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Springer, Anton; Osborn, Max [Hrsg.]
Handbuch der Kunstgeschichte (Band 5): Das 19. Jahrhundert — Leipzig, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.30792#0416
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Vierter Abschnitt: 1870—1900.

Marses ausgestreut worden waren. Was diese Meister gefordert hatten, fand jetzt endlich auch
bei der jüngeren Generation ein Echo. In Max Klinger (geb. 1857 in Leipzig) vor allem
erstand Böcklin ein Schüler, der seine Lehren weiter gab; er hat selbst in einem Widmungs-
blatt an den Meister sein Verhältnis zu ihm in der Gruppe symbolisiert, da Aphrodite ihren
Sohn Eros in der Kunst des Bogenschießens unterweist. Doch über diese Schule wuchs Klinger
hinaus zu einer Persönlichkeit von eigenster Kraft. Wenn Böcklin sich lachend über das Ge-

379. Ochsen im Wasser, von H. Zügel.


triebe der Gegenwart in eine zeitlose Welt der Schönheit und Dichtung erhebt, so gehört er zu
denen, die sich im tiefsten Herzen als Söhne ihrer Zeit fühlen und alle Kämpfe und Leiden-
schaften der Gegenwart am eigenen Leibe schmerzlich spüren. Mit Radierungen von heiterer
und origineller Phantasie begann er (Rettungen ovidischer Opfer, Paraphrase auf den Fund
eines Handschuhs), in graphischen Folgen von fortreißender, oft grotesker Wildheit hat er dann
mit einem Reichtum der Erfindung, in dem ihm keiner gleichkommt, den Zweifeln und Schauern,
der Unseligkeit nnd Zerrissenheit, den Qualen und der Sehnsucht der modernen Seele Gestalt
 
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