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Kanonform bei Tücher u. jfagenberg,
Köln). Jn ihnen ftellt Ticb die leite nor-
difcb gefärbte Scbumanntcbe Jnnigheit und
Jnnerücbkcit feines Gmpfindens mit den
intimen Reijen des hontrapunktifeben
Kleinlebens im meifterlicb beberrtebten
Satje vielleicht am reijendften dar.

Wie bei Grädener, ift auch bei Robde
der Scbumann-Brabmfifcbe 6rund- und
linterton unverkennbar. Seine mit "Vor-
liebe teils der I)eimat (6eibel, Zcife,
HUllatjen), teils der deutfeben (Gicben-
dorff, 6reif, Cingg, Jul. Sturm) oder
irifeben Romantik (ffloore) entnommenen
Dichtungen kennzeichnen ihn als norddeut-
feben Romantiker. Hls neu kommt binju
ein leiter, aber unverkennbarer nordifeb-
dänifeber, mufikalifcb im befonderen 6ade-
tcber einfcblag (6ckfät?e der Streicb-
orcbeftcr-Serenade). 6r ift febr früh, be-
reits im romantifcb verfcbleierten Dur-
-flloll des Crio feines Cbopinesken Sa-
lon - Konjertwaljers für Klavier op. 5
(Cbiemer, Hamburg) da. Die Klavier-
mufik bat er im übrigen nur mit einer
bübfeben 6abc fürs F)aus („Hus jungen
tragen" op. 19, feebs Stücke ?u vier fänden
bei Tieweg) befebenkt. „Robditcb" ift in
allen feinen Werken ein eigentümlich lich-
ter, beller und durebfiebtiger Con, eine
naiv-idyllifche und füß tebwärmende, jarte
Katurpocfie, ein böchft pikantes und fein-
gegliedertes rbytbmifchcs Ceben, ein mit
Torliebe imitatorifcb - kontrapunktifeber
Stil in Terkleinerung jum hontrapunk-
tifeben filigran.

Scbumann-Brabms-Ilacbfolge auch bei
dem Syltcr Guftav jf e n n e ra) - flßarburg
a. C, dem reinften aller fcblcswig-bolftei-
nifchen „Brabmincn". Hucb er ift junäcbft
ein Kammermufiher: Tiolintonate H-moll
op. 8 (Süddeutfcber fllufihvcrlag, Straß-
burg i. 6lf) und die Richard fflüblfeld,
dem verftorbenen berühmten „Jlßeininger"
der Klarinette gewidmete Klarinett- bc?w.
Tiolinfonate 6-dur op. 5 (Breitkopf
u. I)ärtel). Dann ein Cyriker. F>icr
fchenktc er uns die allcrliebften neun Kin-
derlieder op. 6 (Breitkopf u. I)artel) und
die febönen, tiefempfundenen Cieder op. 7
(ebendort) auf Cexte meift heimatlicher
oder von Brabms bevorzugter Dichter wie
Daumer. für geiftlicbe Zwecke febrieb er
den 13. und 6. pfalm, fowie einen ürau-
ungsgefang (C. H. Klemm, Ceipjig).

Dies alles ift freilich nur ein febr ge-
ringer Ccil feines Schaffens- Chor- und
Orcbefterwerke, Kammermufiken und
Cieder harren leider immer noch des Ter-
legers. Das ift fein mufihalifebes Be-

kenntnis. Sein literarifcbes ift das in
mancher Beziehung uncrfetjlicbe Büchlein
„jfobannes Brabms als Jlienfcb, Cebrcr

(ßuftnu jjrnitrr.

und Künftlcr" (fflarburg 1905, 6lwertfcbe
Buchhandlung). Zu Brabms tritt, wie im
Hdagio und finale feiner Klarinettfonate,
Schumann, ffian darf fagen: Renner ift
ein inhaltlich, wie ftiliftifcb ins Jdyllifcbe,
Hnmutige, ins gedämpft 6ra?iöfe, ins, ich
möchte tagen, I)ausmufikalifcbc verklei-
nerter, lyrifcb weich verklärter und gemil-
derter Brabms. Itlie f ebrs und Kröger $u
Storm, fo etwa ttebt Renner ju Brabms.
Seine Sonaten, Cieder und Chöre find im
betten Sinne akademiteber Brabmsftil, in
der form von niederdeutfeber äußertter
Knappheit, tadellos rein und febön dureb-
tiebtig im durchaus und bis in die hlein-
ften technifeben formcln Brabmtifchen,
alfo filigranartig ?art durchbrochenen
Sat? und von wahrhaft vollendet barmo-
nifeber, Jnttrument oder Singftimme und
Klavier in und miteinander verwebender,
alto echt kammermufikalifeber Durcharbei-
tung. HUe Brabmfitcben Gigenbeiten und
feinbeiten in Metrik und Rhythmik, feine
rbytbmifcben und metriteben Terfcbiebun-
gen, feine Synkopen- und Criolenbildun-
gen, fein gelegentliches eigenartiges fißoll-
Dur, feine fpreebenden Jnnenpauten, bat
auch jfenner durchgebildet. Was er vor-
nehmlich in erfter Cinie bietet, ift eine
 
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