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Künstlern gewesen zu sein. (Vgl. auch die jonische Scherbe in Reggio,
Rom. Mitt. IX, p. 290.)

Auch für die kalydonische Jagd scheint mir eine Ableitung aus
korinthischem Typus nicht unumgänglich notwendig. Die beiden wirk-
lich korinthischen Gefässe1) der vier von Loeschke (A. Z. 1876, p. 115)
angeführten „Vorbilder" haben einen Bogenschützen, welcher im
Tyrrhenischen immer fehlt, und Ankaios nach links liegen, umgekehrt
wie im Tyrrhenischen. Den Krater, Dubois-Maisonneuve pl. 27,
und die altertümliche Hydria, Mus. Greg. II, 17, 2, möchte ich aber
für chalkidisch, nicht für korinthisch, für die angestrebte Ableitung
also für nicht eigentlich verwendbar halten. Im Unterschied vom
Korinthischen ist da der Eber nach rechts gewandt, und fehlt der
überrannte Ankaios. Ein jonisches Beispiel: Petrie, Tanis II.
pl. XXX. 3: der Eber nach links, der Tote nach rechts; also wie
im Tyrrhenischen.

Das Ethos dieser mythischen Darstellungen erinnert zuweilen
ebenso sehr an die heroische Kraft gewisser Partieen der alten Epen, wie
es die Wucht der kommenden Tragiker bereits ahnen lässt.2) Es ist ein
rauher aber starker Sinn, der auch das Blutige, Schaurige, Entsetz-
liche sehen kann und will. Wie der Kampf um den nackten Leich-
nam des Helden weiter tobt, wie Königskinder gemordet und hinge-
schlachtet werden, wie die Frau den Gatten verrät und der Sohn
die Mutter erschlägt: dergleichen wurde dem Beschauer vor die
Augen gemalt. Die Naivität, die Eckigkeit und naturalistische Derb-
heit, mit der dies geschah, ist gleichweit entfernt von der üblichen
korinthischen gravitätischen Feierlichkeit wie von der geschmeidigen
chalkidischen Eleganz. Sie kann unmöglich das Produkt einer Nach-
ahmung sein, entspricht dagegen vollkommen dem, was wir sonst
von den Attikern wissen. ■—

Auch die Komostänze brauchen nicht aus korinthischem
Kulturkreis hergeleitet zu werden. Wir kennen sie jetzt auch aus
jonischem Gebiet, vgl. Petrie, Tanis II, XXVIII, 3 u. 4, Naukratis II,
XI, 1 u. 2, die rhodische Amphora in Altenburg, (Böhlau aus jonischen
und italischen Nekropolen p. 56 u. 57) die Dümmlersche Amphora,

3) Zwei weitere wirklich korinthische Beispiele auf Schalen in Athen, Nat. Mus
2) Vgl. Löschke zu den Niobiden auf 46, Jahrb. II, p. 277.
 
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