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Erdgöttin Demeter erzeugten, dem Tode entkam und in dem Heiligthume des Poseidon auf dem soge-
nannten Rosshügel (nohoovos "iws) bei Athen von Theseus Aufnahme fand und durch ihn die Bestat-
tung der gefallenen Helden und Verbündeten erlangte. Man sieht ihn in der Mitte des Bildes, das
unruhige Boss beim Zügel geleitend, einen weissen Reisehut auf dem Haupte, eine Pelta oder einen
leichten halbmondförmigen Schild mit dem Zeichen zweier Disken am Arme und zwei Lanzen in der
Hand tragend, im kurzen Kriegermantel sich dem Theseus nahen, welcher, mit weisser Binde um das
Haupt, mit dem Scepter in der Hand und vom Gewandüberwurf umhüllt, auf einem Feldstuhl sitzt.
Diesem gegenüber, auf eben solchem Stuhle, ruht ein in bunt verziertem Mantel gehüllter Greis mit
langem weissen Bart und Haupthaar, sich auf einen Stab stützend, vermuthlich der Priester des Lokal-
gottes Poseidon, und hinter dem Theseus steht ein nackter, mit weisser Kopfbinde geschmückter Diener,
das Gesicht nach dem Ankömmling zurückgewandt, im Begriff, ihn zu den Wohnungen des Heiligthums
zu führen.

Taf. XII.

Gemälde auf fünf verschiedenen Lekythen aus Athen.

1. In des Consuls Fauvel Sammlung, von nachgeahmtem altem Styl. Wettrennen zweier lang
bekleideter und gegürteter Wagenlenker, von denen jeder ein Viergespann von Pferden mit der Gerte
antreibt, um die als Ziel ausgestellten und in einem Weinkessel, Lebes, aufbewahrten Ueberbleibsel
eines Todten her, welche, wenn das Feuer des Rogus niedergebrannt war, aus der Asche gesammelt
wurden {legere ossa). Sie feiern nach altem Gebrauch Leichenspiele zu Ehren des Verstorbenen auf
seinem Grabesplatze. Eben solche ehernen Gefässe, wie das hier abgebildete, mit Asche, Gebeinen und
Todtengaben angefüllt und mit Ringen als Handhaben versehen, werden noch heut zu Tage aus den
athenischen Gräbern hervor gezogen. Den Hintergrund des Bildes schmücken Epheuranken.

2. Gemälde derselben Sammlung und von demselben Styl. Wettrennen zwischen einem Wagen-
lenker auf einer Quadriga und einem schwer Bewaffneten oder Hopliten zu Fuss um die Grabesstele des
Verstorbenen. Der erste erscheint in langem weissen Kleide, der Tracht der eleusinischen Eingeweihten,
mit purpurrothem Gürtel und eben solcher Kopfbinde, eine Gerte in der Hand haltend; der zweite im
Panzer mit hochbuschigem Helm, Schild und Speer; beide haben das Ziel, die auf breiter Stufe ste-
hende, phallenförmige kurze Grabsäule von weissem Stein erreicht.

3. Krönung eines Nemeoniken, Gemälde in acht-archaischem Styl, im Nachlass des verstor-
benen Fr. North Lord Guilford. Die mittlere Hauptgruppe bildet ein epheubekränzter und mit purpur-
verbrämtem langen Mantel bekleideter bärtiger Agonothet oder Kampfrichter, welcher dem vor ihm
stehenden nackten Athleten Epheuranken, das Symbol der nemeischen Siege, um das Haupt windet.
Zugleich hält dieser in vorgebeugter Stellung fünf Epheuzweige, wahrscheinlich in Bezug auf den gewon-
nenen Fünfkampf, Pentathlon, wie weiterhin aus der Darstellung erhellt, in den Händen und trägt eine
purpurne Siegerbinde, Taenia, am Arm herab hängend. Ueber seinem Haupte steht der Name: ainio25
nebst dem Zusatz KAA02, der schöne Ainios *). Dieses Beiwort ist hier nicht bloss dem Sieger gegeben,
sondern auch seinen beiden Mitkämpfern, nackten Athleten, die links und rechts neben zwei epheu-
bekränzten, bärtigen Rabdouchen oder Stabträgern mit hohen Knotenstöcken und purpurverbrämten
langen Mänteln hervortreten, indem der eine, mit der Inschrift: -4-API2 KAA02, der schöne Charis oder

*) Der Name kommt schon Jlias XXI. v. 210. vor, wo er einem von Achill getödteten Päonier beigelegt ist.
 
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