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Die Jenseitsgedanken des Altertums.

Die altchristliche Kunst entstand und stand
im Dienst des christlichen Jenseitsglaubens, die
Katakomben und der ganze Grabbau von vorn-
herein und ausschließlich, aber auch der Kirchen-
bau im wesentlichen, sicher in den uns vor-
liegenden Denkmälern. Um diese baulichen
Anlagen und ihre künstlerische Ausbildung
richtig zu verstehen, nämlich um den Vor-
stellungskreis vor Augen zu haben, aus dem
heraus die Christen ihre Gräber und Grab-
kammern, ihre Sarkophage, ihre Kirchen ge-
stalteten und schmückten, ist es nötig, die
christliche Seligkeit im Zusammenhang der
christlichen Jenseitsvorstellungen sich zu ver-
gegenwärtigen. Damit wir aber der Absicht
dieses Buches gerecht werden, müssen wir die
christlichen Vorstellungen in ihrem religions-
geschichtlichen Zusammenhang vorführen, mit-
hin im Kähmen des ganzen Altertums und der
von ihm erzeugten Seligkeitsbilder. Wir werden
die Völker des Altertums auf ihre Jenseits-
vorstellungen befragen, jedes für sich, werden
aber einleitend den Gang ihrer Entwicklungsgeschichte in der Gleichartigkeit der
Grundzüge bei allen charakterisieren. Es geschieht dies hier aber nicht, um der
literarischen Filiation jener Vorstellungen nachzugehen, noch um religionsvergleichende
Untersuchungen anzustellen und etwa auf Fragen der Mythogenese Antwort zu suchen.
In diesem ganzen Kapitel hat selbstverständlich der Mythologe das Wort, der vor
allem über die Widersprüche im Mythus sich nie verwundert.

Die Auswahl der hier vorgeführten Völker wird kaum eine Rechtfertigung
nötig haben. Am wenigsten durften neben den Juden die Griechen und Römer fehlen
(die Thrazier glaubten wir von den Griechen gesondert vorführen zu sollen). Alt-
ägypten und Altbabylonien sind so oft, gerade jetzt wieder, als Urquellen bezeichnet
worden, daß wir schon deshalb nicht an ihnen vorbeigehen konnten. Ferner liegen
 
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