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KATALOG DER SGRAFFITOFASSADEN IN FLORENZ UND TOSKANA

i Casa Davanzati, Florenz Abb. 1-4
Piazza Davanzati 2, früher Vicoletto de’Ricchi
Besitzer: Davanzati; 1427 Alessandro di Mariotto Davanzati
(lt. Carocci 1889); 1896 Comune di Firenze, anläßlich des
»riordinamento del centro« (lt. Elenco); Ende des 19. Jahr-
hunderts gekauft von Ing. Alighiero Röster (lt. Notiz im
Museo Topografico), 1960 Röster.
Fassade: Schmales, gotisches Haus, drei Geschosse mit zwei
Achsen. Die spitzbogigen Biforien mit glatten Steinrahmen und
abgefaßtem Mittelpfeiler im 1. Obergeschoß und die hoch-
rechteckigen Fenster mit glatten Steinrahmen im 2. Ober-
geschoß sitzen auf schmalen, einfach gekehlten Simsleisten. Im
Erdgeschoß heute links ein Schaufenster, rechts eine schmale
Tür mit neuem Rahmen, an ihrer Stelle befand sich um 1900
noch eine Rundbogentür des vorgeschrittenen Cinquecento
mit vorspringenden Quadern am Sockel, Bogenansatz und
Schlußstein mit geschweifter Spitze, anstelle des Schaufensters
befand sich eine zweite, schmucklose Tür. Die hochrechteckigen
Fenster über den Türen dienen zur Beleuchtung des Hochpar-
terres; die quadratische Fensterform im »Rilievo del pro-
spetto« von 1886 dürfte kaum aus der Erbauungszeit des Hau-
ses, dem Trecento, stammen, sondern wie die ehemalige rechte
Tür aus dem Cinquecento. - Verputztes Mauerwerk.
Sgraffiti: Ansetzend über dem 80 cm hohen, schmucklos ver-
putzten Sockel wird die gesamte Fassade von fingiertem Qua-
derwerk überzogen. Ornamentbänder begrenzen die Geschosse
horizontal und vertikal. Oberhalb der Türen ein Fries aus Blu-
men, Tieren und Hirten, an den Kanten steigt ein Zweig mit
symmetrisch angeordneten Blatt- und Blütenpaaren bis zum
Gesims auf (die im »Rilievo del prospetto« als Abschluß der
Kanten eingezeichneten Löwen finden sich nicht an der erneu-
erten Dekoration). Unter dem Gesims läuft ein Schachbrett-
muster über zierlichem Bogenfries mit kleinen Rosetten darin.
Die beiden Fenster werden von quadratischen Rosetten aus je
vier Dreiblättern gesäumt.
1. Obergeschoß: Rosetten von der gleichen Form wie im Erd-
geschoß, bereichert um eingestreute kleine Blüten, ziehen sich
um die Biforien, am linken Fenster stehen sie teilweise auf der
Spitze. Unter dem Gesims wieder das Schachbrettmuster über
einem Bogenfries, an den Kanten Fortsetzung der aufsteigen-
den Blütenzweige.
2. Obergeschoß: Um die Fenster läuft eine Ranke aus fünfblätt-

rigen Blüten und lanzettförmigen Blättern, an den Kanten Fort-
setzung der Blütenzweige. Unter dem Dach abschließend ein
Bogenfries.
Erhaltung: Im Jahre 1886 detaillierte zeichnerische Fixierung des
originalen Bestandes der Dekoration: »A conto dell’Ufficio
d’arte municipale, questa fabbrica fu disegnata in tutte le sue
parte e rilevata anche nei minimi particolari in diverse tavole
raccolte in un album ehe si conserva nel Municipio« (Carocci,
1889, p. 43, Anm.). Den Zustand der originalen Dekoration
belegen die Fotografien der gesamten Fassade (Abb. 4) und des
Biforenfensters (Abb. 2).
Carocci berichtet 1896: »Antiche case Davanzati in Piazza
Davanzati. . . sono conservate assai nelle parti caratteristiche,
ma serbando l’impronta del lungo abandono nel quäle furono
lasciate.« - »Arte e Storia« berichtet von der zuverlässigen Re-
staurierung durch Galileo Chini im Jahre 1900. Die Fassade
wurde neu verputzt, ohne die intakten Reste der Dekoration zu
konservieren. Das Foto vor der Restaurierung und das »Rilievo
delprospetto«voni886 (Abb. 1) zeigen untereinander und gegen-
über dem heutigen Zustand nur geringfügige Abweichungen:
Auf dem »Rilievo« ist der Hirtenfries des Erdgeschosses bündig
mit dem linken Türsturz eingezeichnet, während er ursprünglich
zwei Quaderstreifen darüber liegt, demgemäß sitzen auch die
beiden Fenster des Hochparterres höher, so wie im heutigen
Zustand, jedoch lag das rechte Fenster vor der Restaurierung
in der Achse der rechten Tür, während es jetzt nach links ge-
rückt ist. Die ursprüngliche Lage der Erdgeschoßfenster geht
aus den Sgraffiti-Rahmenleisten des »Rilievo del prospetto«
hervor. Von der erneuerten Putzschicht sind heute an ver-
schiedenen Stellen Teile abgeplatzt.
Datierung: 3.Viertel des 14. Jahrhunderts. - Bau und Dekora-
tion stammen aus der gleichen Zeit. Die Vertikale ist betont
durch Schmuckleisten längs der Kanten. - Ein Teil der Schmuck-
motive ist schon im Dugento an Inkrustationen nachweisbar:
Hirten und Tiere an der Fassade von S.Michele in Lucca; im
Trecento Schachbrett- und Bogenfries sowie Rosetten am Flo-
rentiner Dom (s. Abb. V 7, V 9).
Literatur: Carocci, Studi Storici, 1889, p. 45: Kurze Beschrei-
bung der Fassade und Erwähnung der »resti di graffito« (wei-
teres siehe unter »Erhaltung«).
Carocci, Elenco, 1896, siehe unter »Besitzer«.
Arte e Storia, 1900, p. 138: Kurzer Restaurierungsbericht:
 
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