Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Pfeiler- und Säulensarkophage.

59

angereiht werden; der charakteristische Oberstreif, an dem das durchlaufende Gebälk
sitzen müßte, ist zerstört; erhalten sind nur auf den Kapitellen Reste der Gebälkkröpfe.
Zentral steht Christus auf dem Berg (leider fehlt der Kopf). Zu beachten ist, daß
dieser Sarkophag nur in der Zeichnung bei Bottari vorliegt; deren manierierten Stil
hat dann Garrucci nach seiner Vorstellung vom Stil des vierten und fünften Jahr-
hunderts korrigiert.1)
Statt eines geraden Gebälks tragen die Säulen anderer Sarkophage Bögen, die
unmittelbar von den Kapitellen aufsteigen, meist Flachbögen; der Oberteil der durch
ein Säulenpaar und den Bogen darüber gebildeten Nische wird wieder gern mit einer
Muschel ausgekleidet, deren Schloß vom Bogenscheitel eine Nase bildend herabhängt.
Schon oben hatten wir dergleichen anzuführen, gelegentlich der Tabernakelsarkophage
mit eigentümlichen Architekturformen in der Art des Riccardischen, insbesondere waren
es solche mit Taten des Herakles. Das Exemplar der Galleria Borghese schien uns
mindestens bis in den Anfang des dritten Jahrhunderts zurückzugehen, dasjenige der
Sammlung Torlonia in dessen Mitte. — Von den christlichen Exemplaren des Typus
verlangt den Ehrenplatz der vatikanische, welcher dem S. Anicius Probus und seiner
Frau Anicia Faltonia Proba zugeschrieben worden ist, jetzt in der Peterskirche bei
Michelangelos Pietä. An allen vier Seiten skulpiert, zeigt er vorn sechs, an den Schmal-
seiten je vier spiralkannelierte Kompositsäulen, welche die mit aufrechten Blättern ver-
zierten Bögen tragen. In der breiteren Mittelnische steht der jugendlich lockige Christus
mit hohem Kreuz auf dem Berg, beiderseits sind unter Hinzunahme der Schmalseiten
die zwölf Apostel verteilt. An der Rückseite wechseln zwei Riefelfelder mit drei
schlichter gehaltenen Nischen. — Hierhin gehört ein aus Rom stammender Sarkophag in
Leyden mit Christusszenen in fünf Konchen; in die Bogenzwickel sind außer den her-
kömmlichen Tritonen und Tauben auch Momente der Jonasfabel gesetzt. — Sieben
Flachbögen besitzt der Sarkophag Lateran M n. 216 (F n. 1). — In den Grotten der
Peterskirche befindet sich noch ein Sarkophag mit glatten Säulen; der Mittelbogen ist
höher geschwungen als die Nebenbögen, um dem auf dem Berg stehenden bärtigen
Christus Raum zur Höhenentwicklung zu geben.2)
Die Mannigfaltigkeit nimmt zu; wir lassen dahingestellt, ob das unter allen Um-
ständen als wachsender Reichtum aufzufassen ist. Giebel und Bögen alternierend,
das war ein beliebtes Motiv der Baukunst in der Kaiserzeit; die Hofwand des ves-
pasianischen Kaisertempels zu Pompeji dürfte das früheste Beispiel aufweisen. Der
dortige Backsteinrohbau gibt nur die Hauptlinien an: die Giebel als niedrige Dreiecke,
statt der Giebelschrägen abwechselnd Flachbögen. An den Sarkophagen fehlt die wage-
rechte Basislinie der Giebel, Giebelschrägen und Bögen stehen unmittelbar auf den
Kapitellen, allenfalls auf Gebälkkröpfen. Letzteres ist der Fall an dem Sarkophag im
Belvedere, Westhalle n. 68, mit einem Giebel zwischen zwei Bögen; die Mittelsäulen
*) Stockholm, K. Museum n. 217: Einzelaufnahme St. n. 178. — Baalbek: v. Sybel,
Weltgesch. 2426, 1. 428 Abb. — Bassus: Grousset n. 184. G 322, 2—4. de Waal, Sarkophag
des Junius Bassus in den Grotten von S. Peter, Rom 1900; ders. Röm. Quartalschr. 1903, 77. Ein
gleich ausgezeichnetes Werk war der ebenfalls zweizonige Sarkophag, von dem ein Bruchstück aus
der oberen Zone, Christus’ Vorführung, im Campo santo Teutonico sich befindet: Wittig n. 52
Abb. 40. — Lateran n. 174. G 323, 4—6. — Lateran n. 151. G 335, 3. — Bottari: G 341, 2.
2) Borghese: Robert III i Taf. 38, 127. Torlonia: eb. Taf. 34—37. Ferner Taf. 39, 128.
130. III ii Taf. 98, 309. — Probus: GrouBset n. 148. G 325. —Leyden: Janssen, Grafreliefs,
Leyden 1851, 28 Taf. 8. G 319, 4. — Sagre Grotte: Grousset n. 186. G 335, 4.
 
Annotationen