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Tools & tillage: a journal on the history of the implements of cultivation and other agricultural processes — 2.1972/​1975

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Kothe, Heinz: Slawische Pflugfunde westlich der Oder
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https://doi.org/10.11588/diglit.48999#0196

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SLAWISCHE PFLUGFUNDE WESTLICH DER ODER

Von
Heinz Ko the

Im zentralen und siidlichen Bereich der Deut-
schen Demokratischen Republik gibt es im we-
sentlichen zwei Fundgruppen von Pfliigen oder
Pflugteilen aus slawischer Zeit. Im Havel-Spree-
Gebiet sind es vor allem Kriimmel-Sohlen-
pfliige vom Dabergotz-Typ mit ruderformiger
Schar. Sie sind bekannt aus dem namengeben-
den Fundort Dabergotz bei Neuruppin (S.Jh.),1
aus Spandau (10.Jh.)2 und Wittenau in West-
berlin sowie aus Wiesenau unweit der mittleren
Oder (etwa 7./8.Jh.).3 Umstritten ist die Alters-
bestimmung lediglich bei dem Wittenauer Ge-
rat. Hatte man es zunachst pollenanalytisch in
die friihe Latene-Zeit stellen wollen,4 so ergab
eine kiirzlich im Kolner Labor durchgefiihrte
C14-Untersuchung im krassen Gegensatz hier-
zu eine angeblich »hochmittelalterliche« Datie-
rung.5
Aus dem 7./8. Jh. stammt eine hblzerne und
aus dem 11./12. eine eiserne Stielschar, beide
von slawischen Siedlungen in Tornow, Kreis
Calau in der Niederlausitz, liber die jetzt eine
umfassende Publikation von J. Herrmann vor-
liegt.6 Ob aber diese Stiicke ebenso wie die et-
wa zwei Dutzend ruderformigen Holzscharen
aus Wiesenau7 und die entsprechenden Eisen-
scharen aus Polen zu einem Kriimmelard oder
- wie man neuerdings vermutet - zu einer Vier-
kantarl gehdren, bleibt vorerst noch ungeklart
(vgl. hierzu die niitzliche Zusammenstellung
von U. Bentzien: Slawische Pfluggerate und
ihre jiingeren Traditionen im ostlichen Deutsch-
land. Letopis C/15, 1972: 24-39).
Siidlich der brandenburgischen Sandboden-
zone, namlich auf den schwereren Boden ost-
lich der Saale, iiberwiegen dagegen leicht asym-
metrische Eisenscharen mit offener Tulle aus
slawischer Zeit. Bekannt sind die Fundorte
Gera-Tinz (»spatslawisch«)8 und Leipzig (»mit-

tel- bis spatslawisch«),9 ferner der Burgwall
Fuchsberg bei Rotha im Kreise Borna (9.Jh.),10
der Burgwall Festenberg in Baderitz bei Mu-
geln (Kreis Oschatz)11 und schlieBlich die be-
reits erwahnte Siedlung D in Tornow (11./12.
Jh.).12 Ein Schar-Fragment vom Burgberg Zeh-
ren (Kreis MeiBen) laBt eine nahere Bestim-
mung anscheinend nicht zu. 13 Zu nennen wa-
ren dann noch die beiden Stiicke aus der Nahe
von Potsdam14 sowie die Funde aus Dabrun/
Kr. Wittenberg15 und Platkow/Kr. Seelow.16
Wesentlich ist aber in diesem Zusammen-
hang die Feststellung von A. Pietzsch 17 und F.
Sach,18 daB die mehr oder wenig asymmetri-
schen Scharen, die wir in dieser Form aus be-
nachbarten westslawischen Gebieten bereits
seit Mitte des 1. Jahrtausends kennen,19 nicht
etwa zufallig, sondern bewuBt so hergestellt
worden sind, und daB sie dementsprechend
nicht von »Hakenpfliigen«, wie man oft meint,
sondern von Beetpfliigen stammen.20 Ihr haufi-
geres Vorkommen gerade bei Burgwallen und
in Hortfunden laBt uns mit Cernohorsky und
Nowotny vermuten, daB sie sich iiberwiegend
im Besitz des Gentiladels und spater des Feu-
daladels befanden.21 Zugleich aber bilden sie
sowohl hinsichtlich ihrer Verbreitung als auch
in ihrer Zeitstellung eine glanzende Bestatigung
des von uns zunachst nur an Hand des ethno-
graphischen Materials gewonnenen Resultats
beziiglich des Alters und der Ausbreitung des
westslawischen Beetpfluges.22
Slavic finds of ploughs and plough-parts west
of the Oder.
In this very compressed note the important finds
of plough-parts and ploughs found in the German
Democratic Republic dating back to the Slavic
period (7-12 cent.) are briefly mentioned with
references to literature.
 
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