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3 Die Herrgottskapelle und ihre Geschichte
Das Marienretabel von Tilman Riemenschneider befindet sich in der Herrgottskapelle (Abb.
4), die unweit südlich von Creglingen an einem steilen Hang erbaut wurde. Die Herrgotts-
kapelle besteht aus einem Saal, der von einem hölzernen Tonnengewölbe bedeckt ist und dem
ein gestelzter, eingezogener Chor mit polygonalem Abschluss und einem Kreuzrippengewölbe
im Osten vorgelegt ist. Der Chor ist vom Langhaus durch Mauerzungen abgeschnürt und öff-
net sich zu diesem in einem großen Spitzbogen. Aufgrund ihrer ungewöhnlichen Lage an ei-
nem steil abfallenden Hang steigt der Fußboden innerhalb der Kapelle von Westen nach Osten
leicht schräg an. In der Herrgottskapelle befinden sich vier Altartische, einer davon im Chor
und drei weitere im Langhaus. Von den drei Langhausaltären stehen zwei im Osten vor der
nördlichen und südlichen Mauerzunge und der dritte befindet sich inmitten des Langhauses,
auf dem heute das Marienretabel von Tilman Riemenschneider aufgestellt ist. Im Norden
schließt an den Chor eine kleine Sakristei an, deren Außenwand mit der nördlichen Lang-
hauswand fluchtet und im Osten vor dem Chorpolygon abschließt. In der südlichen Chorflanke
erhebt sich ein Treppenturm, der oben mit einer Brüstung abschließt und als ‘Tetzeikanzel’ in
die Kapellenhistorie eingegangen ist. In die Mauerreste des Chorpolygons sind große Lanzett-
fenster gespannt, die zum Teil noch aus dem 14. Jahrhundert erhalten sind; im östlichen Teil
des Langhauses sind in die Nord- und Südwand jeweils zwei weitere Lanzette eingeschnitten.
Im Westen befindet sich das Hauptportal, welches von einem der Wand aufgelegtem Wimperg
überfangen und von Fialen flankiert wird. Über dem Hauptportal ist eine Fensterrose in die
Wand eingeschnitten. Der Besucher betritt die Kapelle durch das nördliche Seitenportal, wäh-
rend das Haupt- und südliche Seitenportal zumeist geschlossen ist.
Die Kunst- und Kulturgüter der Herrgottskapelle wurden bis heute nicht inventarisiert. Im
19- Jahrhundert wurde die Herrgottskapelle innerhalb der ersten Chroniken der Stadt Creglin-
gen lediglich beiläufig erwähnt. Erst Nasse veröffentlichte 1946 eine kleine Monographie zur
Herrgottskapelle, in der er einzelne Bildwerke aus der Kapelle vorstellt, und die er 1949 in
seine Stadtgeschichte nahezu wörtlich aufnimmt.167 Doch erst Hermann Ehmer recherchierte
1993 alle möglichen Quellen und Dokumente zur Herrgottskapelle und konnte einen quellen-
reichen und detaillierten historischen Abriss der Herrgottskapelle darlegen.168 Der Führer zur
Herrgottskapelle von Muth 1996 geht über die Forschung nicht hinaus, und der profunde Auf-
satz von Ehmer wird nicht aufgenommen, so daß Datierungsfehler in dem Führer unvermeid-
lich sind.
Für die Darlegung und Bewertung der Geschichte der Herrgottskapelle beziehen sich fast
alle Forscher auf eine Quelle, die in einer lateinischen und deutschen Fassung auf Pergament
167 ,
Vgl. vor allem Schönhuth 1846, S. 41-67; Bauer 1855; Beschreibung 1880, S. 508-513; Bossert 1903; Baums, d.;
, Nasse 1946 und 1949.
168 r,
Ehmer 1993.
3 Die Herrgottskapelle und ihre Geschichte
Das Marienretabel von Tilman Riemenschneider befindet sich in der Herrgottskapelle (Abb.
4), die unweit südlich von Creglingen an einem steilen Hang erbaut wurde. Die Herrgotts-
kapelle besteht aus einem Saal, der von einem hölzernen Tonnengewölbe bedeckt ist und dem
ein gestelzter, eingezogener Chor mit polygonalem Abschluss und einem Kreuzrippengewölbe
im Osten vorgelegt ist. Der Chor ist vom Langhaus durch Mauerzungen abgeschnürt und öff-
net sich zu diesem in einem großen Spitzbogen. Aufgrund ihrer ungewöhnlichen Lage an ei-
nem steil abfallenden Hang steigt der Fußboden innerhalb der Kapelle von Westen nach Osten
leicht schräg an. In der Herrgottskapelle befinden sich vier Altartische, einer davon im Chor
und drei weitere im Langhaus. Von den drei Langhausaltären stehen zwei im Osten vor der
nördlichen und südlichen Mauerzunge und der dritte befindet sich inmitten des Langhauses,
auf dem heute das Marienretabel von Tilman Riemenschneider aufgestellt ist. Im Norden
schließt an den Chor eine kleine Sakristei an, deren Außenwand mit der nördlichen Lang-
hauswand fluchtet und im Osten vor dem Chorpolygon abschließt. In der südlichen Chorflanke
erhebt sich ein Treppenturm, der oben mit einer Brüstung abschließt und als ‘Tetzeikanzel’ in
die Kapellenhistorie eingegangen ist. In die Mauerreste des Chorpolygons sind große Lanzett-
fenster gespannt, die zum Teil noch aus dem 14. Jahrhundert erhalten sind; im östlichen Teil
des Langhauses sind in die Nord- und Südwand jeweils zwei weitere Lanzette eingeschnitten.
Im Westen befindet sich das Hauptportal, welches von einem der Wand aufgelegtem Wimperg
überfangen und von Fialen flankiert wird. Über dem Hauptportal ist eine Fensterrose in die
Wand eingeschnitten. Der Besucher betritt die Kapelle durch das nördliche Seitenportal, wäh-
rend das Haupt- und südliche Seitenportal zumeist geschlossen ist.
Die Kunst- und Kulturgüter der Herrgottskapelle wurden bis heute nicht inventarisiert. Im
19- Jahrhundert wurde die Herrgottskapelle innerhalb der ersten Chroniken der Stadt Creglin-
gen lediglich beiläufig erwähnt. Erst Nasse veröffentlichte 1946 eine kleine Monographie zur
Herrgottskapelle, in der er einzelne Bildwerke aus der Kapelle vorstellt, und die er 1949 in
seine Stadtgeschichte nahezu wörtlich aufnimmt.167 Doch erst Hermann Ehmer recherchierte
1993 alle möglichen Quellen und Dokumente zur Herrgottskapelle und konnte einen quellen-
reichen und detaillierten historischen Abriss der Herrgottskapelle darlegen.168 Der Führer zur
Herrgottskapelle von Muth 1996 geht über die Forschung nicht hinaus, und der profunde Auf-
satz von Ehmer wird nicht aufgenommen, so daß Datierungsfehler in dem Führer unvermeid-
lich sind.
Für die Darlegung und Bewertung der Geschichte der Herrgottskapelle beziehen sich fast
alle Forscher auf eine Quelle, die in einer lateinischen und deutschen Fassung auf Pergament
167 ,
Vgl. vor allem Schönhuth 1846, S. 41-67; Bauer 1855; Beschreibung 1880, S. 508-513; Bossert 1903; Baums, d.;
, Nasse 1946 und 1949.
168 r,
Ehmer 1993.