Geymüller mit dem in den Jahren 1890 bis 1908 erschienenen elfbändigen Werk »Die Architektur der Renaissance
in Toskana«. Im 11. Band »Villen und Paläste« widmeten sie der Sgraffitodekoration ein eigenes Kapitel.
Guido Carocci, dessen Lebenswerk der Erforschung des alten Florenz galt, hat durch zahlreiche Veröffentlichun-
gen sowie durch den handschriftlichen, heute im Museo Topografico verwahrten »Elenco degli edifizi monumen-
tali« auf den historischen und künstlerischen Wert einzelner Monumente aufmerksam gemacht; sein dort nieder-
gelegtes Wissen war eine unentbehrliche Grundlage der vorliegenden Arbeit.
Ehe die Verfasser die Werke jener Autoren zu Rate zogen, hatten sie - ausgehend von der obengenannten Frage-
stellung - den größten Teil der hier publizierten Denkmäler an Ort und Stelle »entdeckt«. Dabei gelang es auch
immer wieder einmal, in die umfriedeten Binnenhöfe der Paläste vorzudringen, an deren dem Wind und dem Wet-
ter weniger ausgesetzten Wänden sich einige der schönsten Dekorationen - etwa ein Drittel aller hier im Bild vor-
geführten - erhalten haben.
Über das Aussehen der Kirchen von Florenz sind wir dank des umfassenden Werkes von W. und E. Paatz sehr gut
im Bilde, wir können nicht nur ermessen, was einmal bestanden hat, sondern auch was geplant war. Nachrichten,
Zeichnungen und Modelle überliefern die zahlreichen Projekte zur Vollendung der vielen, unfertig gebliebenen
Fassaden großer Florentiner Kirchen; ihnen blieb nicht nur aus Gründen, die im Wechsel der Politik und der
Finanzlage der Stadt, sondern auch häufig im Meinungsstreit ihrer in Kunstfragen passionierten Bürger gelegen
haben, die Ausführung versagt. Bei den für das 1 i.bis 14. Jahrhundert typischen Inkrustationsfassaden betrifft das
vor allem den Dom und S. Croce. - S. Maria Novella verdankt die Vollendung ihrer trecentesken Fassade erst dem
Eingriff Albertis (145 6 ff.). - Außer den architektonischen Sonderleistungen des zum Dome gehörigen Campanile
und des Baptisterium haben sich nur kleinere Inkrustationsfassaden aus dem 13. Jahrhundert fragmentarisch erhal-
ten: an der erzbischöflichen Kapelle S. Salvatore nell’Arcivescovado, westlich des Domplatzes, und an S. Stefano,
nördlich der Ponte Vecchio. (San Miniato und die Badia Fiesolana mit ihren reichen Fassaden liegen vor den Toren
der Stadt.) Es fehlt in Florenz an einer klassischen Fassadenordnung, wie sie für S. Lorenzo vorgesehen und zuerst
von Giuliano da Sangallo d. Ä., dann von Jacopo Sansovino und zuletzt von Michelangelo entworfen worden
war. Es fehlt auch an einer großen Hausteinfassade, wie sie u.a. S. Maria del Carmine schmücken sollte1.
Schließlich fehlen so gut wie ganz und sind auch unserem Bewußtsein entschwunden die farbigen Fresken, die an
den verputzten Kirchen- und Klosterfassaden, Oratorien und Hospitälern die jeweiligen Patrone, die Muttergottes
oder auch Szenen aus Heiligenleben darstellten. Auf Grund der Forschungen von W. und E. Paatz lassen sich zwi-
schen 1300 und 1620 etwa 50 solcher Fassaden nachweisen (von denen ein Teil zu verschiedenen Zeiten mehrfach
bemalt wurde), es handelt sich bei etwa der Hälfte um den traditionellen Schmuck der Türfelder, meist in Lünetten-
form, aber bei den übrigen um größere Malereien2. Die meisten von diesen stammen aus dem 14. und frühen
15. Jahrhundert sowie aus der 2.Hälfte des 16. und dem Beginn des 17. Jahrhunderts3, nur ein kleiner Teil aus der
dazwischenliegenden Zeit4. Als neues Dekorationselement kommt in der Frührenaissance das farbige Terrakotta-
relief auf (Pazzikapelle, Ospedale degli Innocenti), während sich in der Hochrenaissance die klassische Fassaden-
gliederung durchsetzt (z. B. die Pläne für S. Lorenzo; S. Maria degli Carceri in Prato).
Das farbige Bild, das die Kirchenfassaden und die ausgemalten Loggien, Bogenhallen und Kreuzgänge boten,
bereicherten die Gemälde in den Tabernakeln und an den Toren der Stadtmauern, wie an der Porta S. Giorgio,
Porta S.Niccolo, Porta Romana5, sowie eine große Anzahl allerorts gemalter Wappen zur Verherrlichung des
eigenen Geschlechtes, der Zünfte und des Hauses Medici6.
