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I. Geschichte.

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Herrn Siesmayer, dessen schöpferische Hand in uneigennützigster W eise aus
einem öden Felde ein reizendes landschaftliches Bild schuf, ein würdiger Rahmen
zum inneren Bilde,

Herrn Dielmann, der uns als anerkannter Künstler in seinem Fach die wesent-
lichsten Dienste leistete und dessen stolze Flora des Augenblickes harrt, wo sie ihren
Einzug in ihren Hain halten kann,

Herrn Architekt Fritz Kaysser, als Leiter des Ganzen, und sämtlichen Unter-
nehmern, die das Bewusstsein in sich tragen das Interesse eines gemeinnützigen
Werkes gewahrt zu haben.

Schliesslich freut es mich, den vielen edlen Freunden und Gönnern hier an
dieser Stelle öffentlich danken zu können für die reichen und wertvollen Geschenke,
die sie unserem Institute zugewiesen haben.

Und so sehen wir denn den Augenblick, dem wir und die Bürgerschaft sich
entgegensehnten, gekommen, der unsere Pforten der Oeffentlichkeit erschliessen soll, er
fällt Gott sei Dank! in eine grosse, in eine glückliche Zeit, in die Zeit des wieder-
gekehrten Friedens, der mit seinen Segnungen auch unser junges Institut beglücken
möge.

Wolle die schützende Hand der Vorsehung unser Werk vor Schaden bewahren,
mögen Behörden und Bürgerschaft zum Schutze und Gedeihen nach Kräften bei-
tragen, möge unsere Schöpfung bleiben für alle Zeiten, was sie ist und sein soll,
eine Stätte der Belehrung, der Erholung und der Freude, ein Denkmal treuen, warmen,
regen Bürgersinns!“

Nach diesen Worten öffnete sich die Pforte zum Palmenhause und zu den BlLitengaleiien.
Unter Klängen des von der Stasny-Kapelle gespielten Krönungsmarsches aus dem „Piopheten
durchwandelten die Anwesenden, von dem Verwaltungsrate geführt, sämtliche Räume,
kehrten dann in den Bankettsaal zurück und nahmen daselbst ein Diner ein. Während des
Mahles spielte die Kapelle einen von Herrn Stasny komponierten Walzer „Unter Palmen
und Blumen“, gewidmet der Palmengarten-Gesellschaft. Herr Oberbürgermeistei von Mumm
ergriff hierauf das Wort zu einem Toaste auf den Verwaltungsrat und diejenigen, welche
mit Rat und That das herrliche Werk unterstützt, denn sie alle hätten sich um die Stadt
wohl verdient gemacht.

Mit dieser Feier war der Garten dem öffentlichen Verkehr übergeben. In demselben
Jahre fanden noch zwei weitere denkwürdige Feste statt, welche allen, die daran teilnahmen,
unvergesslich bleiben werden, nämlich das Fest der Rückkehr der siegreichen Ii uppen aus
Frankreich und das Friedensfest.

Die vorzügliche Musik und alles Schöne, was der Garten bot, bewirkten einen solchen
Zuzug von Einheimischen und Fremden, dass der Verwaltungsrat sich veranlasst sah, seit
dem 17. Juli 1871 täglich zwei Konzerte stattfinden zu lassen.

Im Jahre 1871 wurden schon 947 Familien- und 413 Einzelabonnements genommen.
Diese erfreulichen Ergebnisse ermöglichten es, auf Vorschlag des Herrn Sonnemann aus
dem Borsig’schen Garten in Berlin fünf grosse Palmen für den Preis von 4000 Thalern zu
erwerben. Ueber die Arbeiten in den Parkanlagen wollen wir an dieser Stelle dem Schüplet
derselben, Herrn H. Siesmayer das Wort erteilen, wie er dieselben in seiner Selbstbiographie

besprochen hat.

„Nun hiess es,“ so schreibt er, „aus einer Ebene etwas ganz Neues, Imposantes schaffen,
und dies war meine Aufgabe. Im Juli 1868 legte ich den Entwurf des ersten Teiles des
heutigen Palmengartens vor, und erhielt derselbe vom provisorischen Komitee vollste An-
erkennung. Er wurde öffentlich ausgestellt und auch von dem grossen Publikum freudig
aufgenommen. Einer Aufforderung gemäss stellte ich alsdann die Kostenberechnung auf,
 
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