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Springer, Anton; Osborn, Max [Hrsg.]
Handbuch der Kunstgeschichte (Band 5): Das 19. Jahrhundert — Leipzig, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.30792#0428
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366

Vierter Abschnitt: 1870—1900.

uns dessen stets bewußt bleiben, um vom Ausland zu lernen, was nur von ihm zu lernen ist,
und diese Erfahrungen mit unablässiger Selbstzucht zu verbinden.
Die englische Malerei allerdings hatte mit den großen Taten in der ersten Halste und
um die Mitte des Jahrhunderts ihre höchste Kraft erschöpft. Sie hat ihre Stellung als Bahn-
brecherin der modernen Kunst, die sie an Frankreich abgab, nicht mehr zurückerobert. Auch die
Ausläufer der präraffaelitischen Bewegung stehen hinter den Begründern der Bruderschaft weit
zurück, wenngleich ihnen noch am ehesten eine internationale Wirkung beschieden war. Das


394. Tanz der Nymphen und Schnitter,
Zeichnung von W. Crane zu Shakespeares „Sturm".

Werk des Rossetti setzte Edward Burne-Jones (1833—1898) fort. Er hat es mit seinen
überschlanken, überzarten Frauengestalten (Abb. 392), mit der eigentümlichen Phantastik seiner
idealen Traumwelt, mit dem gotisch strengen Stil seiner dekorativen Linien zu großer Volks-
tümlichkeit gebracht. Aber den Bildern seines Meisters und Vorbildes gegenüber erscheinen die
Arbeiten Burne-Jones' doch nur wie eine schwächere Nachahmung. Die sinnliche Glut im
Ausdruck der Gesichter und in den Farben, die bei Rossetti zu finden war, erscheint hier ge-
dämpft, die verhaltene Leidenschaft, die dort glühte, ist verflogen. Burne-Jones' Liebesbilder
 
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