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Springer, Anton; Osborn, Max [Hrsg.]
Handbuch der Kunstgeschichte (Band 5): Das 19. Jahrhundert — Leipzig, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.30792#0310
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268

Dritter Abschnitt: 1850—1870.

erschienen gegenüber den von dort gesandten Arbeiten und den Waren des Orients mit ihrem
Reichtum an Formen nnd Farben die Leistungen der übrigen Nationen; mit Schrecken gewahrte
man den Niedergang des Geschmacks. De Laborde schrieb seinen berühmt gewordenen, für die
Geschichte des modernen Kunstgewerbes bedeutungsvollen Ausstellungsbericht, in dem er diese
Zustände klarlegte, und führte die wichtigsten der darin entwickelten Gedanken später in seinem
Buche „Os 1'Oräou äss u4rt8 st äs I'Iuäu8tris" weiter aus, indem er gleich in diesem Titel
den Stier bei den Hörnern Packte. Die unmittelbare Folge der Londoner Ausstellung war,
daß man sich überall zu einer durchgreifenden Reform des bestehenden Betriebes entschloß.
Zunächst in England selbst, wo diese Ideen in dem Prinzgemahl einen mächtigen Förderer
fanden und wo Gottfried Semper, der wegen feiner Beteiligung an den Dresdner Revolutions-
stürmen Deutschland verlassen mußte, seit 1849 weilte. Die kunstgeschichtliche Zeit suchte natür-


290. Das Parlameutsgebäude in Loudon, von CH. Barry.

lich die Gesundung durch ein gründliches Bad in der Vergangenheit zu erreichen: sie gründete
Kunstgewerbegalerien. Im Auftrage des Prinzen Albert entwarf Semper den Organisations-
plan für das South Kensington Museum; zugleich schüttete er in der Schrift „Wissenschaft,
Industrie und Kunst" sein Herz aus (Abb. 292). England ging auch weiter führend voran.
1853 ward das „Osxurtsrnsut ot Lsisnss auä 4ort" begründet. Ausstellungen wurden ver-
anstaltet, Unterrichtskurse geschaffen, anregende Schriften verbreitet, und in verhältnismäßig
kurzer Zeit hatte sich die englische Kunstindustrie zu einer tonangebenden Stellung empor-
gearbeitet. Auch in Frankreich und Deutschland wurden nun Kunstgewerbeschulen und -Museen
vom Staate ins Leben gerufen. 1864 eröffnete das „Österreichische Museum für Kunst und
Industrie", das der Leitung Rudolf Eitelberger von Edelbergs (1817—1885) unterstellt
wurde, seine Pforten. Neben Eitelberger wirkten Freiherr Armand von Dumreicher und Jakob
von Falke im Dienste des neuen Gedankens, und der rastlosen Tätigkeit dieser ausgezeichneten
Gelehrten hatte Wien es zu danken, daß es bald in allen kunstgewerblichen Fragen an der
 
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