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Schriften des Württembergischen Alterthums-Vereins — 2.1869-1875

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Ausgrabungen, Entdeckungen und Restaurationen in Württemberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.13155#0156
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Entfcrnnngm von cinander, eine Anzahl großer römischer Graburnen aus
gebranntem Thon, mitnnter gegen oben durch eine Steinplatte geschützt. Diese
Urnen, von denen jcdoch die wenigstcn unvcrsehrt herausgehoben wcrden
konnten, haben verschiedene, znm Thcil sehr zierliche und hübsch ornameniirte
Formen und bewahrten die Asche nnd die verbrannten Knochenreste der Be-
statteten, sowie immer eine thöncrne Grablampe, znweilen anch eine römische
Bronzcmünze, darunter cine von Trajan. . Die beigegebenen Thonlampen
sind theils ganz einfach, theils höchst elegant und mit figürlichcm Schmuck
vcrsehen, und manche zeigen auf der Unterseite in außerordentlich schöner
nnd klarcr römischer Schrist solgende Töpferstempel: Onrnpili, 0. vossi,
cköAiäi, Xori, Ootavi, Vstti, Vibins. Anßerdem fand man sehr feine und
reiche Siegelerdegesässe, cines mit dcm Töpferstempel: llnnns. Ohne Zweifel
bcnützten schon die Römer dcn vortrefflichen Heidcnheimer Thon, dem noch
jetzt die dortige Töpferei ihren Ruhm verdankt. Jn einer, der Urnen war
eine äußerst dünne gläserne eingeschlossen, cnthaltend die Gebeine eines Kindcs.
Ferner fand man cinen Vogel (Pfan?) aus grauem Th'on, einige klcincre
Gegenstände aus Bronze, ein aus Bein gedrehtes Büchschen; endlich die
Trümmer cines, wie es scheint, großartigen Grabdenkmals: gewaltige Qua-
dersteine, aus dem unverwüstlich harten löcherigen, zuckcrkörnigen Iurakalk,
darunter cin etwa 3 Fuß hohcs Relief, cin springendes Rind vorstellend,
dann den Porträtkopf cines Nömers, und einen über vicr Palmetten stch
erhcbenden Pinienzapsen, der vermuthlich cinst die Spitze des Grabmals
bildete.

Spätere Nachgrabungen ergabcn ebenfalls eine reichc Ausbente; man
fand weitere wohlgeformte Grabnrnen, z. Th. uctzartig verziert, und schöne
Thonlampcn, eine in dcr gefälligen Form einer Traube (oder eines Pinien-
zapfens); von Töpferstempeln auf Lampen: Oortis, ^.prio, Iposti, Oomnuis,
auf Sicgelerdegefässen: Uiourus und llnvonis. Ipoo. Sodann fand sich
cin vollständig erhaltenes höchst interessantes Elfenbeinbüchschen mit Schie-
ber, darstellend einen lang gezogenen weiblichen Kopf mit hohem turban-
artigcm Haarschmuck; ferner hübsche Thonkrügchen und Gläschen, darnnter
cin Thräncnfläschchen, cin Schlüssel mit bronzener Handhabe, zwci glänzend
polirte Metallscheiben, zwei eisernc Glocken samt den Klöpfeln, eine drci-
seitiqc eiserne Pfcilspitze, eine mit Spiraldrähten gezierte Bronzefibel, eine
zweite dreieckige mit Emaille-Einlage; dann ein Siegelstock (mit Ochr zum
Anhängcn) aus Bronze nnd versilbert, worauf ein ziemlich wild aussehender
männlicher Kopf gravirt, ein niedliches Lanzettchen in Schwcrtform, stlbern
und vergoldet, cndlich Henkelkrüge aus granein, cylinderförmige Gefässe aus
rothcm Thon, Fragmcnte von prächtig dekorirtcn Siegelerdegefässen und ein
solches von einer Gesichtsurne.
 
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