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Wandmalerei.

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Wandmalerei.
Im ersten Bande wurden die Malereien der Katakomben besprochen, die im
Ganzen ältesten und zugleich zahlreichsten, die römischen; mit herangezogen wurde
einiges wenige, mit das Beste, aus den neapolitanischen. Anderes blieb zurück, was
hier nachgetragen werden soll. Die neapler Plafonds hatte ich als Beispiele der
Deckenkomposition verwertet und von den Einzelbildern den „Sündenfall“ als das
älteste Exemplar des Typus. Die im Scheitel des Plafonds schwebende „Siegesgöttin
mit Palmzweig“ deutet hier natürlich auf den Sieg über den Tod; der „Säemann“ ist
leider schon als Typus problematisch, die „den Turm bauenden Jungfrauen“ aber sind’s
ihrer Bedeutung nach. Mag nun der Bau einer Gemeinde oder dem Glauben gelten,
wenn der letzte Gemeindezweck auf die Erlösung aus dem Tod geht und der ganze
Christusglaube ebendahin zielt, so erklärt sich auch dies Bild aus den christlichen
J enseitsgedanken.x)
Von den sizilisclien Katakomben, den bedeutendsten nach den römischen, er-
schien inzwischen die abschließende Verarbeitung, nach Führers zu frühem Tode voll-
endet und herausgegeben von Schultze. Ihre merkwürdigen Gräbertypen, wie die
Baldachingräber, seien den klassischen Archäologen hiermit zur Beachtung empfohlen,
auch die hier zu findenden neuen Momente zur Geschichte des Katakombenbaues (für
die römischen Katakomben wird sie, wie ich bereits im ersten Bande bemerkte, nur
klarzustellen sein, wenn erst jede Katakombe für sich auf ihren allmählichen Ausbau
und ihre gleichzeitig fortschreitende künstlerische Ausstattung untersucht sein wird;
dabei wird auch der Sinn der Malerei besser heraustreten, als aus Wilperts Vereini-
gung aller). In den sizilischen Katakomben blieb von den einst vorhandenen Malereien
nur ein Bruchteil erhalten, alles aus dem vierten Jahrhundert. Die Fülle der blühen-
den Pflanzen, in der Hauptsache wohl Rosen, der Girlanden, dazu auch Weinranken
kommen, von Vögeln belebt, dann die typisch wiederkehrenden Tauben und Pfauen,
letztere besonders gern und besonders farbig gemalt, die Palmzweige als Bilder des
Siegs über den Tod, und die Palmbäume als die spätantiken Paradiesesbäume, unter
Girlanden stehend die Oranten, zwischen Pfau und Taube, oder beim guten Hirten,
dazu die Rettungen aus dem Tod, Jonas, Daniel zwischen den Löwen, Lazarus (dessen
Mausoleum hier das Kreuzeszeichen trägt), der erst jugendlich, dann bärtig lockige
Christus zwischen Paulus und Petrus, eine knieend adorierende Verstorbene begrüßend
oder einer anderen in den Himmel eintretenden den Kranz des Lebens aufsetzend, so-
wie noch andere, zum Teil noch nicht ganz aufgeklärte Szenen im himmlischen Para-
dies, all das vergegenwärtigt, wie Schultze richtig interpretiert, „die blühenden Gefilde
der Seligen, in denen man sich die Toten vorstellte.“ Ebendrum aber scheint mir die
Resurrectio mortuorum ferner zu liegen.* 2)
Eine Gruft zu Alexandria besteht in einem oblongen Vorraum für den Toten-
kult, mit Apsis in der einen Schmalseite; gegenüber öffnet sich ein Gang mit Schieb-
gräbern; wegen dieser den Christen ungewohnten Grabform vermutete Schultze, die

*) Neapel: V. Schultze, Die Katakomben von San Gennaro dei Poveri in Neapel, 1877.
2) Jos. Führer u. V. Schultze, Die alten Grabstätten Siziliens (Arch. Jahrb., Ergänzungs-
heft VII) 1907, 282.
 
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