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Springer, Anton; Osborn, Max [Hrsg.]
Handbuch der Kunstgeschichte (Band 5): Das 19. Jahrhundert — Leipzig, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.30792#0060
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40

Zweiter Abschnitt: 1819—1850.

feierlich aufnimmt, die von Poseidon beherrschte Wasserwelt und endlich das Reich des Hades
mit Orpheus uud Eurydike. Eine ähnliche Gedankengliederung beobachten wir im „Heroensaal".
Die Hochzeit des Pelcus und der Thetis, in dem Mittelfelde der Decke gemalt, bildet den
Ausgangspunkt der Schilderung, dem dann das Vorspiel des trojanischen Krieges, das Urteil
des Paris, die Entführung der Helena, Hektors Abschied (Abb. 43) und weiter, aber noch
immer an der Decke, bedeutsame Episoden des Kampfes folgen, bis endlich drei große Wand-
gemälde die gewaltigen Schicksalsschläge, welche die Stadt des Priamos trafen, uns vor
Augen führen.
Als Cornelius die Glyptothekfresken begann, weilte er nur als Gast in München. Seine
amtliche Stellung wies ihn nach Düsseldorf, wo er auf Anregung Niebuhrs 1821 die Leitung
der Akademie übernommen hatte. Er betrachtete aber Düsseldorf eigentlich nur als fein
Winterquartier; hier ruhte er von der Münchener Arbeit aus oder bereitete seine Münchener
Werke vor. Für seine persönliche Entwicklung blieb der Aufenthalt in Düsseldorf ohne
Bedeutung, und ebenso verflüchtigten sich die Spuren, die er und seine Schüler hinterließen,
in kurzer Zeit.

Im Jahre 1825 siedelte Cornelius dann vollständig nach München über und trat
als Langers Nachfolger an die Spitze der Akademie. Nach menschlichem Dafürhalten
mußte von diesem Zeitpunkt an seine wahre Glanzperiode beginnen. Indes gar bald wurde
er inne, daß die ersten Münchner Jahre, während er an den Glyptothekfresken arbeitete,
die glücklichsten und zugleich die fruchtbarsten waren. Das harmonische Wechselverhältnis mit
den Schwesterküusteu blieb aus. Der angesehenste Baumeister, Leo von Klenze, stellte sich

Cornelius feindselig gegenüber; selbst die Gunst des Königs erwies sich als schwankend und
die freie Künstlertätigkeit hemmend. Es war doch ein wunder Punkt, daß die Kunst, die auf
nationaler Grundlage ausgebaut werden sollte,
schließlich doch nur von einer einzigen
sönlichkeit abhängig blieb. Der
König wollte mehr sein als ein
bloßer Mäcen, er wollte nicht
nur die Kunst fördern und
die Mittel zu ihrer
Hebung beisteueru,
sondern auch
auf diesem
Gebiet
fei-


43. Hektors Abschied von Andromache, von P. Cornelius. München, Glyptothek.
 
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