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Straßburger Münsterblatt: Organ des Straßburger Münster-Vereins — 6.1912

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Knauth, Johannes: Bericht über die Bauschäden am Turmpfeiler und ersten Arkadenpfeiler des Münsters
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https://doi.org/10.11588/diglit.20536#0087
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Abb. i. Erster Schiffspfeiler der Nordseite.

V.

BERICHT

über die Bauschäden am Turmpfeiler und ersten Arkadenpfeiler des Münsters.

Von Mi'msterbaumeister J. Knauth.

Mit 20 Abbildungen.

Der erste innere Mittelschiffspfeiler der Nord-
seite des Münsters, der nächste nach dem inneren
Turmpfeiler zeigt eine ziemlich weitgehende Zer-
störung durch Risse, welche denselben in der
Richtung von oben Westen nach unten Osten
durchziehen (Abb. i—3). Diese Schäden waren
dem Münsterbauamte seit langem bekannt; zu den
verschiedensten Zeiten sind Ausbesserungen an den
abgesprengten Diensten des Pfeilers vorgenommen
oder die offenen Risse durch Mörtel verkittet
worden. Besondere Bedenken waren früher diesem
Zustande nicht beigelegt worden, da derartige Schäden
mehr oder weniger bei fast allen alten Bauwerken
Vorkommen und man auch hier wohl anzunehmen
berechtigt schien, dass die Bewegungen, welche zu
den besagten Zerstörungen geführt hatten, seit der
Vollendung des Münsters im Jahre 1489 längst zur
Ruhe gekommen sein mussten.

Im Jahre 1903 machte ich jedoch die Beobachtung,

dass an verschiedenen Stellen die zur Ausbesserung
eingesetzten Steine aus verschiedenen Zeiten, darunter
solche, deren Alter ich der Oberflächenbearbeitung
nach auf höchstens 5o —60 Jahre schätzen musste,
bei den Lagerfugen neuerdings wieder Absprengungen
zeigten (Abb. 4). Dies gab die Veranlassung zu
einer systematischen Beobachtung. Durch Einritzen
von Marken an den Endstellen von innerhalb der
Schichthöhe des betreffenden Steines auslaufenden
Rissen konnte ein Wachsen derselben festgestellt
werden (Abb. 5), woraus folgerichtig auf eine
Fortdauer der Bewegungen geschlossen werden
musste.

Wenn auch nur eine sehr langsame Vergrösserung
der Risse zu beobachten war, so schien doch in
Anbetracht des Umstandes, dass jeder Massstab zu
deren Beurteilung fehlte, die Vornahme umfassender
Schutzmassregeln geboten. Zu diesem Zwecke wurde
im Jahre 1907 der Pfeiler mit einem System von
 
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