Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Der SüberfAatz di
JVeuftadt

Jiürgerliebe febütjt die Stadt beffer
>>*-r als hoheScbutjwebren", lagt ein altes
Stlort. Um aber den Bürger ju befähigen,
feine I)eimat verteidigen ju hönnen, mußte
ihm Gelegenheit gegeben werden, fieb in
den „artibus bellicis" %u üben. Schon früh-
zeitig jogen daher die Städte ihre jungen
Bürger ju löaffenübungen, befonders \u
regelmäßigen Schießübungen heran. Hrm-
bruft und fpäter Bücbfe wurden fleißig da-
bei gebraucht. Bei feiner Hnnabme jum
ftädtifeben Bürger mußte jeder feine Älaffe
oder Rüftung vorzeigen. Unter den beben-
den ham es bald ?u ZuTammenfcblüffen,
die in älterer Zeit als Brüderfcbaften hireb-
lichen Zwecken dienten. Hber auch Gefel-
ligkeit wurde in ihnen gepflegt und vielfach
wurden fie der Mittelpunkt ftädtifeber
Vergnügungen. Jede deutfebe Stadt, auch
die kleinfte, hatte ihre Scbütjengilde, die ja
ju einem großen Ceti, wenn auch unter
veränderten Umftänden, noch befteben.

So finden wir auch in dem an der
Cübecher Bucht gelegenen Orte Ueuftadt
eine folebe 6Ude, deren Urfprung weit ins
Mittelalter jurückreiebt. Eeider gibt es
aber keine Hufjeiebnungen und Hhten-
ftücke, die uns über die ältere Zeit unter-
richten könnten; anfebeinend ift alles in
den f euersbrünften, welche die Stadt
mehrfach beimfuebten, verloren gegangen.
6rft vom Jahre 1733 an liegen arebiva-
lifcbe Dacbricbten vor. Damals ham
man bei dem der Stadt freund-
lich gefonnenen I)erjog Carl friedrieb
darum ein, ?u erlauben, „daß die
ju Ueuftadt vormals gewefene Scbießgilde
wieder aufgerichtet, oder faft mehr im
6ang gebracht werde", löas der 6rund
ju dem Diedergang der alten Scbütjcngilde
gewefen fein mag, ftebt nicht feft. lÜobl
aber darf man annehmen, daß die unglück-
liche Zeit des beginnenden 18. Jahrhun-
derts das ihrige daju beigetragen bat.
Denn 1711 wurde die Stadt von einer ver-
beerenden Pcft beimgefuebt und im däni-
feben Kriege 1713 bis 1720 mußte die
kleine Ginwobnerfcbaft 50 000 Reicbstaler
jablen. Dadurch ftieg die Dot in dem Orte
bis aufs äußerftc. Vielleicht mögen auch
die Streitigkeiten $wifcbcn Rat und Bür-
gerfebaft, juletjt 1729, für das Scbütjen-
wefen der Stadt nicht ohne folgen ge-
blieben fein. Jm genannten Jahre 1733

r Scbützengtlde zu

Von

J. Ui a r n ck e , Cübech

wurde auch jum erften flQale wieder ein
Vogellcbießen abgebalten, an dem lieb 41
SchUtjcn beteiligten, Uletcbjeitig hörte
man auch der größeren Sicherheit halber
damit auf, nach dem auf der Stange errich-
teten Vogel %u febießen; Ttatt deilen be-
diente man Heb einer Scheibe, worauf ein
Vogel gemalt war. bbenfalls wurde da-
mals ein „Gildebucb" für die Schützen feft-
gefetjt, das der J)erjog Carl friedrieb am
2. Juli 1733 ju Aldenburg beitätigte. Bs
enthält „die hergebrachten Privilegien und
Gewohnheiten" neben den neuen Hnord-
nungen.

liacb diefen Beftimmungen beftand die
6ilde aus $wei Kompagnien: „einer ordi-
nairen Stadt- und einer extraordinairen
Volontair-Compagnie". Brftere wurde
eingeteilt in vier Züge und fetjte fieb ju-
fammen aus dem Kapitän, dem Ceutnant,
jwei fäbnricben, einem oder ?wei Kott-
mciltern, den Unteroffizieren, Sflannl'cbaf-
ten und dem Spiel. Der Volontärkom-
pagnie gehörten „I)of-Cavaliers und
Guardysofficiers, auch andere boebfürft-
Ucbc cbaracterifierte Perfonen" an. Schon
im 16. Jahrhundert hatte fieb die Zahl der
adeligen einwobnerfebaft Deuftadts be-
deutend vergrößert. Sie machte auch einen
großen Ceti diel'er Kompagnie aus. Hber
gerade fo wie diefe Hdeligen keine bürger-
lichen pflichten übernehmen wollten, war
ihnen auch die Hrt der 6inricbtung ihrer
Kompagnie nicht vorgefebrieben, fondern
ihrem Brmeffcn überlaffen.

Die Ceitung der Gilde lag in der I)and
von vier Vorltebern, von denen jwei aus
dem Rate fein mußten. Hn der Spitje aber
ftand ein Jnfpektor, der aus den Volon-
tärs ju wählen war. Das „Direktorium"
übernahm die Candesberrfcbaft.

Jeder neu eintretende Gildebruder
mußte 24 Schilling Gintrittsgeld, 4 Schil-
ling Scbreibgeld für den Rottmeifter und
2 Ölarh ?u einem „Craktat" jablen.

Ganj eingebend waren die Vorfcbriften
für die Schießübungen und den Königs-
febuß. Keiner durfte mehr als 9 bis 10-
pfündige Bücbfen verwenden, für die
Sicherheit der Schützen und Zufcbauer war
bis ins hleinfte geforgt, Zuwiderband-
lungen wurden ftrenge mit Geld- und frei-
beitsftrafen geahndet. Hm Sonntag vor
dem Schießen wurde in der Kirche öffent-
 
Annotationen