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Herkunft und Funktion nach von diesem
Denken und Handeln abhängen, durch andere
Grundlagen ersetzt werden können. Von
diesem Standpunkt aus gesehen bestünde
keine Möglichkeit, eine neue wirtschaftliche
Aufgabe der Produktgestaltung zu fordern,
ihre Rolle müßte wie bisher darin bestehen,
den Status quo der Industrie zu interpretieren,
widerzuspiegeln und ihm treu zu dienen.
Zweifellos kann eine solche Argumentation
zunächst überzeugend erscheinen, jedoch tritt
der Irrtum bei eingehender Untersuchung
sehr bald zutage. So trifft es zum Beispiel nicht
zu, daß das herkömmliche Denken und
Handeln der Industrie nach wie vor von ihr
selbst als jedem Wandel entzogen angesehen
wird. Auf breiten Sektoren bahnt sich eine
revisionistische Tendenz an. Der engstirnige
Utilitarismus macht ebenso wie der kulturelle
und soziale Nihilismus langsam einem neu-
artigen wissenschaftlichen Rationalismus Platz.
Geheiligte Voraussetzungen gibt es heute
nicht mehr. Man hat ihren wahren irdischen
und zeitbedingten Charakter aufgedeckt.
Und da es keine Tabus mehr gibt, kann auch
nichts mehr als Entweihung angesehen werden.
Man schreckt nicht davor zurück, die Mängel
und Schwächen dessen aufzuzeigen, was
gestern noch auf dem Gebiet der Produktion,
der Verteilung oder des Absatzes als Gesetz
betrachtet wurde.
Die Industrie ist im Begriff, sich in ihrem
Denken und Handeln umzustellen, und zwar
nicht aus doktrinären Gründen, sondern weil
sie sich nur durch eine solche Umstellung
von ihrer, jedem Fortschritt entgegenstehenden
Unbeweglichkeit befreien, d. h. überleben
kann. Eine Neuentwicklung der Produkt-
gestaltung zu fordern, ist daher nicht, wie man
annehmen könnte, willkürlich und ungerecht-
fertigt, sondern im Gegenteil die Folge starker
Erneuerungstendenzen innerhalb der Industrie.
Ich möchte nun einige Gedanken über die
möglichen Voraussetzungen für einen progres-
siven Trend der Produktgestaltung vortragen.
Ich werde versuchen, die Aufgabe des Produkt-
gestalters zu definieren oder neu zu definieren
oder zu ändern. Gleichzeitig hoffe ich, präzi-
sieren zu können, inwieweit die Produkt-
gestaltung den bereits erwähnten Neuerungs-
tendenzen der Industrie im allgemeinen und
der Stahlindustrie im besonderen nützlich sein
kann.
Man könnte unserer technischen Zivilisation
den wohl schwersten Vorwurf machen, daß sie
uns nicht hilft, der sich in ihrem Rahmen
abspielenden Vorgänge in ihrer Ausdehnung
und ihrem tieferen Sinn bewußt zu werden.
Im Grunde ist das ein Vorwurf, systematische
Verdummung zu betreiben. Wie man auch
hierzu eingestellt sein mag, eines läßt sich
nicht leugnen: in unserer technischen Zivili-
sation produziert und konsumiert man mehr als
man derlei begreift. Mit anderen Worten,
wir haben noch nicht ein volles Bewußtsein
entwickelt weder für die Produktion noch für
den Verbrauch, in beiden Zonen ist nur ein

ing by these patterns, could be reconsidered
or superseded: there is no sense in urging
a new economic röle for industrial design
which would confine itself, as hitherto, to in-
terpreting, reflecting and faithfully serving
the Status quo of the industry.

There is no doubt that an argument of this
kind can seem convincing at first, but a more
detailed analysis immediately reveals the
error. It is not true, for example, that the
traditional patterns of thought and action in
industry are still regarded by industry itself
as unchangeable. In very considerable sectors,
a revisionist tendency has begun to gain
ground. Narrow utilitarianism and cultural
and social nihilism are giving way to a new
kind of rationalism, ascientific rationalism.
Premisses once sacred are now so no more:
it has come to be seen that they filled only a
particular time and place. Since there are no
more taboos, there is no more sacrilege.
There is no hesitation in denouncing as fallible
and vulnerable what was regarded only
yesterday as law, whether in the field of pro-
duction, distribution or sales.

Industry is changing its patterns of thought
and action, not for reasons of doctrine, but
because only by doing so can it break free
from its present immobility, and indeed sur-
vive. So the call for a new departure in in-
dustrial design is not, as might be supposed
simply unwarranted interference — on the
contrary: it reflects a strong movement towards
renewal in industry.

I shall now venture a few reflections on the
subject of possible conditions for new de-
velopments in industrial design, endeavouring
to define, or redefine, or revise its function.
At the same time, I hope to show how indus-
trial design can be of Service to this movement
towards renewal in industry in general, and
in the Steel industry in particular.

Perhaps the most serious criticism that could
be made of our technological civilization is
that it does nothing to promote, either in
breadth or on depth, recognition of the pro-
cesses going on within it. At bottom, this
means that our civilization is obscurantist.
However, we may feel about this, there is one
thing that cannot be denied: in the technol-
ogical civilization of today, our production
and consumption are greater than our com-
prehension. In other words, we have not
yet arrived at full awareness of either produc-
tion or consumption. In both spheres, there
is only particularized awareness, which is

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