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Springer, Anton; Osborn, Max [Hrsg.]
Handbuch der Kunstgeschichte (Band 5): Das 19. Jahrhundert — Leipzig, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.30792#0353
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I. Der Impressionismus und die Franzosen.

301

Führern, die ihr die Wege gewiesen, nicht aufnehmen kann, so ist es nicht deshalb, weil sie in
trägem Beharren sich damit begnügte, nur immer die alten Rezepte zu wiederholen, sondern
weil sie allzu gierig bestrebt ist, neue Möglichkeiten des malerischen Ausdrucks zu finden, die
ihrer Künstlersehnsucht noch restlosere Erfüllung bringen könnten. Was die französische Malerei
seit einem Jahrhundert ausgezeichnet hat, ist auch heute noch unverändert geblieben: der wunder-
bare künstlerische Geist, der in ihr lebt, das außerordentlich fein entwickelte Gefühl für das
Wesen der Farbe, das auch den Werken der Talente zweiten Ranges eine Anmut und einen
Reiz verleiht, um die sie andere Völker beneiden, ja das selbst der Mittelmäßigkeit immer noch
ein erträgliches Niveau sichert. Auch in Frankreich sehlt es nicht an trivialem Geschmack und
Publikum und nicht an Künstlern, die sich zu seinen Dienern machen. Aber in keinem anderen
Lande ist der Prozentsatz der künstlerisch Empfindenden und Verstehenden, ist die Zahl der
kühnen und schöpferischen Talente so groß wie hier. Frankreich war die Heimat der modernen
Malerei, es bleibt ihre Zufluchtsstätte.


320. Vor der Operation, von H. Gervex.
(Gazette des Beaux-Arts)
 
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