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Tools & tillage: a journal on the history of the implements of cultivation and other agricultural processes — 5.1984/​1987

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Meurers-Balke, Jutta; Loennecken, Charlotte: Zu Schutzgeräten bei der Getreideernte mit der Sichel
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.49002#0029

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ZU SCHUTZGERATEN BEI DER
GETREIDEERNTE MIT DER SICHEL

von

Jutta Meurers-Balke und Charlotte Loennecken

Aus verschiedenen Landern des Mittelmeer-
raumes sind immer wieder schon sehr frtih
Gerate beschrieben worden, die bei der Ge-
treideernte mit der Sichel Anwendung fan-
den und dem Arbeitsschutz, d.h. der Unfall-
verhutung dienten. Die Sichel hat sich in
Siideuropa besonders lange als Ernteinstru-
ment fur Getreide gehalten; noch bis zur
Mitte dieses Jahrhunderts wurde sie zusam-
men mit Fingerschutz bei der Ernte einge-
setzt. In einigen Gebieten ist diese Arbeits-
weise noch heute zu beobachten (Lerche
1968; Rasmussen 1969).
Beschreibung von Finger- und Hand-
schutzgerdten
Im Museum fur Volkerkunde, Abteilung
Europa, der Staatlichen Museen Preussischer
Kulturbesitz, Berlin konnte eine Sammlung
bulgarischer, italienischer, portugiesischer
und marokkanischer Fingerschutzgerate
aufgenommen werden. Das Museum fur
Volkerkunde in Hamburg beherbergt eine
reiche Sammlung, die vorwiegend von Felix
v. Luschan in den Jahren zwischen 1880 und
1920 zusammengetragen wurde und das
breitgefacherte Typenspektrum aufzeigt
(v.Luschan 1918, 32).1
Allen Geraten dieser Art ist gemeinsam,
daft sie die linke Hand schiitzen, meistens
die 3 aufteren Finger, da diese bei der Arbeit
mit der Sichel besonders gefahrdet sind. Die
linke Hand umfaftt das Halmbiindel, das die

mit der rechten Hand geschwungene Sichel
durchtrennt.
Grundsatzlich sind zu unterscheiden:
- reine Schutzgerate und
- Schutzgerate mit Funktionserweiterung
durch Verlangerung des distalen Ab-
schnittes.
In beiden Gruppen gibt es mehrteilige Ge-
rate, bei denen die einzelnen Finger getrennt
mit je einer Schutzhiilse versehen werden,
und einteilige Gerate, welche die 3 aufteren
Finger der linken Hand gemeinsam um-
schlieften.
Einzelne Fingerlinge wurden aus Rohr,
Holz, Blech, Leder und der Kombination
aus Holz + Leder und Metall + Leder her-
gestellt.
Die einfachste Form ist eine 5-7 cm lange
Hulse, die aus einem entmarkten Rohrstiick
besteht und keinerlei weitere Bearbeitung
zeigt (Abb. 1). Der distale Abschluft ist of-
fen, wenn er in den Bereich des Interno-
diums fallt, geschlossen, wenn der Knoten
das distale Ende bildet. Die gleiche Form
finden wir auch aus Holz gefertigt; sie sind
in ihrer gesamten Lange durchbohrt. Dieser
einfache Typ schiitzt ausschlieftlich die
Finger.
Eine Erweiterung der Schutzfunktion ist
gewahrleistet durch eine Verlangerung des
Fingerlings fiber den Handriicken. Diese
 
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