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Schriften des Württembergischen Alterthums-Vereins — 2.1869-1875

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Ausgrabungen, Entdeckungen und Restaurationen in Württemberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.13155#0158
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war cs mit Nvkoko-Stuckaturen und Schcingewölben scltsam aufgcputzt, so
daß man nur mit Mühe die schlanken Pfeilerarkadcn des Mittelfchisss alS
die alten echteu zu erkennen vermochte. Bci der Erncuerung fanden sich
aber unter den Brettervcrschlägeu dcr Zopfzeit an sämtlichen Pfeilern die
schönen mit Blättcrranken umlegten romanischen Kämpfergesimse znm Glücke
noch unvcrsehrt vor. Auch sonst ist der nun wicder in der ursprünglichcn
feierlichcn Belcuchtuug wirkende Basilikenraum aller störenden Zuthaten ent-
ledigt. Zn dic Schiffe wcrdcn im Laufc dieses Zahres schön bemalte flache !
Holzdecken, in den Chor Gewölbe mit Freskcn auf Goldgrund eingezogen
werden, so daß die St. JohanniSkirche, wcnn sie vollendet ist, nicht bloß
ein prächtiger Schmuck der mit ehrwürdigeu mittelalterlichen Kunstdenkmalen
so reich gesegneten frühcren Reichsstadt Gmünd, sondern des ganzen Schwa-
bcnlandes sein wird; und möchte doch dic bis jetzt der Nestauration, die
ganz aus Gemeinde- und Privatmitteln ausgeführt wird, so lebhaft bewiesenc
Theilnahme bis zur gänzlichen Wiederherstcllung des bereits weit über die
Grcnzeu unsercs cngeren Vaterlandcs hinaus bcrühmt gcwordenen Gebäudes
vorhaltcn!

Von Wichtigkeit ist, daß man bei Tieferlegung dcs Fußbodcns dcr
Zohanniskirche auf die Grundmauern einer noch viel älteren Kirche stieß,
jedenfallö das Aelteste, was bis jetzt in Gmünd zum Vorschcin gckommen
ist. Man fand nämlich zwischen dcn vierten und fünften Freipfeilcrn der
jetzigen Kirche die 6 Fuß dicke westliche Gruudmauer dcr urältesten Kirche
uud 100 Fuß davon östlich, im Chor der jetzigen Kirche, die Grundmaner
ihrer halbrnnden Abside. vr. Panlus.

Stnttgart, 21. März 1874. (Nömische Alterthümer.) Vor
einigen Wochcu wurde in Caunstatt bei der Ausgrabung des Kellers für
eincn Neubau in dcr verlängertcn Hallstraße cin 3' hohcr und 1P/ breiter
vicrseitiger Altar aus grobkörnigenr Sandstein vou unzweifelhaft römischem
Ursprung gefunden. Er lag umgestürzt einige Fuß unter der -Oberfläche
des verschicdcne Aufsüllungen verrathcndcn Bodens, um ihn herum Stier-
knochcu und Scherben von Gefässen, unter andercm vvn ciner großen Am-
phora. Die vier Scitcn des Altars zeigen in vicreckigen Nischen aufrecht
steheude Göttergcstalten: cine Zuno, welche in dcr Rechten cine Opfcrschale
über die Flamme cines Altares hält, auf dcr Linkcn ein svgen. Turibulum
(Gefäß für Näucherwcrk) trägt; eineu M erkur mit dem Caduccus (Schlaugen-
stab) iu dcr Rechten, zu seinen Füßen cin Thier (Böckcheu?); einen mit
der Nechten auf die Keule gcsiütztcn H erkules, dcsseu linker Arm wie der
gleiche des Merkur verstümmelt ist; und eine weitcre weiblichc Figur, welche
trotz starkcr Bcschädigung noch mit ziemlichcr Sicherheit als Minerva gc-
 
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