Dreizehntes Kapitel.
Animismus,
Portsetzung.
Reise der Seelen in das Land der Todten. — Besuche der Lebenden bei den Seelen
der Verstorbenen. — Zusammenhang solcher Sagen mit Mythen über den Sonnenunter-
gang: daher das Land der Todten nach dem Westen verlegt. — Darstellung herrschen-
der religiöser Vorstellungen in Beschreibungen von Besuchen im Lande der Seelen, bei
wilden und bei civilisirten Völkern. — Ort des zukünftigen Lebens — eine entfernte
irdische Gegend: irdisches Paradies, Inseln der Seligen — unterirdischer Hades oder
Scheol — Sonne — Mond — Sterne — Himmel. — Entwicklung der Ansichten über
die räumliche Lage des Jenseits. — Natur des zukünftigen Lebens. — Lehre von der
einfachen Fortdauer, offenbar ursprünglich, gehört besonders den niederen Rässen an. —
Uebergangstheorien. — Vergeltungstheorie, offenbar später entstanden, besonders bei
den höheren Rassen herrschend. — Die Lehre von sittlicher Vergeltung hat sich erst
in der höheren Cultur entwickelt. — Uebersicht über die Lehre vom zukünftigen Leben
von der rohesten Stufe bis zur höchsten Civilisation. — Ihr praktischer Einfluss auf
die Gesinnung und Sittlichkeit der Menschheit.
Der Abschied der Seele des Verstorbenen aus der Welt der
Lebenden, ihre Reise in das entfernte Land der Todten, das Leben,
das sie in ihrer neuen Heimat führen wird, das alles sind Gegen-
stände, über welche die niederen Rassen meist ausgedehnte Lehren
entwickelt haben. Wenn diese von einem modernen Ethnographen
der Untersuchung unterworfen werden, so behandelt er sie als
Mythen; oft in hohem Grade verständlich und vernunftgemäss in
ihrer Grundidee, fest und regelmässig in ihrem Aufbau, aber nichts-
destoweniger nur Mythen. Wenige Dinge haben den dichterischen
Geist der Wilden zu so kühnen und lebhaften Phantasien begeistert,
wie gerade der Gedanke an das, was nach dem Tode kommen
mag. Aber dennoch lässt eine genaue Beobachtung der Einzel-
heiten bei den verschiedenen Völkern, inmitten der Mannichfaltig-
keit eine regelmässige Wiederkehr beobachten, die immer wieder
die Frage anregt, in wie weit diese Uebereinstimmung sich auf
Animismus,
Portsetzung.
Reise der Seelen in das Land der Todten. — Besuche der Lebenden bei den Seelen
der Verstorbenen. — Zusammenhang solcher Sagen mit Mythen über den Sonnenunter-
gang: daher das Land der Todten nach dem Westen verlegt. — Darstellung herrschen-
der religiöser Vorstellungen in Beschreibungen von Besuchen im Lande der Seelen, bei
wilden und bei civilisirten Völkern. — Ort des zukünftigen Lebens — eine entfernte
irdische Gegend: irdisches Paradies, Inseln der Seligen — unterirdischer Hades oder
Scheol — Sonne — Mond — Sterne — Himmel. — Entwicklung der Ansichten über
die räumliche Lage des Jenseits. — Natur des zukünftigen Lebens. — Lehre von der
einfachen Fortdauer, offenbar ursprünglich, gehört besonders den niederen Rässen an. —
Uebergangstheorien. — Vergeltungstheorie, offenbar später entstanden, besonders bei
den höheren Rassen herrschend. — Die Lehre von sittlicher Vergeltung hat sich erst
in der höheren Cultur entwickelt. — Uebersicht über die Lehre vom zukünftigen Leben
von der rohesten Stufe bis zur höchsten Civilisation. — Ihr praktischer Einfluss auf
die Gesinnung und Sittlichkeit der Menschheit.
Der Abschied der Seele des Verstorbenen aus der Welt der
Lebenden, ihre Reise in das entfernte Land der Todten, das Leben,
das sie in ihrer neuen Heimat führen wird, das alles sind Gegen-
stände, über welche die niederen Rassen meist ausgedehnte Lehren
entwickelt haben. Wenn diese von einem modernen Ethnographen
der Untersuchung unterworfen werden, so behandelt er sie als
Mythen; oft in hohem Grade verständlich und vernunftgemäss in
ihrer Grundidee, fest und regelmässig in ihrem Aufbau, aber nichts-
destoweniger nur Mythen. Wenige Dinge haben den dichterischen
Geist der Wilden zu so kühnen und lebhaften Phantasien begeistert,
wie gerade der Gedanke an das, was nach dem Tode kommen
mag. Aber dennoch lässt eine genaue Beobachtung der Einzel-
heiten bei den verschiedenen Völkern, inmitten der Mannichfaltig-
keit eine regelmässige Wiederkehr beobachten, die immer wieder
die Frage anregt, in wie weit diese Uebereinstimmung sich auf