
friTcben männlichen Befcbäftigung mit dem

pferdefport, für welchen er in Hdam einen
To trefflichen Darfteller gefunden hatte.
Die däniTcbe Regierung Tab in dem
HuguTtenburger f)erzog nach der 6rbebung
unleres Candes zum Kampf für fein Recht
und für fein unzweifelhaft erbberechtigtes
fürftenbaus den Ttaatsgefäbrlicben Em-
pörer, deffen Tie Ticb umgebend mit Gewalt
Zu bemächtigen trachtete. Hber das nach
HITen entTandte Kanonenboot kam zu Tpät,
der f)erzog war mit Teiner familie in
Sicherheit. Das Schloß jedod} mit allem
Zubehör verfiel dem Candesfeinde. Das
wertvolle Silbergerät Towie das Mobiliar
wanderte nach Kopenhagen oder wurde
auf Huktionen in alle Ulinde verbandelt;
die hoftbaren Tollblutpferde wurden in die
königlichen GeTtüte auf Seeland überführt,
ein kleiner Reft kam auf Hlfen jur Ver-
steigerung. Die einTt To belebte Renn-
koppel wurde zur friedlichen "Viehweide.
Bald fiel der letzte der von dem jagdfroben
f)erzoge forgfam gehüteten RotbirTcbe
unter dem Blei der verhetzten Bauern, ver-
endete der letzte der Ttolzen Schwäne, die
das kleine f)aff geziert hatten. — Das war
das trübe 6nde der Refidenz Huguften-
burg. —

Herzog Cbriftian Huguft bat Tpäter
nach harten und bitteren Kampf- und
<Wanderjabren eine neue I)eimat in Prim-
kenau gefunden; aber der einTt To leiden-
Tchaftlicb betriebenen Pferdezucht bat er
nicht wieder die Hufmerkfamkeit und
pflege zugewendet, wie einft zu Huguften-
burg. 6s war ihm wohl z« febwer, audi
hier neu anzufangen und es fehlten die
frifchen, geTunden beiden HITens. So
blieb in dem Ceben des Großvaters un-
Terer KaiTerin, wie in der GeTcbicbte un-
Teres Candes dasjenige eine ßpifode,
von dem uns die lebensvollen Blättev
Hlbrecbt Hdams To beredt erzählen.
 
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