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5 Vorläufiger restauratorisch-naturwissenschaftlicher
Bestandsbericht
Eine restauratorisch-naturwissenschaftliche Untersuchung des Creglinger Marienaltares von
Tilman Riemenschneider fehlt und kann an dieser Stelle auch nicht nachgeholt werden. In die-
sem Bericht sollen statt dessen alle Informationen aus den Quellen, der Forschungsliteratur
sowie offensichtliche Veränderungen zusammengetragen werden, die den heutigen Zustand
des Retabels dokumentieren und begründen.
Im Rahmen des Berliner Forschungsprojektes zum Frühwerk Riemenschneiders war das
Retabel 1977 während Renovierungsarbeiten im Kirchenraum der Herrgottskapelle für fünf
Tage eingerüstet und konnte von den Restauratoren Beetz und Kühn kurz begutachtet wer-
den/47 Die Autoren hatten zu wenig Zeit, „Einzelteile des Altares auszubauen ... [und] zu
vermessen“, so daß „die Hauptuntersuchung ... der bildhauerischen Oberflächengestaltung
und den architektonischen Teilen des Altares sowie der Klärung einiger archivalischer Fragen
bezüglich früherer Veränderungen und Restaurierungen des Altares“ galt.* 248
Das Marienretabel besteht aus einem in Förenholz gearbeiteten Schrein,249 in dem die Lan-
zettfenster aus Lindenholz eingestellt sind. Die Figuren, das Gesprenge und alle tektonischen
Verzierungen sind in Lindenholz gearbeitet. Das Retabel ist 8,70 m hoch, und mit geöffneten
Flügeln misst es eine Breite von 3,72 m. Der Korpus ist 2,73 m hoch, 1,86 m breit, an den
schmalen Stellen 0,285 m und in der Mitte 0,5 m tief.
Beetz und Kühn konstatieren, daß „der gesamte Altar mehrere Male restauriert und konser-
viert worden ist“.250 Sie fanden an dem Relief der Geburt Christi und am Mantel von Gottvater
lr> der Krönungsgruppe „pastose dicke Weißreste“, die auf einen weißen Außenanstrich zu un-
bekannter Zeit hinweisen, der nach 1832 entfernt worden sein muß.251 An dem Retabel konnten
Beetz und Kühn viele Inschriften nachweisen, die hier in zeitlicher Abfolge notiert werden
sollen:252
1550 (und eine nicht zu identifizierenden
Inschrift)
Johann Georg von Creglingen Herdlein/
Anno Christi 1625
1647 (mehrere nicht zu identifizierende
Inschriften)
nur unter UV-Licht sichtbar;
in allen drei Feldern der Rückwand
nur unter UV-Licht sichtbar;
im mittleren Feld der Rückwand
nur unter UV-Licht sichtbar;
auf der Rückwand
Das maschinenschriftliche Manuskript von Beetz/Kühn 1977 durfte ich dankenswerterweise in der Berliner Skulptu-
248 Ansammlung einsehen.
Beetz/Kühn 1977, S. 2.
,so Muth/Schneiders 1978, S. 101.
25| Beetz/Kühn 1977, S. 5.
2S2 Beetz/Kühn 1977, S. 4, 6.
Beetz/Kühn 1977, S. 2f.
5 Vorläufiger restauratorisch-naturwissenschaftlicher
Bestandsbericht
Eine restauratorisch-naturwissenschaftliche Untersuchung des Creglinger Marienaltares von
Tilman Riemenschneider fehlt und kann an dieser Stelle auch nicht nachgeholt werden. In die-
sem Bericht sollen statt dessen alle Informationen aus den Quellen, der Forschungsliteratur
sowie offensichtliche Veränderungen zusammengetragen werden, die den heutigen Zustand
des Retabels dokumentieren und begründen.
Im Rahmen des Berliner Forschungsprojektes zum Frühwerk Riemenschneiders war das
Retabel 1977 während Renovierungsarbeiten im Kirchenraum der Herrgottskapelle für fünf
Tage eingerüstet und konnte von den Restauratoren Beetz und Kühn kurz begutachtet wer-
den/47 Die Autoren hatten zu wenig Zeit, „Einzelteile des Altares auszubauen ... [und] zu
vermessen“, so daß „die Hauptuntersuchung ... der bildhauerischen Oberflächengestaltung
und den architektonischen Teilen des Altares sowie der Klärung einiger archivalischer Fragen
bezüglich früherer Veränderungen und Restaurierungen des Altares“ galt.* 248
Das Marienretabel besteht aus einem in Förenholz gearbeiteten Schrein,249 in dem die Lan-
zettfenster aus Lindenholz eingestellt sind. Die Figuren, das Gesprenge und alle tektonischen
Verzierungen sind in Lindenholz gearbeitet. Das Retabel ist 8,70 m hoch, und mit geöffneten
Flügeln misst es eine Breite von 3,72 m. Der Korpus ist 2,73 m hoch, 1,86 m breit, an den
schmalen Stellen 0,285 m und in der Mitte 0,5 m tief.
Beetz und Kühn konstatieren, daß „der gesamte Altar mehrere Male restauriert und konser-
viert worden ist“.250 Sie fanden an dem Relief der Geburt Christi und am Mantel von Gottvater
lr> der Krönungsgruppe „pastose dicke Weißreste“, die auf einen weißen Außenanstrich zu un-
bekannter Zeit hinweisen, der nach 1832 entfernt worden sein muß.251 An dem Retabel konnten
Beetz und Kühn viele Inschriften nachweisen, die hier in zeitlicher Abfolge notiert werden
sollen:252
1550 (und eine nicht zu identifizierenden
Inschrift)
Johann Georg von Creglingen Herdlein/
Anno Christi 1625
1647 (mehrere nicht zu identifizierende
Inschriften)
nur unter UV-Licht sichtbar;
in allen drei Feldern der Rückwand
nur unter UV-Licht sichtbar;
im mittleren Feld der Rückwand
nur unter UV-Licht sichtbar;
auf der Rückwand
Das maschinenschriftliche Manuskript von Beetz/Kühn 1977 durfte ich dankenswerterweise in der Berliner Skulptu-
248 Ansammlung einsehen.
Beetz/Kühn 1977, S. 2.
,so Muth/Schneiders 1978, S. 101.
25| Beetz/Kühn 1977, S. 5.
2S2 Beetz/Kühn 1977, S. 4, 6.
Beetz/Kühn 1977, S. 2f.