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drückt durch die Geberde des Erstaunens seine getäuschte Erwartung aus. Als Zuschauer sitzt ihm
gegenüber ein kahlköpfiger, bärtiger Silen, auf einem Felsenstück hockend und den Kopf mit beiden
Händen unterstützend. Hinter ihm steht, als wäre er nachgeschickt, bei einem Baumstamm ein eben
solcher Silen, weit vorwärts gebeugt, die Arme zwischen den geschlossenen Knieen herabzwängend,
das Kinn vorstreckend, und sieht aufmerksam mit verhaltener Lust und Schadenfreude dem Getäuschten
zu. Alle drei sind nackt, spitzohrig und geschweift dargestellt; dem gemäss tritt auch in ihrem ganzen
Wesen die charakteristische Eigenthümlichkeit roher Landleute hervor, wobei im possirlichen Beneh-
men ächter Humor sich zeigt. Fels und Baum deuten hier eine wilde Gegend an.
5. Preisvase aus Athen in Form einer Trinkschaale, Kylix, inwendig mit folgendem Randge-
mälde von der feinsten Zeichnung ausgeschmückt.
6. Die bekränzte und geflügelte Siegesgöttin Nike, durch die Namensbeischrift bezeugt, mit lan-
gem feinem Chiton und umgeworfenem Chlamidion angethan, trägt in den Händen die dem Sieger be-
stimmten Preisvasen und theilt sie mit huldvoller Miene bei den Wettspielen aus. Ein nackter bärti-
ger Athlet, dessen Haupt gekrönt ist, und der in der Linken ein Schabeisen, strigilis, nebst Zubehör,
als Zeichen gymnischer Kämpfe hält, empfängt zu der schon vor ihm stehenden flydria einen Lc-
bes oder ehernes Becken, nebst einer Lepaste oder niedrigen zweihenkeligen Trinkschaale, die an ih-
rem Finger herabhängt. Am Rande des Rundgemäldes befindet sich die Inschrift EriMErPA'FE, von
welcher die beiden letzten Buchstaben weggelassen sind; sie bezeugt, dass Hegias die Vase gemalt.
Da die Athener sehr eifersüchtig auf eine solche Auszeichnung waren, so ist dieses das einzige bishe-
rige Beispiel dieser Art aus Athen geblieben, obgleich aus italischen Orten schon eine Reihe von
Künstlernamen durch Vasen bekannt geworden.
Taf. XXVI.
1. und 2. Komisehe Weiberscene in dem Sinn der Ekklesiazusen des Aristophanes auf einer
kleinen Schminkbüchse von der darunter abgebildeten Form % einer Art Kylichne, aus der Fauvel-
schen Sammlung zu Athen.
In der Mitte zweier, von Mänteln bis über den Kopf verhüllter alter wohlbeleibter Frauen, die,
auf Bänken ruhend, den Vorsitz in der gegenwärtigen Weiber-Versammlung zu behaupten scheinen
und wichtige Mienen machen, stellt eine Rednerin und hält mit Würde den Vortrag. Auch eine dritte,
ganz verhüllte Zuhörerin naht neugierig und horcht auf ihre Worte; zugleich versuchen zwei andere
Frauen zierliche Tanzstellungen und Geberden. Eine von den beiden Zuhörerinnen zeichnet sich da-
durch aus, dass ihr Antlitz von vorn gezeigt ist; ein seltener Fall auf den Vasenbildern.
Die Oertlichkeit eines inneren Gemaches, wo die dramatische Scene vorgeht, ist durch eine
Säule und durch an der Wand aufgehängte Gegenstände, wie Kopf binden, Tänien, Pantoffeln u. dgl,
bezeichnet.
3. und 4. Rundbild im Innern einer Trinkschaale, Kylix, von der nebenangezeigten Form aus
vorerwähnter Sammlung zu Athen.
Ein glattköpfiger, nackter Silen steht, den Körper vorbeugend und die Hände auf die Knie
stützend, mit eingebogenem Rücken und herabhangendem Schweif in possirlicher Stellung da, im Be-
griff ein eifriges Gespräch mit einem Knaben zu führen, der, von einem Mantel umhüllt, schalkhaft
über ihn lächelnd zuhört.
