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Springer, Anton; Osborn, Max [Hrsg.]
Handbuch der Kunstgeschichte (Band 5): Das 19. Jahrhundert — Leipzig, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.30792#0123
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6. Ingres und die Wiederbelebung der klassischen Richtung.

101

Spiel den Namen des Verstorbenen. Das ist der Schmuck des Denkmals, das David zu Ehren
des griechischen Freiheitskämpfers Markos Botzaris schuf. Auf dem Monument des Generals
Bonchamp stellte er den Vendserführer dar, wie er, zum Tode verwundet, noch die letzte Kraft
benutzt, um feinen Scharen Schonung der Gefangenen zu befehlen. Die selbständige, auf
Wahrheit und ungebundene Kraft des Ausdrucks hinzielende Art des Meisters bekunden noch
zwei andere berühmte Werke: die Marmorstatue des „letzten Griechen" Philopömen, der mit
starker Hand den Pfeil aus der Schenkelwunde herauszieht (im Louvre), und das mächtige
Relief im Giebelfeld des Pantheon. Das Vaterland, eine in antikem Stil gehaltene Gestalt,
von der Freiheit und der Geschichte begleitet, reicht den großen Männern des modernen Frank-


105. Bonaparte, von P. I. David d'Angers.

reich (man bemerkt unter ihnen Malesherbes, Mirabeau, Voltaire, Rousseau, Cuvier, Laplace,
Bonaparte, den Tambour von Marengo und andere) Lorbeerkränze.
David d'Angers wurde durch feine persönliche Natur der realistischen Auffassung zuge-
sührt. Bei einem anderen Bildhauer, dem berühmten Tierbildner Antoine-Louis Barye
(1795 —1875), brachte die Natur der dargestellten Gegenstände diese Annäherung zuwege.
Barye hatte als Knabe eine Handwerkererziehung empfangen; erst mit einundzwanzig Jahren
trat er in Bofios Werkstatt ein, wo freilich fein eigentümliches Talent geringe Nahrung erhielt.
Darstellungen der Tiere bildeten die schwächste Seite der klassischen Schule. Überhaupt fand
Barye in der offiziellen akademischen Welt zeitlebens nur wenig Anerkennung und wurde da-
durch gezwungen, sich mit dem Kunsthandwerk in Verbindung zu setzen, dessen beste Stütze und
glorreichster Vertreter er nachmals werden sollte. Weltberühmt sind die Pariser Bronzen, zu
 
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