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Tools & tillage: a journal on the history of the implements of cultivation and other agricultural processes — 5.1984/​1987

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https://doi.org/10.11588/diglit.49002#0004

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GELEITWORT

Vor dreizehn Jahren besuchten die drei Re-
dakteure Bulgarien im AnschluB an eine Ta-
gting des Internationalen Verbandes der
Landwirtschaftsmuseen in Budapest. Unser
Fiihrer auf einem Teil der Reise war der ver-
storbene Professor Christo Vakarelski. Wo
immer wir uns aufhielten, wurde uns reiche
Gastfreundschaft zuteil. In einer Stadt
sprach Christo - nachdem wir Methoden des
Erntens mit Handgeraten erortert hatten -
mit einem Einheimischen, der sich darauf
entfernte. Wir warteten und unterhielten uns
in der heifien Sonne, nicht ganz sicher, was
nun geschehen sollte. Bald aber erschien eine
Frau, die einen braunen Papiersack trug. Er
enthielt eine Anzahl Exemplare des Pala-
marka, eines holzernen Gerats, das der
Hand angepaBt war, um die Finger zu be-
schiitzen und die Reichweite beim Ernten
mit der Sichel zu verlangern. Wir waren fas-
ziniert von diesen Geraten und dachten, wir
konnten eines davon um wenige Stotinki kau-
fen. Keine Rede davon - der ganze Sack wur-
de uns aufgendtigt, und jetzt sind Museen
in Schottland und Danemark wohlverse-
hen mit Exemplaren des bulgarischen Pala-
marka. Est ist daher kein Wunder, daB es uns
ein besonderes Vergniigen ist, den Artikel
von Jutta Meurers-Balke und Charlotte
Loennecken uber dieses Thema zu ver-
offentlichen. Hand- und Fingerschutze ge-
horen zu den kleinen, wenig beachteten Ne-
bendingen, die man oft in Verbindung mit
Hauptprozessen findet, die aber, wie die
vorliegende Untersuchung zeigt, eine Viel-
falt und Verschiedenartigkeit von Anpassun-
gen an funktionelle Bedtirfnisse aufweisen,
die ihnen groBe Bedeutung bei ethnologi-
schen Untersuchungen verleiht.
Ausnahmsweise beschrankt sich der Inhalt
dieses Heftes ausschlieBlich auf Europa, was
jedoch nicht besagen soil, dab wir damit ein
Prazedens schaffen wollen. Kiinftige Hefte

werden vielmehr nach wie vor auch die an-
deren Erdteile behandeln und Material aus
aller Herren Landern in den gelehrten
Schmelztiegel legen. Es freut uns zu sehen,
daB friihere Artikel in Tools and Tillage be-
niitzt werden, wie z.B. H. C.Dosedlas An-
wendung der von dem verstorbenen Franti-
sek Sach aufgestellten Einteilung der Pflug-
typen in Mitteleuropa auf Osterreich.
Aus Johan Davids ins einzelne gehender
Untersuchung des Spatenbaus in Flandern
gewinnen wir neue Aspekte in bezug auf ein
Thema, das seit langem im Blickpunkt des
Interesses der Redakteure steht. Wir sahen
gerne zahlreiche weitere Beitrage dieser Art
aus anderen Gegenden, so daB wir beginnen
konnten, das Zusammenspiel von Geraten,
Anwendungsmethoden, Klima, Bodenbe-
schaffenheit und Friichten besser zu ver-
stehen.
Das neue Element in diesem Heft sind
J. Troels-Smiths palaobotanische Betrach-
tungen. Es beeindruckt uns immer wieder,
mit welcher Genauigkeit und Ausfiihr-
lichkeit Troels-Smith seine Untersuchungen
durchfuhrt, so daft wir die Funde an friihen
Platzen mit immer breiterem wirklichem
Verstandnis deuten konnen. Wir haben nicht
die Absicht, in unserer Zeitschrift Platz fur
palaobotanische Untersuchungen abzu-
setzen, es sei denn, dafi sie Licht auf die The-
men werfen, mit denen sich die Zeitschrift
beschaftigt, aber wir mochten dennoch
durch das hier vorliegende Beispiel unsere
Auffassung betonen, daB alle Forscher sich
fiber die Bedeutung solcher Untersuchungen
voll und ganz im klaren sein sollten.
Mit diesem Geleitwort beginnen wir den
ersten Teil unseres funften Bandes. Wir hof-
fen, dafi Sie, verehrte Forscher, junge und
alte, uns weiterhin Beitrage von jener hohen
Qualitat, an die unsere Leser gewohnt sind,
senden werden.
 
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