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Begründung und Entwickelung.

aus Wiesbaden, des Polizei-Präsidenten von Madai, des Generals von Meyerfeld, sowie einer
grösseren Anzahl Aktionäre mit ihren Familien, die in der Mitte des grossen Bankettsaals,
mit dem Blick auf das Palmenhaus, Platz genommen hatten.

Herr J. B. Pfaff, als Vorsitzender des Verwaltungsrats, hielt die nachstehende Ansprache
an die Versammelten:

„Gestatten Sie mir, namens des Verwaltungsrates Sie vor allem mit dem Aus-
druck des Dankes begrüssen zu dürfen, dass Sie durch die Ehre Ihrer Anwesenheit
zur würdigen Feier und zur Verherrlichung des heutigen Festes beitragen wollen.

Hochgeehrte! Wir dürfen den heutigen Tag als einen besonders frohen — als
einen wahren Festtag — bezeichnen, sehen wir doch heute eine kühne, aber glück-
liche Idee verwirklicht vor unseren Augen. Als sich der Gedanke, die herzoglichen
Wintergärten für Frankfurt zu erwerben, zuerst im Verein zur Hebung des öffent-
lichen Verkehrslebens schüchtern ans Tageslicht wagte, fand er viele Zweifler, ja
manche Verzweifler an der Möglichkeit der Ausführung; und doch, vor uns steht heute
das ganze Werk so grossartig und herrlich, wie es unsere kühnsten Erwartungen da-
mals kaum ahnen durften, — als ein Werk aus der Initiative der Bürgerschaft hervor-
gegangen, durch ihre Mittel, ihre Opferwilligkeit und Thätigkeit gegründet und er-
richtet, gewiss eine wahre Zierde unserer guten Stadt, der es ja einst als Geschenk an-
heimfällt, als ein Zeichen der Liebe und Anhänglichkeit treuer Kinder an eine gute
Mutter.

Wir dürfen es hier aussprechen, dass die dem Verwaltungsrat gestellte Aufgabe
eine schwere, eine sehr schwere war, denn neben angestrengtester Thätigkeit galt es,
Schwierigkeiten der verschiedensten Art zu beseitigen, scheinbare Unmöglichkeiten zu
Möglichkeiten zu machen, und ich behaupte geradezu, dass wir wahrscheinlich der
Last der Aufgabe erlegen wären, hätten wir nicht da materielle Unterstützung ge-
funden, wo ein glückliches Gemeinwesen sie finden soll, nämlich bei unseren Be-
hörden und bei unseren Mitbürgern; und ich bin stolz darauf, es betonen zu können,
dass die zuvorkommende und freundliche Art und Weise, wie man uns zur Seite stand,
der Sporn war, rastlos und unbeirrt fortzuarbeiten, bis das Ziel erreicht war. Darum
Dank, besten Dank ihnen.

Freilich ein welterschütterndes Ereignis, wie der frevelhaft von Frankreich her-
aufbeschworene Krieg, konnten wir nicht von vornherein in unsere Berechnung ziehen,
da lag es nicht in der Macht weder der Behörden noch der Bürgerschaft, die ge-
wiss berechtigte Sorge und Angst zu verscheuchen, dass die Wechselfälle eines so
fürchterlichen Krieges dahin führen könnten, dass unser kaum begonnenes Werk
beschädigt, wenn nicht gar zertrümmert würde. Da war ein stärkerer Arm, eine
mächtigere Abwehr nötig, als sie uns zu Hause geboten werden konnte, und diese
Abwehr fanden wir in unserer unvergleichlich tapferen Armee, geführt von ihrem
Heldenkaiser, welche die Brandfackeln dahin zurückschleuderte, von wo sie uns
zugedacht waren. So wie das ganze grosse Vaterland von Dankgefühl erfüllt ist
für die Abwendung grossen unberechenbaren Elendes, so wird bei uns noch ein be-
sonderes Gefühl des Dankes rege für unser engeres Heim.

Allein noch gar manche andere Schuld des Dankes haben wir abzutragen, und
ich erachte den heutigen Tag für den richtigen Termin der Liquidation.

So sei hiermit unser wärmster Dank allen jenen ausgesprochen, die uns mit Rat
und That geholfen haben, unser Werk zu vollenden.

Ich nenne in erster Reihe Herrn Gartendirektor Thelemann, dessen geniale Idee
die erste Grundlage zu unserem Palmengarten legte und dessen reiche Erfahrung uns
stets helfend zur Seite stand, dann
 
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