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N. G. Elwert’sche Verlagsbuchhandlung, Marburg in Hessen

In unserem Verlag erschien ferner:

Weltgeschichte der

Kunst

im Altertum.

Zweite verbesserte Auflage.

Grundriß
von

| Zweite verbesserte Auflage.

Ludwig von Sybel.
Mit drei Farbtafeln und 380 Textbildern. Gr. 8°.

Preis: M. 10.—, elegant gebunden M. 12.—.
n -n
Über die zweite Auflage urteilt das ,,Literarische Zentralblatt“ (13. Februar 1904):
Mit Freude begrüßen wir die zweite Auflage dieses großzügigen Werkes. Zum ersten Male in der neueren Zeit war
in ihm der Versuch gemacht worden, eine allgemeine Geschichte der Kunstentwicklung im Altertum zu geben, indem die Kunst
einzelner großer Weltperioden zusammengefaßt, das Gleichzeitige auch nebeneinander gestellt wurde, stets eingeleitet durch ein
prägnantes Weltbild, das die wichtigsten historischen Voraussetzungen gab. Zum ersten Male auch war in einem derartigen
„Grundriß", wie es sich nannte, die antike Kunst auch wirklich bis zum Ausgange des Altertums, bis zur letzten, aus antikem
Geiste und antiken Formen geborenen großen Schöpfung, zur Sophienkirche, verfolgt. Die Zusammenfassung des Wesentlichen
war in einem nicht allzu starken Bande gelungen. Was aber vor allen Dingen das Sybelsche Buch von ähnlichen Grundrissen
oder Handbüchern unterschied, war, daß das Wesen und Werden der künstlerischen Formen in erster Linie Beachtung fand.
Die stilistische Betrachtung stand im Vordergrund der Darstellung. Gar manches Problem, das seitdem mit reicherem Materiale
bearbeitet worden ist, war hier schon glücklich bezeichnet und erfolgreich in Angriff genommen worden, um nur ein Beispiel
zu nennen, dasjenige des korinthischen Kapitels. Zahlreiche feine Bemerkungen boten die Abschnitte über Malerei. Zu einer
ähnlichen Würdigung der römischen Kunst drängt erst die Forschung jüngster Zeit wieder hin. Ein besonderer Vorzug war
die Einheitlichkeit des nach Photographien hergestellten, also stilgetreuen Abbildungsmateriales. Durch die neue Auflage ist
das Buch auf das augenblickliche Niveau der Forschung gebracht. Die Anmerkungen legen davon Zeugnis ab, ebenso die
wenigen neu hinzugekommenen Abbildungen. Der gediegene Charakter der Ausstattung ist der gleiche geblieben. Den Text
trotz der Neubearbeitung, die manche Partien erfahren mußten, auf den Umfang der ersten Auflage (477 SS., jetzt 476) zu be-
schränken, war möglich, indem einzelne frühere Weitläufigkeiten beseitigt wurden. Eine wesentliche Umgestaltung zeigt die
Darstellung der archaischen Kunst, insbesondere der griechischen Plastik, entsprechend den Fortschritten, die in deren Ver-
ständnis seit 1888 (dem Erscheinungsjahr der ersten Auflage) gemacht worden sind. Irgendein Beispiel der attischen Poros-
plastik hätte aber doch abgebildet werden müssen. Die architekturgeschichtlichen Teile des Buches haben von der wissen-
schaftlichen Arbeit der letzten zehn Jahre überall profitiert. Den neueren Forschungen über die Plastik steht der Verf. mit
ruhiger, vorsichtiger Kritik gegenüber. So wird wohl die Dresdener Athena Lemnia des Phidias, wenn auch bedingt, anerkannt,
dagegen gelten auch dem Verf. die Parthenongiebelgruppen noch immer als Werke von Phidias’ Hand. Zu der wichtigen
Beobachtung von Reisch über die Athena Hephaistia des Alkamenes, die der hypothetischen Gleichsetzung von dessen Aphrodite
mit der „Venus Genetrix" das Urteil spricht, wird keine Stellung genommen. Die Rückführung der Berliner Amazone auf
Polyklet wird, gewiß mit Recht, nicht mehr so bestimmt beigepflichtet als früher. Bei der Frage nach dem Verhältnis des
Apoll vom Belvedere zu Leochares vermißt man den Hinweis auf Winters entscheidenden Aufsatz. Die zeitliche Stellung des
Laokoon bleibt unentschieden. Doch wie auch das Urteil über solche und andere Einzelfragen, um die die Forschung zum
Teil noch kämpft, ausfallen mag, der Wert und die Eigenart des ganzen Werkes werden dadurch nicht verschoben, sie bleiben
ihm auch in der neuen Gestalt. Es wird mit seiner vornehmen, unparteiischen Darstellung auch fernerhin wirken, belehren
und erfreuen. F. N.
Ferner sagt die „Wochenschrift für klassische Philologie“ (9. Dez. 1903):
Der Grundgedanke des Verfassers, der sich in der Wahl des Titels ausspricht, hat offenbar mit der Zeit in weiteren
Kreisen Anklang gefunden. Er ist deshalb natürlich in dieser zweiten Auflage festgehalten. Das schließt aber nicht aus, daß
im einzelnen namhafte Veränderungen und Verbesserungen vorgenommen sind, wie sie schon durch die in dem zwischen
beiden Auflagen liegenden Zeitraum gemachten Fortschritte der Forschung geboten waren. Eine Vergleichung mit der ersten
Auflage zeigt in der Tat, daß eine zum Teil recht tiefgreifende Umarbeitung stattgefunden hat. Was dem Werk seinen dauernden
Wert sichert und auch auf die späteren Bearbeitungen der alten Kunstgeschichte nicht ohne Einwirkung geblieben ist, das ist
die Betonung und strenge Durchführung der Aufgabe, 'neben der üblichen ethnographischen und systematischen die echt-
historische Darstellungsweise in ihr Recht zu setzen', d. h. die Kunstentwicklung des Altertums nicht völkerweise, sondern so-
zusagen schichtweise zu erzählen, das Gleichartige bei allen Völkern auf jeder Stufe der Entwicklung, und ihre wechselseitigen
Einwirkungen zu beobachten und so ein wirkliches Weltbild zu gewinnen. Das Ganze gliedert sich so in drei natürliche Teile,
die Zeit des Orients, der Hellenen und der Römer, nicht in dem Sinn, daß nun jeder Teil für sich abgeschlossen abgehandelt
würde, sondern daß in jedem dieser Zeiträume die Kunstentwicklung auf dem ganzen Gebiete der alten Welt betrachtet wird.
Jenem Zwecke dienen neben dem Grundplan die immer wieder eingefügten Weltskizzen und Stilcharakteristiken.-
v. Sybel gehört zu denen, deren Ansicht einen Anspruch auf Berücksichtigung hat. Etwas Besseres
können wir zur Empfehlung seines schönen Werkes nicht sagen. P. W.
 
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