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Rodenwaldt, Gerhart; Deutsches Archäologisches Institut <Berlin, West> / Abteilung <Athēnai> [Hrsg.]
Tiryns: die Ergebnisse der Ausgrabungen des Instituts (Band 2): Die Fresken des Palastes — Wiesbaden, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.1142#0006
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VI

VORWORT DES VERFASSERS.

Die ersten Campaguen der neuen Ausgrabung von Tiryns ergaben einige, aber
wenig charakteristische Reste bemalten Wandputzes (Noack, Ovalhaus und Palast 34).
Etwas ergiebiger war die Grabung des Jahres 1909, bei der im inneren Vorhof eine
Reihe figürlicher und ornamentaler Fragmente zu Tage kam. Die überwiegende Mehr-
zahl jedoch der hier behandelten Malereien wurde im Frühjahr und im December
1910 gefunden. Da ich au den beiden letzten Grabungen teilnehmen durfte, konnte
ich die Fundumstände der meisten Fragmente persönlich beobachten.

Von den Funden sind die ganz unbedeutenden, undecorierten, einfarbigen oder
iu Hunderten von Beispielen vertretenen Stücke, etwa die Hälfte des Ganzen, in
Nauplia geblieben, wo sie nach Fundorten geordnet magaziniert sind. Alle anderen
Fragmeute wurden ins Athener Nationalmuseum überführt, wo die besten und gröss-
ten Stücke ausgestellt sind, während die grosse Masse, nach Fundorten und Darstel-
lungen gesondert, sich im Magazin befindet (luv. 5878-5889).

Bei der Veröffentlichung der Funde leitete mich das Bestreben, keine Auswahl
der schönsten und interessantesten Stücke zu geben, sondern das gegebene Material
in möglichster Vollständigkeit zu verarbeiten. Selbstverständlich bleibt auch unter die-
sem Gesichtspunkte das Gegebene eine Auslese, die von subjectivem Ermessen und
von dem augenblicklichen, bald zu überwindenden Staude unserer Kenntnis der kre-
tisch - mykenischen Kultur abhängig ist; so mussteu manche zunächst ungedeutete
Fragmente ganz bei Seite gelassen werden. Neue und weiter führende Forschungen
werden immer wieder auf die Gesamtheit der Originale zurückgehen müssen. Dem
Charakter einer Publication entsprechend, habe ich alle kunstgeschichtlichen, histori-
schen und antiquarischen Fragen nur soweit berührt, als es zum unmittelbaren Verständ-
nis der einzelnen Fragmeute und ihrer Bedeutung als eines Ganzen notwendig schien.
Dass ich auf das Verhältnis zu Aeg}-pten und zum Orient weniger eingehen konnte,
als ich gewünscht hätte, lag an der Dürftigkeit der mir in Athen zur Verfügung ste-
henden Literatur.

Einer Erläuterung für den Benutzer bedarf die Art der Reproduction, die hier
besondere Schwierigkeiten bot. Eine adaecmate Wiedergabe von Freskomalerei in einer
anderen Technik ist überhaupt unmöglich; es sind daher verschiedene Formen der
Reproduction gewählt worden, die sich gegenseitig ergänzen müssen. Dem Ideale nahe
kommen die Lumiere- Autochromaiifnahmen, die wir Herrn Legationsrat v. Krause
verdanken (vgl. AM. XXXVI 1911,222 Anm. 2). Den grossen Vorzügen einer rein
mechanischen Wiedergabe, die namentlich dem Erhaltungszustand und der Plastik der
Oberfläche zu gute kommt, stehen jedoch die Nachteile gegenüber, die heute noch der
Reproduction (Taf. I u. XI) anhaften, ein ziemlich grober Raster, der die Bestimmtheit
der Zeichnung stört, und ein gewisses Schwanken und Schillern der reinen Farbtöne,
 
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