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Zweiter Abschnitt: 1819—1850.
Bilder danken dem Shakespearekultus ihren Ursprung. In einer zweiten Reihe von Werken
streifte er das novellistische Gebiet, suchte durch die dicht nebeneinander gestellten Gegensätze der
Stimmung, des Charakters zu wirken, wie in dem „Krieger und seinem Kinde", dem „Kranken
Ratsherrn und seiner Tochter" und anderen. Doch gelang ihm die individuelle Durchbildung
der Gestalten sehr selten; auch zu einer kräftigen Naturwahrheit der Farbe gelangte er nicht,
obschon er den alten Niederländern nacheiserte und, wie seine Verehrer meinten, sie auch nahezu
an „Realität der Darstellung" erreichte. Die volle Sonnenhöhe schien die ältere Düsseldorfer
Schule erreicht zu haben, als Eduard Bendemann (1811—1889) mit feinen trauernden
Juden in Babylon (1832, Abb. 54) und seinem Jeremias auftrat. Der Mendelssohn der
55. Eutenspiegel und der Bäcker,
von Ad. Schrödter.
56. Aus eiuer Randzeichnung zu Reinicks
Liedern eines Malers, von Ad. Schrödter.
(Nach Kutschmann, Geschichte der deutschen Illustration.)
Malerei war gefunden. Bendemann beharrte bei dem Grundton, den die Schule in ihren
Bildern anzuschlagen liebte, und ließ gleichfalls das lyrische Element mit einem leisen Anklang
schwermütiger Trauer in seinen Schilderungen vorwalten. Indem er es aber mit einem
heroischen Inhalt verknüpfte, den Widerschein großer Ereignisse in der Stimmung ihrer Helden
zum Ausdruck brachte, gewann er der Kunst neue Wirkungen ab. Eine sorgfältig durchdachte
Komposition, eine feste Zeichnung und gefällig freundliche Färbung trugen dazu bei, den
Künstler und feine Werke rasch volkstümlich zu machen. Bendemann übersiedelte 1838 nach
Dresden, wo ihn die Ausschmückung des königlichen Schlosses mit sinnig erdachten und fleißig
ausgeführten Fresken lange Jahre beschäftigte; 1859 kehrte er wieder nach Düsseldorf zurück,
ohne jedoch aus den weiteren, wesentlich veränderten Gang der Schule einen großen Einstuß
zu üben.
Mitten unter die fröhlichen, gern scherzenden Rheinländer verpflanzt, konnten die Düssel-
dorfer Künstler auf die Dauer der lebendigen Einwirkung der neuen Heimat nicht widerstehen.
Auch in ihre Kreise drang bei aller Vorliebe für das Elegische und Sentimentale ein heiterer
Zweiter Abschnitt: 1819—1850.
Bilder danken dem Shakespearekultus ihren Ursprung. In einer zweiten Reihe von Werken
streifte er das novellistische Gebiet, suchte durch die dicht nebeneinander gestellten Gegensätze der
Stimmung, des Charakters zu wirken, wie in dem „Krieger und seinem Kinde", dem „Kranken
Ratsherrn und seiner Tochter" und anderen. Doch gelang ihm die individuelle Durchbildung
der Gestalten sehr selten; auch zu einer kräftigen Naturwahrheit der Farbe gelangte er nicht,
obschon er den alten Niederländern nacheiserte und, wie seine Verehrer meinten, sie auch nahezu
an „Realität der Darstellung" erreichte. Die volle Sonnenhöhe schien die ältere Düsseldorfer
Schule erreicht zu haben, als Eduard Bendemann (1811—1889) mit feinen trauernden
Juden in Babylon (1832, Abb. 54) und seinem Jeremias auftrat. Der Mendelssohn der
55. Eutenspiegel und der Bäcker,
von Ad. Schrödter.
56. Aus eiuer Randzeichnung zu Reinicks
Liedern eines Malers, von Ad. Schrödter.
(Nach Kutschmann, Geschichte der deutschen Illustration.)
Malerei war gefunden. Bendemann beharrte bei dem Grundton, den die Schule in ihren
Bildern anzuschlagen liebte, und ließ gleichfalls das lyrische Element mit einem leisen Anklang
schwermütiger Trauer in seinen Schilderungen vorwalten. Indem er es aber mit einem
heroischen Inhalt verknüpfte, den Widerschein großer Ereignisse in der Stimmung ihrer Helden
zum Ausdruck brachte, gewann er der Kunst neue Wirkungen ab. Eine sorgfältig durchdachte
Komposition, eine feste Zeichnung und gefällig freundliche Färbung trugen dazu bei, den
Künstler und feine Werke rasch volkstümlich zu machen. Bendemann übersiedelte 1838 nach
Dresden, wo ihn die Ausschmückung des königlichen Schlosses mit sinnig erdachten und fleißig
ausgeführten Fresken lange Jahre beschäftigte; 1859 kehrte er wieder nach Düsseldorf zurück,
ohne jedoch aus den weiteren, wesentlich veränderten Gang der Schule einen großen Einstuß
zu üben.
Mitten unter die fröhlichen, gern scherzenden Rheinländer verpflanzt, konnten die Düssel-
dorfer Künstler auf die Dauer der lebendigen Einwirkung der neuen Heimat nicht widerstehen.
Auch in ihre Kreise drang bei aller Vorliebe für das Elegische und Sentimentale ein heiterer