5. Eben solches Rundbild von einer Trinkschaale, wie die vorige, aus derselben Sammlung
zu Athen, nebst ergänzter Beschädigung.
drückt durch die Geberde des Erstaunens seine getäuschte Erwartung aus. Als Zuschauer sitzt ihm
gegenüber ein kahlköpfiger, bärtiger Silen, auf einem Felsenstück hockend und den Kopf mit beiden
Händen unterstützend. Hinter ihm steht, als wäre er nachgeschickt, bei einem Baumstamm ein eben
solcher Silen, weit vorwärts gebeugt, die Arme zwischen den geschlossenen Knieen herabzwängend,
das Kinn vorstreckend, und sieht aufmerksam mit verhaltener Lust und Schadenfreude dem Getäuschten
zu. Alle drei sind nackt, spitzohrig und geschweift dargestellt; dem gemäss tritt auch in ihrem ganzen
Wesen die charakteristische Eigenthümlichkeit roher Landleute hervor, wobei im possirlichen Beneh-
men ächter Humor sich zeigt. Fels und Baum deuten hier eine wilde Gegend an.
5. Preisvase aus Athen in Form einer Trinkschaale, Kylix, inwendig mit folgendem Randge-
mälde von der feinsten Zeichnung ausgeschmückt.
6. Die bekränzte und geflügelte Siegesgöttin Nike, durch die Namensbeischrift bezeugt, mit lan-
gem feinem Chiton und umgeworfenem Chlamidion angethan, trägt in den Händen die dem Sieger be-
stimmten Preisvasen und theilt sie mit huldvoller Miene bei den Wettspielen aus. Ein nackter bärti-
ger Athlet, dessen Haupt gekrönt ist, und der in der Linken ein Schabeisen, strigilis, nebst Zubehör,
als Zeichen gymnischer Kämpfe hält, empfängt zu der schon vor ihm stehenden flydria einen Lc-
bes oder ehernes Becken, nebst einer Lepaste oder niedrigen zweihenkeligen Trinkschaale, die an ih-
rem Finger herabhängt. Am Rande des Rundgemäldes befindet sich die Inschrift EriMErPA'FE, von
welcher die beiden letzten Buchstaben weggelassen sind; sie bezeugt, dass Hegias die Vase gemalt.
Da die Athener sehr eifersüchtig auf eine solche Auszeichnung waren, so ist dieses das einzige bishe-
rige Beispiel dieser Art aus Athen geblieben, obgleich aus italischen Orten schon eine Reihe von
Künstlernamen durch Vasen bekannt geworden.
Taf. XXVI.
1. und 2. Komisehe Weiberscene in dem Sinn der Ekklesiazusen des Aristophanes auf einer
kleinen Schminkbüchse von der darunter abgebildeten Form % einer Art Kylichne, aus der Fauvel-
schen Sammlung zu Athen.
In der Mitte zweier, von Mänteln bis über den Kopf verhüllter alter wohlbeleibter Frauen, die,
auf Bänken ruhend, den Vorsitz in der gegenwärtigen Weiber-Versammlung zu behaupten scheinen
und wichtige Mienen machen, stellt eine Rednerin und hält mit Würde den Vortrag. Auch eine dritte,
ganz verhüllte Zuhörerin naht neugierig und horcht auf ihre Worte; zugleich versuchen zwei andere
Frauen zierliche Tanzstellungen und Geberden. Eine von den beiden Zuhörerinnen zeichnet sich da-
durch aus, dass ihr Antlitz von vorn gezeigt ist; ein seltener Fall auf den Vasenbildern.
Die Oertlichkeit eines inneren Gemaches, wo die dramatische Scene vorgeht, ist durch eine
Säule und durch an der Wand aufgehängte Gegenstände, wie Kopf binden, Tänien, Pantoffeln u. dgl,
bezeichnet.
3. und 4. Rundbild im Innern einer Trinkschaale, Kylix, von der nebenangezeigten Form aus
vorerwähnter Sammlung zu Athen.
Ein glattköpfiger, nackter Silen steht, den Körper vorbeugend und die Hände auf die Knie
stützend, mit eingebogenem Rücken und herabhangendem Schweif in possirlicher Stellung da, im Be-
griff ein eifriges Gespräch mit einem Knaben zu führen, der, von einem Mantel umhüllt, schalkhaft
über ihn lächelnd zuhört.
5. Eben solches Rundbild von einer Trinkschaale, wie die vorige, aus derselben Sammlung
zu Athen, nebst ergänzter Beschädigung.