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Springer, Anton; Osborn, Max [Editor]
Handbuch der Kunstgeschichte (Band 5): Das 19. Jahrhundert — Leipzig, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.30792#0019
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1. Das Brandenburger Tor in Berlin, von C. G. Langhans.
(Phot, von Albert Brüning, Berlin)

Erster Abschnitt: 1750—1819.

l. Die Anfänge des Alassizismus im achtzehnten Jahrhundert.
as frische Blut, das die Renaifsancebildung im fünfzehnten und sechzehnten
Jahrhundert der Kunst zugeführt hatte, war allmählich wieder erstarrt und ein-
getrocknet. Namentlich lockerten sich wieder die Beziehungen zur Antike, einst so
fruchtbar und vielumfassend, seit dem siebzehnten Jahrhundert aber immer äußer-
licher und oberflächlicher. Wie schlecht das Altertum in dieser Zeit verstanden wurde, zeigen am
deutlichsten die Stiche nach klassischen Skulpturen: bis zur Unkenntlichkeit erscheinen sie in Maßen
und in Linien verzeichnet. Da brachten die Ausgrabungen in Pompeji und Herculaneum neues
Leben in die Kunst und weckten wieder die Begeisterung für die Antike. Nirgends stärker als in
Frankreich. Wie französische Antiquare sich mit besonderem Eifer auf die Beschreibung und
Erklärung der vorgefundenen Altertümer warfen, so haben auch französische Künstler und Kunst-
handwerker sich zuerst und am erfolgreichsten den antiken Kunstformen wieder zugewandt. Der
Umstand, daß Werke der Malerei und der Kleinkunst zahlreicher als jemals ans Tageslicht
kamen und das größte Interesse erregten, erleichterte die Verwertung der alten Motive. Die
immer nach neuen Mustern lüsterne Mode fand hier für die Welt der Geräte eine unerschöpfliche
Fülle von Anregungen und gab dem Schmuck der Jnnenräume antikisierende Formen. Die
Proben klassischer Malerei stellten sich der bisher herrschenden Richtung nicht so schroff entgegen
wie die Schöpfungen der antiken Plastik. Es ließen sich die malerischen Formen der klassischen
Kunst verwenden, ohne daß man nötig hatte, mit der Überlieferung vollständig zu brechen. Man
glaubte wenigstens an eine Versöhnung beider Elemente und gab sich der Überzeugung hin, die
neuen Errungenschaften mit dem alten Erbe bequem vereinigen zu können. Aber der halbe Weg
der Reform ist ein schlechter Weg. Gerade die Schäden der früher herrschenden Richtung, das
Springer-Osborn, Kunstgeschichte. V. 5. Aufl. 1
 
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