massivs eine Aufwandsform, die aus sehr unterschied-
lichen Gründen in die Fassadendekoration aufgenom-
men wurde: Die reichen Fassadengesimse der Kirche von
Allata ergänzen die Aussage der ebenfalls ungewöhnlich
reichen Kapitellformen des Innenraumes. Es war eine
Pilgerkirche, der Südkirche von Banqüsä vergleichbar,
und der ganze Aufwand ihrer Baudekoration, der ihr eine
Sonderstellung innerhalb ihrer Kirchengruppe verleiht,
kann nicht von ihrer Funktion getrennt werden. Die
Ostkirche von Turin war als Bemakirche zweifellos die
wichtige Gemeindekirche des Ortes, während die Funk-
tion der Westkirche noch nicht bestimmt ist. Bei beiden
Kirchen hängt der aufwendige Außenbau aufs engste mit
der Bedeutung des Ortes zusammen, der mit seiner un-
gewöhnlich großen Anzahl von Kirchen eine Sonderstel-
lung unter den Orten der Antiochene einnimmt.
Bei den Kirchen von Güwänlye und Arsln wiederum
haben wir es mit aufwendigen Bauformen zu tun, die
allein schon die Auswahl der Fassadengesimse erklären
können. Hinzukommt zumindest bei der Kirche von
Güwänlye noch ihre besondere Stellung, die das ihr ver-
liehene Asylrecht vermuten läßt.
Anders ist die Situation bei den einschiffigen Kirchen
und Baptisterien (Taf. 103. 104), die ein Phänomen wi-
derspiegeln, das eine ganze Reihe dieser Bauten charakte-
risiert: Die einfache Gestaltung des Innenraumes scheint
die reichen Gesimsformen des Außenbaus geradezu her-
ausgefordert zu haben. Wir stellen also fest, daß die Auf-
nahme oder der Ausschluß dieser Gesimsformen für jede
Bauform getrennt zu diskutieren sind und bei den Säu-
len- und Weitarkadenbasiliken darüber hinaus die Funk-
tion der einzelnen Bauten berücksichtigt werden sollte.
Ergänzen wir nun die Aussage der Tür- und Gesims-
formen der Kirche von Dehes durch den Befund der Kir-
chen, bei denen ebenfalls die Fenstergesimse von einer
Fassade zur anderen wechseln und Horizontalgesimse
fehlen, so läßt sich erweiternd und differenzierend sagen:
Schon unmittelbar nach Fertigstellung der kreuzförmi-
gen Anlage in Qalcat Simcän wurde in der Kirche von
Bäsufän (491-496 n. Chr.)707 von lokalen Werkleuten
eine Variante der Fenstergesimse bevorzugt, die in QaFat
Simcän im Südarm vereinzelt auftrat708: die volutenför-
mig nach oben sich einrollenden Enden des fortlaufen-
den Gesimsbandes wie auch das beiderseitig in Voluten
endende Gesims des Einzelfensters. Die Vorstufen dieser
Gesimsformen führen zur Basilika von Qalblöze709, und
d. h., in die zentralen Regionen, in denen diese Gesims-
formen im Laufe des 6. Jahrhunderts besonders intensiv
weitergebildet wurden und besonders häufig mit dem
einzeln gerahmten Rechteckfenster (Taf. 91d; 96f) zu-
sammen in einem Bau auftreten.
Im Ostteil der Westkirche von Bäqirhä, der Trinitäts-
kirche von Dar Qitä, der Weitarkaden-Basilika von
Bäsmisli, der Kirche von Dehes, der Kirche von Deir
Amman und noch in der späten Weitarkaden-Basilika
von Bamüqqä sind diese Gesimsformen, die immer mit
der Einzelgestaltung jeder Fassadenseite verbunden sind,
anzutreffen. Sie verweisen auf eine regionale Werkstatts-
tradition, die sich mit der Wiederaufnahme der Türform der
Markianoskirchen und der Bevorzugung bestimmter
Einzelornamente klar in die Nachfolge der Kirchen des
5. Jhs. stellt und mehr oder weniger intensiv gegen die
Formenwelt von QaFat Simcän abgrenzt. Die Tatsache,
daß in der Westkirche von Bäfetln und der Ostkirche
von Bäqirhä ebenfalls jede Fassade eigene Fenstergesimse
aufweist und für beide Kirchen das volutenförmig en-
dende Fenstergesims gewählt wurde, obwohl sich die
Türen und Profilfolgen beider Kirchen grundlegend un-
terscheiden, unterstreicht, wie wichtig für die Untersu-
chung aller Kirchen der Antiochene der regionale Kon-
text ist: Daß die Werkstatt der Ostkirche von Bäqirhä
(546 n. Chr.) - trotz der intensiven Aufnahme der städti-
schen Formenwelt - sich bewußt in die Tradition der be-
nachbarten Bauten des 5. Jahrhunderts stellte, vermitteln
vor allem die Tür- und Gesimsformen.
707 Strube, Baudekoration I Taf. 120c. e.
708 a. O. 246 Abb. 11c. Auf der Südfassade des Südarms tritt das ein-
zeln gerahmte Fenster mit Voluten auf - Naccache, Decor II Taf.
CCCXIX, 1.
709 Strube, Baudekoration I Taf. 38b. c. Zu den Vorstufen siehe a. O.
106.
