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ften, alfo in „Brabmfifcben" Stimmungen
das Gigenfte. fflörthes „Hgnes" aus den
Cicdern op. 12 (ffiano Daerger, Berlin-
friedenau) ift eins der feeltfcb feinften
und mufihalifcb gefcbloftenften Cteder
untrer Zeit. Diefes herrliche Stück er-
wuchs ebenfo auf Brabmfitcbem Boden,
wie der altere Bruder von Claus Grotbs
Regenlied, Johann flßeyers fcbelmtfcbes
plattdeuttches Stropbcnlied „Regen,
Regen rufcb!" aus den Sechs Ciedern (Jo-
hannes Platt, Berlin) mit feinem cbarahte-
riftifcben Wecbtel jwitcben fts-, Cis-moll,
Emil JHagnua.
6-dur und dem artig plätfcbernden Regen.
Jn beiden Ciederbeften wird man, nament-
lich unter den tcbalhbaften Sachen — etwa
Bierbaums „Can?lied" oder Cbeodor
Storms „Heiken" — viel feines und Sin-
niges finden. Des Gedruckten ift leider
nur wenig. Das mancherlei eingedruckte,
darunter ein tebwerwiegendes Riaviertrio
in B (komp. Sommer 1907) harrt noch des
Verlegers.
Gin mufikalifeber Ciebbaber als Rom-
ponift feinem Berufe nach, doch mehr als
ein dilettierender Cyriher (alle Cieder bei
Peter Jacobfen, Flensburg, Binjelnes in
Ropenbagen verlegt), lebt gleichfalls in
Flensburg: Hffeffor ßduard Hs-
muffen12). tlnfere Heimatdichter find
fpärlicb bei ihm vertreten, aber es ift doch
cbarahtertfttfcb, daß der Dorddeutfcbe
Victor Blütbgen den bevorjugteften piatj
unter feinen Dichtern einnimmt, und daß
feiner innerlichen Datur finnig-ruhige, ver-
ronnene oder direkt — 6eibels „Siebft du
das ffleer?" mit feinem febnfuchtsvollen
Ceitmotiv des ßßeeres — vergrübelte, hur?
„norddeutfebe" Stimmungen, daß ihm Wie-
genlieder (op. 9, Dr. 1 und 4), jarte Ciebes-
lyrik (Zwei Cieder op. 9, Dr. 5 und 6) und
ähnliche Dinge am beften gelingen. Jn
mancher mclodifcben und barmonifeben
Wendung, in mancher Modulation merkt
man den <5influß der fkandinavifeben, im
befonderen der dänifeben flßufik. Das ift
bei einem flensburger, und noch daju bei
einem, deffen Brüder in Ropenbagen leben,
und der felbft feine Behanntfcbaft als
Romponift bauptfäcblicb Ropenbagen ver-
dankt, gan? natürlich. Das ffleer nament-
lich und feine Stimmungen und Bilder
werden hier oben febon mit gleich nör-
dlichem Hug' und Ohr gefeben; kein Wun-
der, wenn daher neben den Wiegenliedern
gerade die beiden „flßeerlieder" (op. 8, Dr.
4 und 5), in erfter Cime das erfte, eigen-
tümlich über ruhig atmenden Wellenfigu-
ren verdämmernde und verrinnende
„Schiffe, die fieb nachts begegnen", ?u den
ebarakteriftifebeften und daher nordifebe-
ften Sachen Hsmuffens gehören.
Roltatia non cantat — Rolttein fingt
nicht. Das „Cand ohne fHutih" nennt ein
andrer unfre Rordmark. Claus Grotb be-
richtigt: Rolfteen kann dat! Wer bat
recht?
Jcb möchte jeder verbitternden Hnt-
wort ausweichen. Jcb möchte vielmehr
freudig und feft hoffen und glauben, daß
unendlich viel mehr Verttändnis und Ciebe
jur flßufik in Scbleswtg-Rolttein vorhan-
den ift, als man glaubt, daß es nur an
rechter „Zentralifation", an wirklicher
Kenntnis des eignen heimatlichen mufiha-
lifcben Schaffens fehlt. Jcb möchte dafür
alles ins f cid führen, was dafür, nicht,
was daoegen fpriebt. Die tbeoretifebe
„Zentralifation" ift gefebaffen. Jn aller
Stille fammeln fich in Profeffor Dr. Her-
mann Scbnoors, feiner Städtifcben Bücber-
halle in Deumünfter anjualiedernden
„Schleswig - Rolfteinifcben fflufihfamm-
lung" alle Werke aller untrer heimat-
lichen Komponiften. Gin befebeidenes
tbeoretifebes Präludium da$u ftellt diete
Hbbandluno dar. Hber Tie. denen vielfach
Ciebe und Schmer? um die ferne und äußer-
lich von den meiften verlorene Reimat die
Dotenfeder führt, müften vor allem auch
in Conen, in Raus, Ronjert und Verein
leben, müften — um f ebrs' Worte ?u
brauchen — „Stol? und freude" vornehm-
ften, alfo in „Brabmfifcben" Stimmungen
das Gigenfte. fflörthes „Hgnes" aus den
Cicdern op. 12 (ffiano Daerger, Berlin-
friedenau) ift eins der feeltfcb feinften
und mufihalifcb gefcbloftenften Cteder
untrer Zeit. Diefes herrliche Stück er-
wuchs ebenfo auf Brabmfitcbem Boden,
wie der altere Bruder von Claus Grotbs
Regenlied, Johann flßeyers fcbelmtfcbes
plattdeuttches Stropbcnlied „Regen,
Regen rufcb!" aus den Sechs Ciedern (Jo-
hannes Platt, Berlin) mit feinem cbarahte-
riftifcben Wecbtel jwitcben fts-, Cis-moll,
Emil JHagnua.
