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Springer, Anton; Osborn, Max [Editor]
Handbuch der Kunstgeschichte (Band 5): Das 19. Jahrhundert — Leipzig, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.30792#0041
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3. Carstens und Thorwaldsen.

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schauung entzogen wurde. Die zurückgebliebenen Reste antiker Knnst sprachen nur um so
kräftiger zu dem Geist und weckten eine so mächtige Begeisterung, wie sie das kunsterfüllte
Rom nicht entzündet hatte. Selbst aus Paris kam Zuzug. Gottlieb Schick (1776—1812)
aus Stuttgart verließ Davids Werkstätte, um in Rom seine künstlerische Erziehung zu vollenden.
Seine Gemälde, Apoll unter den Hirten (Abb. 27) und Bacchus und Ariadne, erregten unter
den Fachgenossen großes Aufsehen und weckten große Hoffnungen auf die Zukunft des Malers,



die leider sein srüher Tod vereitelte. Den Weg über Paris nach Rom schlug auch ein anderer
Schwabe ein, Eberhard Wächter (1762—-
1852), als Künstler nur über ein Mittelmaß
von Fähigkeiten gebietend, aber als ehrlicher
Ratgeber der Jugend einflußreich für die spätere

25. Loki, von H. E. Freund.

26. Der Pantherjäger, von I. A. Jerichau.

Entwicklung der deutschen Kunst. Selbst Landschaftsmaler, die am Ende des achtzehnten Jahr-
hunderts über die Alpen nach Rom gewandert waren, entzogen sich dem Zauber des Idealismus
nicht. In Johann Christian Reinhart aus Hof (1761—1847) kämpfte zwar unaufhörlich
der Jäger mit dem Maler, ein Zwiespalt, der die vollkommene Ausbildung der künstlerischen
Natur hemmte. Um so bedeutender wirkte Joseph Anton Koch (1768—1839). Die Gunst
des Bischofs von Augsburg hatte dem tiroler Bauernjungen einen Platz in der Karlsschule zu
Stuttgart verschafft, wilder Freiheitsdrang ihn zu heimlicher Flucht aus der Anstalt bewogen.
Nach längerer Wanderung gelangte er nach Rom, das er mit einer einzigen Unterbrechung bis
zu seinem Tode nicht wieder verließ. Offen bekannte sich Koch als Schäler Carstens'. In
seinen figürlichen Darstellungen, den Illustrationen zu Dante und Ossian, schloß er sich dem
Meister unmittelbar an, ohne freilich bei seiner derben, gern ausgreifenden Natur dessen
 
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