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Rodenwaldt, Gerhart; Deutsches Archäologisches Institut <Berlin, West> / Abteilung <Athēnai> [Hrsg.]
Tiryns: die Ergebnisse der Ausgrabungen des Instituts (Band 2): Die Fresken des Palastes — Wiesbaden, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.1142#0232
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V. DIE FUSSBÖDEN.

A. DIE FUSSBÖDEN DER BEIDEN MEGARA.

VON R. Hackl.

In den Frühjahrsgrabungen von 1909 Hess ich ein von Prof. Dörpfeld schon
bei den Schliemannschen Grabungen (Tiryns S. 274 u. 338) entdecktes, aber wegen
Zeitmangels nur flüchtig skizziertes und wieder mit Erde zugedecktes Stück Wand-
malerei in der Südostecke des kleinen Megarons freilegen. Die Malerei zeigte
sich gut erhalten und mit Dörpfelds Skizze übereinstimmend (s. oben S. 166 ff. Nr. 233).
Bei der Reinigung wurde nun auch ein Stück des angrenzenden Fussbodens gesäu-
bert, wobei Reste von Bemaluug zum Vorschein kamen. Eine genaue Untersuchung
des mit einer dicken Sinterschicht bedeckten Bodens ergab folgendes Resultat.

Der Fnssbodeu besteht aus einer etwa daumendicken, gegen die Wände zu wesent-
lich dicker werdenden Stucklage. Der Plan auf Tafel XX zeigt die erhaltenen Partien
in kräftiger, getönter Zeichnung. Genaxi orientiert nach dem aus dem Stuck ausge-
sparten, schon früher als Feuerstelle erkannten Rechteck befindet sich eine ziemlich
quadratische, auf drei Seiten von einer Borte eiugefasste unverzierte Fläche. Die Borte
(Taf. XXI 1) besteht aus einer Rosettenreihe zwischen Zahuornamenten der üblichen
jüngeren Form und einem innersten glatten weissen Streifen; die sechs Bänder sind
durch eingepresste Linien voneinander getrennt. Die übrige Bodeufläche ist von nicht
ganz quadratischen Feldern (etwa 50 mal ^7> cm) bedeckt, die durch rote Streifen
(Breite etwa 4,5 cm) mit eingepressteu Coutureu voneinander getrennt sind. Gegen die
Mauer bildet ebenfalls ein roter, nicht ganz regelmässiger Streifen die Begrenzung.
Die an die Feuerstelle grenzende Seite der Borte setzt sich nach links und rechts als
rotes Band fort und trennt so die Feldereinteilung in eine schmalere östliche und eine
breitere westliche Hälfte. Die Felder zeigen einen regelmässigen Wechsel in ihrer
Grundfarbe, nämlich Blau, Hellrot, Blau, Gelb; er ist auf dem Plane Taf. XX durch
verschiedene Tönung wiedergegeben, bei der der hellste Ton das Blau, der mittlere
das Gelb, der dunkle das Hellrot bezeichnet. Das Gelb ist regelmässig zu einem flecki-
gen Dunkelrot verbrannt, nur auf einem Felde, das sich jetzt im Museum zu Nauplia
befindet, hat sich etwas Gelb deutlich erhalten neben zu Dunkelrot verfärbtem. Die
Musterung (Taf. XXI 1) ist in allen Feldern die gleiche, von welligen Doppelliuieu
umgrenzte Schuppen mit dazwischengesetzten Blüten] [s. unten zu Raum XXI]. Die
Farben des Musters sind je nach dem Tone des Grundes verschieden; auf blauem

1 [Die Schuppen und Blüten sind sämtlich nach Norden gerichtet; das Muster ist also nicht wie im grossen
Megaron (s. unten) nach dem rechteckigen Platze neben dem Herde orientiert, sondern für die Betrachtung
von der Eingangstür aus berechnet. G. R.].
 
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