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Springer, Anton; Osborn, Max [Hrsg.]
Handbuch der Kunstgeschichte (Band 5): Das 19. Jahrhundert — Leipzig, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.30792#0412
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352

Vierter Abschnitt: 1870—1900.

man sucht mannigfaltigere Farben- und Beleuchtungsspiele. Julius Exter (geb. 1863) übte
sich in Besnardschen Farbenphantasien (Die Welle, Adam und Eva), schwenkte aber zur rechten
Zeit zu einem kräftigen Vortrag ab, der ihn davor schützte, ins Weichlich-Süßliche hinabzugleiten.
Ländliche Bauernszenen halfen ihm dabei, aus den Extravaganzen eines symbolistischen Farben-
mystizismus den Weg ins Freie zu gewinnen. Nicht weit von Exter steht Albert von Keller
(geb. 1845), dessen Malerei sich durch eine Weltmannsnoblesse auszeichnet, die für Deutschland
ungewöhnlich ist (Abb. 378). Delikate Farbenwirkungen zu suchen, immer auf neue koloristische


374. Nachbars Kinder, von Fr. Kalluwrgen.
Sensationen zu sahnden, ist seine Lust. Er malt die Eleganz der vornehmen Welt, das Leben
der Gesellschaft, graziöse Damen in schillernden Toiletten, Zigaretten rauchende Kavaliere. Auch
in vergangene Zeiten ging Keller zurück und schilderte farbenprächtige Szenen aus dem orien-
talischen Urchristentum, da das Wunder lebendig war, aus dem Mittelalter, da man schöne
Hexen verbrannte, aus der Üppigkeit des alten Rom, da nackte Frauen unter blauem Himmel
im marmornen Bassin ihr Bad nehmen. Ein eigentümliches zartes Licht, das die Gestalten
und Gesichter weich modelliert und die Köpfe mit einem blendenden Schein umschmeichelt, ist
 
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