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in Toskana«. Im 11. Band »Villen und Paläste« widmeten sie der Sgraffitodekoration ein eigenes Kapitel.
Guido Carocci, dessen Lebenswerk der Erforschung des alten Florenz galt, hat durch zahlreiche Veröffentlichun-
gen sowie durch den handschriftlichen, heute im Museo Topografico verwahrten »Elenco degli edifizi monumen-
tali« auf den historischen und künstlerischen Wert einzelner Monumente aufmerksam gemacht; sein dort nieder-
gelegtes Wissen war eine unentbehrliche Grundlage der vorliegenden Arbeit.
Ehe die Verfasser die Werke jener Autoren zu Rate zogen, hatten sie - ausgehend von der obengenannten Frage-
stellung - den größten Teil der hier publizierten Denkmäler an Ort und Stelle »entdeckt«. Dabei gelang es auch
immer wieder einmal, in die umfriedeten Binnenhöfe der Paläste vorzudringen, an deren dem Wind und dem Wet-
ter weniger ausgesetzten Wänden sich einige der schönsten Dekorationen - etwa ein Drittel aller hier im Bild vor-
geführten - erhalten haben.
Über das Aussehen der Kirchen von Florenz sind wir dank des umfassenden Werkes von W. und E. Paatz sehr gut
im Bilde, wir können nicht nur ermessen, was einmal bestanden hat, sondern auch was geplant war. Nachrichten,
Zeichnungen und Modelle überliefern die zahlreichen Projekte zur Vollendung der vielen, unfertig gebliebenen
Fassaden großer Florentiner Kirchen; ihnen blieb nicht nur aus Gründen, die im Wechsel der Politik und der
Finanzlage der Stadt, sondern auch häufig im Meinungsstreit ihrer in Kunstfragen passionierten Bürger gelegen
haben, die Ausführung versagt. Bei den für das 1 i.bis 14. Jahrhundert typischen Inkrustationsfassaden betrifft das
vor allem den Dom und S. Croce. - S. Maria Novella verdankt die Vollendung ihrer trecentesken Fassade erst dem
Eingriff Albertis (145 6 ff.). - Außer den architektonischen Sonderleistungen des zum Dome gehörigen Campanile
und des Baptisterium haben sich nur kleinere Inkrustationsfassaden aus dem 13. Jahrhundert fragmentarisch erhal-
ten: an der erzbischöflichen Kapelle S. Salvatore nell’Arcivescovado, westlich des Domplatzes, und an S. Stefano,
nördlich der Ponte Vecchio. (San Miniato und die Badia Fiesolana mit ihren reichen Fassaden liegen vor den Toren
der Stadt.) Es fehlt in Florenz an einer klassischen Fassadenordnung, wie sie für S. Lorenzo vorgesehen und zuerst
von Giuliano da Sangallo d. Ä., dann von Jacopo Sansovino und zuletzt von Michelangelo entworfen worden
war. Es fehlt auch an einer großen Hausteinfassade, wie sie u.a. S. Maria del Carmine schmücken sollte1.
Schließlich fehlen so gut wie ganz und sind auch unserem Bewußtsein entschwunden die farbigen Fresken, die an
den verputzten Kirchen- und Klosterfassaden, Oratorien und Hospitälern die jeweiligen Patrone, die Muttergottes
oder auch Szenen aus Heiligenleben darstellten. Auf Grund der Forschungen von W. und E. Paatz lassen sich zwi-
schen 1300 und 1620 etwa 50 solcher Fassaden nachweisen (von denen ein Teil zu verschiedenen Zeiten mehrfach
bemalt wurde), es handelt sich bei etwa der Hälfte um den traditionellen Schmuck der Türfelder, meist in Lünetten-
form, aber bei den übrigen um größere Malereien2. Die meisten von diesen stammen aus dem 14. und frühen
15. Jahrhundert sowie aus der 2.Hälfte des 16. und dem Beginn des 17. Jahrhunderts3, nur ein kleiner Teil aus der
dazwischenliegenden Zeit4. Als neues Dekorationselement kommt in der Frührenaissance das farbige Terrakotta-
relief auf (Pazzikapelle, Ospedale degli Innocenti), während sich in der Hochrenaissance die klassische Fassaden-
gliederung durchsetzt (z. B. die Pläne für S. Lorenzo; S. Maria degli Carceri in Prato).
Das farbige Bild, das die Kirchenfassaden und die ausgemalten Loggien, Bogenhallen und Kreuzgänge boten,
bereicherten die Gemälde in den Tabernakeln und an den Toren der Stadtmauern, wie an der Porta S. Giorgio,
Porta S.Niccolo, Porta Romana5, sowie eine große Anzahl allerorts gemalter Wappen zur Verherrlichung des
eigenen Geschlechtes, der Zünfte und des Hauses Medici6.
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