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Porphyr.

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hat man je zwei kürzere Girlanden, deren Blätter auch derber gearbeitet sind, über
dem menschlichen Kopf zusammengebunden.1)
Der Porphyr stammt aus Ägypten; sollte nicht, fragt nun Strzygowski, das in
Alexandria gefundene Exemplar in Ägypten gearbeitet sein? und wird es dann nicht
wahrscheinlich, daß auch die beiden andern Sarkophage, der konstantinopeler und der
römische, in Ägypten hergestellt und fertig exportiert worden sind? Vor die Fund-
tatsachen gestellt wird jeder Archäologe sich dieselben Fragen vorlegen. Der für einen
solchen Sarg bestimmte Rohblock wurde selbstverständlich im Steinbruch fertig aus-
gehöhlt, um seine Riesenlast für den Transport zu erleichtern; aus demselben Grunde
wurde er auch außen mindestens soweit abgearbeitet, daß nur gerade die für die Ver-
zierungen nötige Masse stehen blieb. Nun aber hatte sich am Steinbruch schon vor
Jahrtausenden die rechte Technik zur Bearbeitung des Hartsteins herausgebildet, und
über allen Wandel, auch manche Ungunst der Zeiten hatte sich die Handwerksüber-
lieferung bis in die Kaiserzeit gerettet. Nur langsam fand Rom Geschmack an Skulp-
turen in solchem Stein, und nur einzelne Prachtstücke ließ man aus ihm herstellen.
War es da nicht am einfachsten und zweckmäßigsten, die Sachen von der einzig ge-
schulten Arbeiterschaft am Steinbruch gleich fertig machen zu lassen? Geschieht das-
selbe doch heutzutage sogar mit Marmor werken. In Berlin, oder sonstwo an einer
unserer Kunststätten, wirds nicht etwa gehauen, sondern modelliert, das Modell geht
nach Carrara und wird von Carraresen in Marmor übertragen, dem erfindenden „Bild-
hauer“ liegt nur die letzte Retouche ob. Freilich, seit Adolf Hildebrands Problem der
Form ist’s Mode geworden, mit dem Rohblock zu kokettieren, nur ein Kopf und etwa
eine Schulter oder Hüfte taucht eben auf, als ob der Bildhauer, nun als ein echter,
in michelangeleskem Furor seinen Einfall so herausgehauen hätte; ein Atelierscherz, der
nun bald genügend zu Tode geritten sein dürfte. Ob aber der Furor immer echt ist? ob
nicht doch der Carrarese behilflich war? Wer bürgt uns nun dafür, daß nicht auch
die römischen und neurömischen Kaiser die von ihren Hofbildhauern modellierten
„Typen“ in die Porphyrbrüche sandten und dort danach die ägyptischen Scalpellini
arbeiten ließen? Zwar ist mir nicht eingefallen, für irgend ein Rom gegen den Orient
zu streiten (einstweilen lehne ich jede Einmischung ab; erst müßte der Prozeß richtig
instruiert sein), aber ich muß der Wahrheit die Ehre geben, die Herstellung jener
Porphyrsärge im ägyptischen Steinbruch mag Tatsache sein. Doch hat das mit der
kunstgeschichtlichen Frage nichts zu schaffen.2)
Etwas anderes ist es, wenn Strzygowski in den Formen Orientalismen erkennt.
Den Knoten, mit dem am alexandrinischen Deckel die Girlanden über den Köpfen
verknüpft sind, findet er in Syrien und Kleinasien wieder; figürliche Typen am Helena-
sarkophag vergleicht er mit solchen an einer berliner Holzskulptur aus Ägypten. Das

*) Konstantinopel und Alexandria: Strzygowski, Orient 75 Abb. 36. 37.
2) Wer der Frage der antiken Hartsteinbildwerke näher treten wollte, müßte sie umfassend
studieren. Wir besitzen bekanntlich ausgezeichnete Kopien klassischer Bronzestatuen in solchem
Material; bevorzugt wurden Gesteine in grünlichgrauer und schwarzer Farbe, weil diese in Ver-
bindung mit der Politur die Wirkung patinierter Bronze gut wiedergab. v. Sybel, Röm. Mitteil.
1891, 242 unten. Furtwängler, Meisterwerke 421. — Besonders zu beachten wäre die Verwendung
auch des härtesten Gesteins, des Basaltes. Instruktive Veranschaulichung der Härtegrade ver-
schiedener Steinarteu gewährt jetzt das münchener Deutsche Museum Abt. II.

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