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Christliche Antike.

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sprechenden Maße geschickt werden, in der jugendlichen Erscheinung der altchristlichen
Kirche die geliebten Züge derjenigen wieder zu finden, welche sie selbst als die Mutter
ihres geistigen Lebens ehren." Kraus aber hat früh Fühlung gesucht mit der aus
dem Protestantismus geborenen voraussetzungslosen Wissenschaft, der philologisch-
historischen Forschung des neunzehnten Jahrhunderts; und er ist einer der Gründer,
und mit seinem Tode ein Heros des „wissenschaftlichen Reformkatholizismus" ge-
worden. So läßt sich auch in seinen Arbeiten zum christlichen Altertum ein Fortschritt
in der Auffassung erkennen; er ist zur Erkenntnis des antiken Charakters der alt-
christlichen Kunst durchgedrungen, er bezeichnet sie in seiner Geschichte der christ-
lichen Kunst I 1896 als die „hellenistisch-römische Kunst der alten Christen", sie ist
ihm „die letzte und lieblichste Offenbarung des dahinsterbenden Genius der Antike"
(S. 58). So angenehm dies, auch in neuesten "Werken katholischer Autoren zur christ-
lichen Archäologie wiederkehrende Anerkenntnis berührt, beim Lesen der Werke selbst
hat man nicht immer den Eindruck, daß die doch weittragende Prämisse auf den
Kontext der Bücher wesentlich eingewirkt hätte. Wir dürfen keinen Augenblick ver-
gessen, daß zwar auch der Katholizismus Wissenschaft pflegen, wissenschaftliche
Forschung treiben will und tatsächlich fruchtbar treibt, daß er aber grundsätzlich sich
an die Dogmen seiner Kirche gebunden hält. Da nun das Material der altchristlichen
Kunst nahezu ganz, und seine Verarbeitung ganz überwiegend in katholischen Händen
liegt, so erschien das vorstehend und eingangs Gesagte angebracht.
 
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