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2. Form der Vase. Durch diese giebt sie sich als eine Art mit Deckel versehener Büchse
(*t#0 zu erkennen, welche nach den Berichten der Alten*) unter dem Namen Kylichne, Weihrauch
und andere Wohlgerüche enthaltend, hei den Aerzten im Gebrauch war, aber auch den Frauen zur
Aufbewahrung ihres Geschmeides diente; durch den Gegenstand des Deckelgemäldes wird ihre Be-
stimmung zu einem Hochzeitsgeschenk bezeichnet, welches der Bräutigam oder ein naher Verwandter
der Braut darzureichen pflegte.

Eine schön verschlungene Palmettenverzicrung bildet einen Gürtel um das Gefass, und Eier-
stäbe fassen die Ränder desselben ein. Auch in Marmor, Alabaster und Erz kommt diese, anfangs
aus Holz geschnitzte, Vasenform vor.

Taf. XXVIII.

1. Gemälde der auf der Mitte abgebildeten Vase aus Athen, in der Sammlung des Herrn
Lusieri, von trefflicher Zeichnung im schönen vollkommen attischen Styl. Der mystische Eros oder
Iacchos, nackt, einen Myrtenkranz der Eingeweihten ums Haupt, mit ausgebreiteten Flügeln, reitet
auf einem gefleckten Hirschkalb, Nebros, dem bacchischen geweihten Thier, in welches ibn Zeus ver-
wandelte, um ihn der Rache der Here zu entziehen. Das Fell dieses Thieres, IVebris genannt, galt
als Symbol des gestirnten Himmels und war das heilige Kleid des Gottes und seines Gefolges.**)
Aber auch dem Eros und der Aphrodite war dieses Thier, vermuthlich wegen seiner heftigen Begier
und Brunst, geweiht. (Oppian. Cyneget. L. II. v. 187.)

Mit fest angeschlossenen Schenkeln hält der göttliche Knabe das flüchtige Thier in den Zügeln,
welches in stürmischem Lauf und leichten Sprüngen sich fortbewegt.

2. Form des Gefässes.

Eine Flasche mit engem Hals und breitem bauchigem Untertheil, vermuthlich ein Arystichos,
welcher dem Prochoos und Aryballos verglichen wird, Vase in Form eines geschlossenen Beutels.

3. und 4 Palmetten- und Lotosverzierungen bei dem Henkel an der Kehrseite der eben er-
wähnten und der folgenden Vase.

5. Gemälde auf einer eben solchen Vase, wie die vorige, von Petros Makris am Hügel Mu-
seon zu Athen ausgegraben. — Aphrodite Euplöa, die Wohlschiffende, Geberin glücklicher Seefahrt,
welche, bei den Knidiern unter diesem Zunamen verehrt, von Praxiteles nackt in Gestalt und Stel-
lung wie die mediceische gebildet war, hatte als meergeborene Göttin auch die Herrschaft über das
Meer, beruhigte die streitenden Wogen und ertheilte sanfte, günstige Winde den Reisenden. Als
solche erscheint sie hier auf der Rückkehr von einem ihrer Geliebten, welcher, unbekleidet, mit einem
goldenen Diadem ums Haupt und einem Stabe in der Hand, auf einer untergelegten Chiana am Ufer
sitzend, der abfahrenden sehnsuchtsvoll nachschaut; vermuthlich ist dieser nicht Anchises, sondern der
schöne Sonnenheld Adonis, dessen Liebe und Besitz sie in der oberen, mit Persephone in der unteren
Himmelssphäre nach Zeus Beschluss theilt und zwei Drittheile des Jahres gemessen darf, weil diese
dann in ihr Recht tritt und sie ihn meiden muss. Sie fährt, auf einer Art Sessel ruhend, nackt ohne
Obergewand, ein aufgespanntes Segel mit beiden Händen und Füssen vor sich haltend und lenkend,
gleich der auf Münzen abgebildeten Isis Pharia, über die Wellen des Meeres, indem der Luftzug ihr

") Hesych. Suidas. '

**) Eine Art Dammhirsche mit dunkelbraunem Fell, mit sternähnlichen weissen Strahlenpunkten besäet, beschreibt Nonnus Dionys.
XIV. v. 238' et 239.
 
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