mittelbar symbolischer Empfindung rief eine Art von Flucht in
das Gedankliche hervor — auch in den bildenden Künsten. Eine
„storia“ so recht nach dem Geschmack des Zeitalters war jener
Vorschlag des Peiresc; der Gedanke konnte in tiefsinnigen Alle-
gorien zum Ausdruck kommen, welche in geistreicher Ver-
wendung oder Umbildung des Künstlers Kenntnis antiker Sym-
bole zur Anschauung gebracht hätten. Daneben war dies
Thema auch im Hinblick auf die politischen Verhältnisse jener
Zeit geistreich gewählt, es fügte sich der Idee des Zyklus vor-
trefflich ein. Nicht nur ließ sich darin das liebevolle Verhältnis
der beiden Ehegatten zueinander, Heinrichs Vertrauen in
Marias politische Begabung ausdrücken: es leitete diese Dar-
stellung auf das Wirksamste zu allen folgenden hinüber. Immer
wieder war es der Königin von ihren Gegnern vorgeworfen
worden, daß sie sich in ihren politischen Bestrebungen den Ent-
würfen Heinrichs entgegenrichte. Nun brachte es dies Gemälde
sichtbar zum Ausdruck, wie Maria die oberste Gewalt nur nach
dem Willen ihres Gatten übernahm, um sie nach seinem früh-
zeitigen Tode fortzuführen, — und damit war ein Gedanke ver-
sinnlicht, den zu verbreiten immer die Bestrebung der Königin
gewesen ist.1) Aber noch mehr: nach der Ermordung des Königs
ist von Marias Feinden ein niederträchtiges Gerücht ausge-
streut worden, welches lange Zeit nicht verstummte: Nicht nur
ihre verhaßte italienische Gefolgschaft, sie selbst habe die Hand
bei dem furchtbaren Ereignis im Spiel gehabt.2) Es entsprach
nur dem Charakter der geängstigten Frau, daß es ihr solchen
Angriffen gegenüber nicht genügte, die ausdrückliche Regie-
rungsübertragung Heinrichs an sie kurz vor seinem Tode als
Beweis anzuführen; sie hat es geradezu hervorheben lassen, daß
Heinrich jenen Schritt auf höhere Eingebung hin, in der Vor-
ahnung seines Endes getan habe.3)
b Vgl. Harrangue panegyrique ä la Reine sur l’heureux succes de sa
Regence: „il nous semble qu'il (Heinrich) regne encore sousi un visage
de femme: tellement que nous le devons appeller Reyne en vous, ou vous
apeller Roy“.
2) Vgl. Corr, des Rubens a. a. O. II. p. 420.
3) Es mag daran sehr wohl etwas Wahres sein; von eigentümlichen
Anwandlungen Heinrichs IV. kurz vor seinem Tode berichten alle zeit-
319
das Gedankliche hervor — auch in den bildenden Künsten. Eine
„storia“ so recht nach dem Geschmack des Zeitalters war jener
Vorschlag des Peiresc; der Gedanke konnte in tiefsinnigen Alle-
gorien zum Ausdruck kommen, welche in geistreicher Ver-
wendung oder Umbildung des Künstlers Kenntnis antiker Sym-
bole zur Anschauung gebracht hätten. Daneben war dies
Thema auch im Hinblick auf die politischen Verhältnisse jener
Zeit geistreich gewählt, es fügte sich der Idee des Zyklus vor-
trefflich ein. Nicht nur ließ sich darin das liebevolle Verhältnis
der beiden Ehegatten zueinander, Heinrichs Vertrauen in
Marias politische Begabung ausdrücken: es leitete diese Dar-
stellung auf das Wirksamste zu allen folgenden hinüber. Immer
wieder war es der Königin von ihren Gegnern vorgeworfen
worden, daß sie sich in ihren politischen Bestrebungen den Ent-
würfen Heinrichs entgegenrichte. Nun brachte es dies Gemälde
sichtbar zum Ausdruck, wie Maria die oberste Gewalt nur nach
dem Willen ihres Gatten übernahm, um sie nach seinem früh-
zeitigen Tode fortzuführen, — und damit war ein Gedanke ver-
sinnlicht, den zu verbreiten immer die Bestrebung der Königin
gewesen ist.1) Aber noch mehr: nach der Ermordung des Königs
ist von Marias Feinden ein niederträchtiges Gerücht ausge-
streut worden, welches lange Zeit nicht verstummte: Nicht nur
ihre verhaßte italienische Gefolgschaft, sie selbst habe die Hand
bei dem furchtbaren Ereignis im Spiel gehabt.2) Es entsprach
nur dem Charakter der geängstigten Frau, daß es ihr solchen
Angriffen gegenüber nicht genügte, die ausdrückliche Regie-
rungsübertragung Heinrichs an sie kurz vor seinem Tode als
Beweis anzuführen; sie hat es geradezu hervorheben lassen, daß
Heinrich jenen Schritt auf höhere Eingebung hin, in der Vor-
ahnung seines Endes getan habe.3)
b Vgl. Harrangue panegyrique ä la Reine sur l’heureux succes de sa
Regence: „il nous semble qu'il (Heinrich) regne encore sousi un visage
de femme: tellement que nous le devons appeller Reyne en vous, ou vous
apeller Roy“.
2) Vgl. Corr, des Rubens a. a. O. II. p. 420.
3) Es mag daran sehr wohl etwas Wahres sein; von eigentümlichen
Anwandlungen Heinrichs IV. kurz vor seinem Tode berichten alle zeit-
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