6-dur und dem artig plätfcbernden Regen.
Jn beiden Ciederbeften wird man, nament-
lich unter den tcbalhbaften Sachen — etwa
Bierbaums „Can?lied" oder Cbeodor
Storms „Heiken" — viel feines und Sin-
niges finden. Des Gedruckten ift leider
nur wenig. Das mancherlei eingedruckte,
darunter ein tebwerwiegendes Riaviertrio
in B (komp. Sommer 1907) harrt noch des
Verlegers.
Gin mufikalifeber Ciebbaber als Rom-
ponift feinem Berufe nach, doch mehr als
ein dilettierender Cyriher (alle Cieder bei
Peter Jacobfen, Flensburg, Binjelnes in
Ropenbagen verlegt), lebt gleichfalls in
Flensburg: Hffeffor ßduard Hs-
muffen12). tlnfere Heimatdichter find
fpärlicb bei ihm vertreten, aber es ift doch
cbarahtertfttfcb, daß der Dorddeutfcbe
Victor Blütbgen den bevorjugteften piatj
unter feinen Dichtern einnimmt, und daß
feiner innerlichen Datur finnig-ruhige, ver-
ronnene oder direkt — 6eibels „Siebft du
das ffleer?" mit feinem febnfuchtsvollen
Ceitmotiv des ßßeeres — vergrübelte, hur?
„norddeutfebe" Stimmungen, daß ihm Wie-
genlieder (op. 9, Dr. 1 und 4), jarte Ciebes-
lyrik (Zwei Cieder op. 9, Dr. 5 und 6) und
ähnliche Dinge am beften gelingen. Jn
mancher mclodifcben und barmonifeben
Wendung, in mancher Modulation merkt
man den <5influß der fkandinavifeben, im
befonderen der dänifeben flßufik. Das ift
bei einem flensburger, und noch daju bei
einem, deffen Brüder in Ropenbagen leben,
und der felbft feine Behanntfcbaft als
Romponift bauptfäcblicb Ropenbagen ver-
dankt, gan? natürlich. Das ffleer nament-
lich und feine Stimmungen und Bilder
werden hier oben febon mit gleich nör-
dlichem Hug' und Ohr gefeben; kein Wun-
der, wenn daher neben den Wiegenliedern
gerade die beiden „flßeerlieder" (op. 8, Dr.
4 und 5), in erfter Cime das erfte, eigen-
tümlich über ruhig atmenden Wellenfigu-
ren verdämmernde und verrinnende
„Schiffe, die fieb nachts begegnen", ?u den
ebarakteriftifebeften und daher nordifebe-
ften Sachen Hsmuffens gehören.
Roltatia non cantat — Rolttein fingt
nicht. Das „Cand ohne fHutih" nennt ein
andrer unfre Rordmark. Claus Grotb be-
richtigt: Rolfteen kann dat! Wer bat
recht?
Jcb möchte jeder verbitternden Hnt-
wort ausweichen. Jcb möchte vielmehr
freudig und feft hoffen und glauben, daß
unendlich viel mehr Verttändnis und Ciebe
jur flßufik in Scbleswtg-Rolttein vorhan-
den ift, als man glaubt, daß es nur an
rechter „Zentralifation", an wirklicher
Kenntnis des eignen heimatlichen mufiha-
lifcben Schaffens fehlt. Jcb möchte dafür
alles ins f cid führen, was dafür, nicht,
was daoegen fpriebt. Die tbeoretifebe
„Zentralifation" ift gefebaffen. Jn aller
Stille fammeln fich in Profeffor Dr. Her-
mann Scbnoors, feiner Städtifcben Bücber-
halle in Deumünfter anjualiedernden
„Schleswig - Rolfteinifcben fflufihfamm-
lung" alle Werke aller untrer heimat-
lichen Komponiften. Gin befebeidenes
tbeoretifebes Präludium da$u ftellt diete
Hbbandluno dar. Hber Tie. denen vielfach
Ciebe und Schmer? um die ferne und äußer-
lich von den meiften verlorene Reimat die
Dotenfeder führt, müften vor allem auch
in Conen, in Raus, Ronjert und Verein
leben, müften — um f ebrs' Worte ?u
brauchen — „Stol? und freude" vornehm-