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Stocker, Carl W. F. L.
Chronik der Familie von Gemmingen und ihrer Besitzungen (Band 2, Erstes Heft): Michelfeld, Ingenheim, Hohenhardt, Leibenstadt — Heidelberg, 1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.23892#0091
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und was er sonst besaß parzellemveise versteigert und vor eini-
gen Jahren die letzten Quadern der Schloßruinen ausgegraben,
der Platz geebnet und Gärten und Baumstücke angelegt; vor
dem Schloßgarten steht die Synagoge.

II. Kirchliches.

Ueber die Grnndung der Kirche dahier können wir nichts
angeben; sie nurd mohl von Speier aus geschehen sein, zu
mclchem Bisthum sie gehörte. Als Luther auftrat, sand er
unter dem kraichganischen Adel begeisterte Anhänger, zu denen
anch Weirich v. Eemnüngen zu Michelseld gehörte, welcher die
Resormation aniw 1525 dorl und dann durch den Psarrer
zu Michelseld, den er hierhersetzre, auch hier einsührte; er selber
tam mit ihm herüber, ließ die Gemeinde in der Kirche versam-
meln und nachdem der Geistliche gepredigt batte, trat er als
Ortsherr vür dieselbe und erklärte, daß das papistisch Wesen
jetzt aufgehört habe und die reine Lehre Luthers hinfort gepre-
digt rverde. Die Kirche mar dem h. Martin gerveiht und
hatte außer der Psarrei noch eine Frühmesserei, die später mit
der Psarrei verbunden murde, obivohl die Frühmeßgüter immer
besonders verzeichnet wurden^und Freiherr Ludwig v. G. in
Celle noch 1771 dem Cpjesruten Olry, kath. Vicar zu Weißen-
burg zur Frühmesserei chräsentirte. Sie bestand 1771 aus 25
M. Acker, 3 M. Wiesen, V? M. Weinberg und 180 sl. an
Geldzinsen. Welche Streitigkeiten hier obwalteten, ist oben schon
theilweise angegeben; sie wurden aber noch ärger durch die franz.
Oceupation. Ludwig XIV. übertrug 1694 den Katholiken den
alleinigen Besitz und geßattete den Lutherarurn nur vier jähr-
liche Gottesdienste in einer Scheuer, obwohl nur sieben kath.
Famitien hier waren. Erst 1754 ernannte Ludwig v. Gem-
mingen in Celle einen luth. Psarrer in der Person des F. S.
Lucius in Candel, der alle 14 Tage hier predigen mußte und
zwar in einem Zimmer des Bürgers M. Ninck. Die Psarr-
güter waren mit der Kirche wieder in den Besitz der Kntho-
liken gekommen. Zwar hatte Z. Christoph v. G., da die Psarr-
besetzung ihm zustand rtnd sein Psarrer von Frankreich nicht.
 
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