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Springer, Anton; Osborn, Max [Hrsg.]
Handbuch der Kunstgeschichte (Band 5): Das 19. Jahrhundert — Leipzig, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.30792#0058
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Erster Abschnitt: 1750—1819.

enger zu verknüpfen. Göricault wählte für fein erstes großes Bild einen Gegenstand ans der
unmittelbaren Gegenwart, feine Nachfolger zeigten nicht minder einen scharfen Blick für die
lebendigen Jnteresfen der Zeit. In Deutschland konnte man ein so unmittelbares Anrufen des
Volkstümlichen und Nationalen nicht erwarten. Dazu waren die öffentlichen Zustände zu
schwankend und unklar, fehlte uns die Sicherheit des Glaubens an eine stetige nationale Ent-
wicklung und die Einheit der Anschauungen und Ziele. Auch standen einem solchen Vorgehen
die eingebürgerten ästhetischen Grundsätze und Überlieferungen ^im Wege. Es ist bezeichnend,
daß Goethe die Befreiung des Vaterlandes in dem Bilde des erwachenden Epimenides schaute.
Unbestritten hegte aber der Fürst, der Cornelius eine so reiche Stätte des Wirkens in München
schuf, namentlich in seiner Jugend warme patriotische Empfindungen, mochte auch sein „Deutsch-
tum" manchmal krause Formen annehmen. König Ludwig von Bayern wollte eine nationale
Knnst begründen, und ebenso erschien Cornelius die Wiederbelebung der monumentalen Malerei
als das beste Mittel, die Kunst in der Heimat wieder zu Ehren und mit der idealen Bildung,
die in den besten deutschen Kreisen herrschte, in Einklang zu bringen. Die französische und
die deutsche Kunst nahmen in dem Zeitabschnitt von 1819 bis (ungefähr) 1850 ^den gleichen
Ausgangspunkt.
 
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