154
lichen Gründen in die Fassadendekoration aufgenom-
men wurde: Die reichen Fassadengesimse der Kirche von
Allata ergänzen die Aussage der ebenfalls ungewöhnlich
reichen Kapitellformen des Innenraumes. Es war eine
Pilgerkirche, der Südkirche von Banqüsä vergleichbar,
und der ganze Aufwand ihrer Baudekoration, der ihr eine
Sonderstellung innerhalb ihrer Kirchengruppe verleiht,
kann nicht von ihrer Funktion getrennt werden. Die
Ostkirche von Turin war als Bemakirche zweifellos die
wichtige Gemeindekirche des Ortes, während die Funk-
tion der Westkirche noch nicht bestimmt ist. Bei beiden
Kirchen hängt der aufwendige Außenbau aufs engste mit
der Bedeutung des Ortes zusammen, der mit seiner un-
gewöhnlich großen Anzahl von Kirchen eine Sonderstel-
lung unter den Orten der Antiochene einnimmt.
Bei den Kirchen von Güwänlye und Arsln wiederum
haben wir es mit aufwendigen Bauformen zu tun, die
allein schon die Auswahl der Fassadengesimse erklären
können. Hinzukommt zumindest bei der Kirche von
Güwänlye noch ihre besondere Stellung, die das ihr ver-
liehene Asylrecht vermuten läßt.
Anders ist die Situation bei den einschiffigen Kirchen
und Baptisterien (Taf. 103. 104), die ein Phänomen wi-
derspiegeln, das eine ganze Reihe dieser Bauten charakte-
risiert: Die einfache Gestaltung des Innenraumes scheint
die reichen Gesimsformen des Außenbaus geradezu her-
ausgefordert zu haben. Wir stellen also fest, daß die Auf-
nahme oder der Ausschluß dieser Gesimsformen für jede
Bauform getrennt zu diskutieren sind und bei den Säu-
len- und Weitarkadenbasiliken darüber hinaus die Funk-
tion der einzelnen Bauten berücksichtigt werden sollte.
Ergänzen wir nun die Aussage der Tür- und Gesims-
formen der Kirche von Dehes durch den Befund der Kir-
chen, bei denen ebenfalls die Fenstergesimse von einer
Fassade zur anderen wechseln und Horizontalgesimse
fehlen, so läßt sich erweiternd und differenzierend sagen:
Schon unmittelbar nach Fertigstellung der kreuzförmi-
gen Anlage in Qalcat Simcän wurde in der Kirche von
Bäsufän (491-496 n. Chr.)707 von lokalen Werkleuten
eine Variante der Fenstergesimse bevorzugt, die in QaFat
Simcän im Südarm vereinzelt auftrat708: die volutenför-
mig nach oben sich einrollenden Enden des fortlaufen-
den Gesimsbandes wie auch das beiderseitig in Voluten
endende Gesims des Einzelfensters. Die Vorstufen dieser
Gesimsformen führen zur Basilika von Qalblöze709, und
d. h., in die zentralen Regionen, in denen diese Gesims-
formen im Laufe des 6. Jahrhunderts besonders intensiv
weitergebildet wurden und besonders häufig mit dem
einzeln gerahmten Rechteckfenster (Taf. 91d; 96f) zu-
sammen in einem Bau auftreten.
Im Ostteil der Westkirche von Bäqirhä, der Trinitäts-
kirche von Dar Qitä, der Weitarkaden-Basilika von
Bäsmisli, der Kirche von Dehes, der Kirche von Deir
Amman und noch in der späten Weitarkaden-Basilika
von Bamüqqä sind diese Gesimsformen, die immer mit
der Einzelgestaltung jeder Fassadenseite verbunden sind,
anzutreffen. Sie verweisen auf eine regionale Werkstatts-
tradition, die sich mit der Wiederaufnahme der Türform der
Markianoskirchen und der Bevorzugung bestimmter
Einzelornamente klar in die Nachfolge der Kirchen des
5. Jhs. stellt und mehr oder weniger intensiv gegen die
Formenwelt von QaFat Simcän abgrenzt. Die Tatsache,
daß in der Westkirche von Bäfetln und der Ostkirche
von Bäqirhä ebenfalls jede Fassade eigene Fenstergesimse
aufweist und für beide Kirchen das volutenförmig en-
dende Fenstergesims gewählt wurde, obwohl sich die
Türen und Profilfolgen beider Kirchen grundlegend un-
terscheiden, unterstreicht, wie wichtig für die Untersu-
chung aller Kirchen der Antiochene der regionale Kon-
text ist: Daß die Werkstatt der Ostkirche von Bäqirhä
(546 n. Chr.) - trotz der intensiven Aufnahme der städti-
schen Formenwelt - sich bewußt in die Tradition der be-
nachbarten Bauten des 5. Jahrhunderts stellte, vermitteln
vor allem die Tür- und Gesimsformen.
707 Strube, Baudekoration I Taf. 120c. e.
708 a. O. 246 Abb. 11c. Auf der Südfassade des Südarms tritt das ein-
zeln gerahmte Fenster mit Voluten auf - Naccache, Decor II Taf.
CCCXIX, 1.
709 Strube, Baudekoration I Taf. 38b. c. Zu den Vorstufen siehe a. O.
106.
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