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Handlung des Führens und Geleitens der Göttin, wie das Seitenstück, die Einführung des Dionysos-
knaben in den Himmel, bloss durch das Tragen des Hermes. Herakles erscheint hier in vollständiger
Rüstung, aus dem Fell des cithäronischen oder nemeischen Löwen, dessen Kopf mit den weissen
Zähnen er als Helm, dessen Leib er als Panzer, dessen Schweif er als Gürtel trägt, mit einem
Schwerdt an der Seite, mit der aus Holz vom wilden Oelbaum geschnitzten Keule *) und dem daran
gehängten, fellbedeckten Köcher auf der Schulter. Nach einer religiösen Sage empfing er verschiedene
in seiner Tracht enthaltene Stücke als Geschenke von den Göttern, wie das Schwerdt von Hermes,
die Pfeile von Apollon, Keule und Panzer von Hephästos, das Untergewand, Chiton, von Athene. Diese
erst bei Verrichtung seiner zwölf Arbeiten zusammen gebrachten und gebrauchten Dinge deuten hier
auf die Vollbringung seiner Grossthaten, von der er eben zurückgekehrt ist. Die vor ihm stehende
Göttin und Heldenfreundin Pallas Athene, deren Hautfarbe durch Weiss angegeben, die mit einem
Chiton poeleres, darüber gelegtem Peplon, schlangcnbesetzter Aegis, hochbuschigem Helm und Speer
versehen ist, hat ihm zum Zeichen des Versprechens, dass er fortan stets mit den Göttern wohnen
solle, und zu seiner Einführung die Rechte geboten, Herakles dieselbe, alterthümlicher Sitte gemäss,
an der Handwurzel (xagroV *%: %«goV) gefasst. Durch das Händegeben pflegten schon die Alten freund-
schaftliche Aufnahme, Verbindung der Herzen auszudrücken. Zwischen beiden Figuren fügte der Vasen-
maler, hier gewiss nicht bloss in verzierender Absicht, einen mit der Spitze nach unten gekehrten
Speer, aus dem sich oben eine Palmette entfaltet, hinzu, vielleicht als ein Zeichen der vollendeten
Kampfaufgaben und des bestehenden Friedens des Herakles. Die auf der Bildfläche vorhandenen flüch-
tigen Schriftzüge sind unvollständig und gewähren keinen befriedigenden Sinn.

4. nnd 5. Diese zu beiden Seiten des eben gedachten Gemäldes stellen verschiedene Ornamente
vor, welche an Henkeln und Rändern von Vasen vorkommen.

6. Sieg der Pallas Athene über den Asterios, Gemälde in des Consuls Fauvel Sammlung.
Diesen, als eine einzelne Grossthat der Göttin aus der Gigantenschlacht hervorgehobenen und abgeson-
derten Gegenstand pflegte man in dem Peplon des kleinen Panathenäen-Festes, des älteren in Athen,
einzuweben, während die ganze Gigantomachie auf dem Peplon des grossen Panathenäen-Festes vorkam,
und vielleicht besitzen wir hier das Nachbild von einer solchen Darstellung auf dem bald rothen, bald
gelben Gewände der Göttin, welche den Beinamen Gigantenwürgerin trug.

Die Giganten in vorliegendem Gemälde entsprechen der bekannten früheren Vorstellungsweise,
wo sie nicht, wie in späteren Zeiten, als Schlangenfüssler mit schuppiger Haut, sondern als bewaffnete
grosse Männergestalten mit herabgelassenen buschigen Helmen, Panzern, Beinschienen, Schilden und
Speeren erschienen. Der Gigant Asterios liegt in der Mitte auf den Knien rückwärts niedergestürzt
und von einem Speer durchbohrt, üeber ihn beugt sich Pallas Athene, die mit Schlangen eingefasste
Aegis vorstreckend, im Peplon gekleidet und behelmt; sie stemmt den Fuss auf ihn und versetzt ihm
mit einem zweiten Speere den Todesstreich. Links schreitet ein anderer Gigant Speer-werfend auf
sie zu, und rechts wendet sich, erschrocken staunend, ein dritter von ihr hinweg.

T a f. XtV.

Fünf Lekythengemälde im nachgeahmten hieratischen Styl aus des Consuls Fauvel Sammlung
zu Athen.

*) Pausan. IL 31, 13.
 
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