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Springer, Anton; Osborn, Max [Editor]
Handbuch der Kunstgeschichte (Band 5): Das 19. Jahrhundert — Leipzig, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.30792#0042
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Erster Abschnitt: 1750-1819.


27. Apoll unter den Hirten, von G. Schick. Stuttgart, Kgl. Galerie.
(Phot, der Verlagsanstalt Bruckmann, A.-G., München)

gemessenen Formensinn zu erben. Auch in seinem eigentlichen Fach, der Landschastsmalerei,
ging Koch von verwandten Grundsätzen wie Carstens aus. Gegen die von Hackert gepflegte
Vedutenmalerei erhob er heftigen Widerspruch; für die Landschaftsmaler sollte auch das Recht
freier poetischer Schöpfung gelten, die charakteristische Wahrheit der Schilderung die Hauptsache
bildete. Kochs Landschaften fesseln nicht durch ihre malerische Stimmung und harmonische Farben-
wirkung. Sie erscheinen mehr in Linien als in Farben gedacht. Dagegen zeichnen sie sich
durch den klaren und festen Bau der landschaftlichen Gründe, die ausdrucksvolle Kraft der
Formen aus (Abb. 28). Die Empfindung, die aus der Landschaft spricht, wird noch gesteigert
und deutlicher gemacht durch die Staffage. Die Figuren sind im Sinne des Malers keine
äußerliche Zutat, sondern stehen mit der Landschaft, dem natürlichen Schauplatz ihrer Taten,
dem Spiegel ihrer Stimmungen, in engem inneren Zusammenhang. So Prägt sich etwa auf
dem Macbeth-Bilde des Junsbrucker Museums das grausig Unheimliche der Situation in gleichem
Maße in der Landschaft wie in der Staffage aus, der Sturm in der Natur ist der Widerschein
der Leidenschaft, die in den Gemütern der Gestalten des Vordergrunds tobt. Zwischen mensch-
lichen Figuren und Landschaft soll sich ein symbolisches Band knüpfen.
Man hat für Kochs Kompositionsweise wie für die seiner Vorgänger und Nachfolger den
Namen „historische Landschaftsmalerei" geprägt. Nicht ohne Grund. Die mächtigen Formen
seiner Landschaft entfernen uns von dem Alltäglichen, unmittelbar Anheimelnden. Die nicht
selten bis zur Schroffheit gesteigerte Stimmung in der Natur, das Zurückdrängen auch der
reichsten und reizendsten Einzelheiten zugunsten eines durchgreifenden charakteristischen Zuges
wird uns nur verständlich, wenn wir unsere Gedanken in die Vorzeit, in das Heldenalter
 
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