vereinzeltes Bewußtsein vorhanden, d. h. ein
Bewußtsein, das von der unmittelbaren Realität
des zu produzierenden oder zu verbrauchen-
den Gegenstandes überlagert und erstickt
wird. Es gibt kein verallgemeinertes (über-
greifendes) Bewußtsein, mit dem sich die
Vorgänge diesseits und jenseits des zu produ-
zierenden oder zu konsumierenden Gegen-
standes erfassen lassen. Dieser Zustand der
Überentwicklung des vereinzelten und der
Unterentwicklung des verallgemeinerten
Bewußtseins ist nicht länger mehr ein Thema,
das nur die Kulturkritiker angeht. Nicht ohne
Besorgnis fragen sehr viele ernsthafte Volks-
wirtschaftler, wie lange die Industriewelt sich
noch in dieser Weise stromabwärts treiben
lassen kann, ohne Kenntnis des Ufers, das sie
erreichen will, indem sie ohne Plan produziert
für einen Konsum ohne Plan.
Glücklicherweise konnte man in den letzten
Jahren einige diesem Zustand entgegen-
wirkende heilsame Reaktionen feststellen.
Der zunehmende Einfluß wissenschaftlicher
Programmierungsmethoden in der Industrie
trägt immer mehr dazu bei, das auf größere
Zusammenhänge zielende Bewußtsein zu
entwickeln (im Gegensatz zum vereinzelten
Bewußtsein). Es muß jedoch darauf hin-
gewiesen werden, daß es sich hier zwar um
ein verallgemeinertes Bewußtsein handelt,
aber nur vom Standpunkt der Produktions-
interessen aus gesehen.
Diese Nuance ist wichtig, da sie uns helfen
kann, die Aufgabe der Produktgestaltung
besser zu verstehen. Nach meiner Ansicht muß
gerade die Produktgestaltung zur Entwicklung
eines verallgemeinerten Bewußtseins bei-
tragen, aber diesmal unter dem Gesichtspunkt
der Interessen des Verbrauchs oder
— genauer gesagt — des Verbrauchers der
industrieerzeugnisse. Infolge ihres engstirnigen
Utilitarismus, von dem bereits die Rede war,
wollte die Industrie bisher die Rechtmäßigkeit
einer solchen Aufgabe nicht anerkennen und
zog es bis heute vor, die Produktgestaltung
als das wirksamste Mittel zur Schärfung eines
partikularen Bewußtseins anzusehen, natürlich
ausschließlich unter dem Gesichtspunkt der
Produktionsinteressen. Der Produktgestalter
darf nicht länger mehr nur dann in Anspruch
genommen werden, wenn es darum geht,
eine sogenannte Neuheit auf den Markt zu
bringen, oder es für nötig erachtet wird,
die ‘gute Form' oder jene zu schaffen, die sich
mit absoluter Sicherheit verkaufen läßt.
In Zukunft muß die Produktgestaltung not-
wendigerweise zu einem Faktor der Planung
werden, jedoch einer Planung mit gesellschaft-
licher Verantwortung.
Ich weiß sehr wohl, wie verdächtig der Begriff
‘gesellschaftliche Verantwortung' ist, wie sehr
er einen missionarischen Beigeschmack hat
und wie sehr man gewohnt ist, ihn als jenseits
der Wirtschaft liegend zu betrachten. Aber
auch in dieser Hinsicht sind die Dinge im Fluß.
Im Grunde glaube ich, daß die Unverantwort-
lichkeit sich auf die Dauer sehr schlecht
auszahlt. Man kann zwar eine Zeitlang die
submerged and stifled in the immediate real-
ity of producing and consuming the object
concerned. There is no generalized awareness
of the processes going on around the object
to be produced and consumed. This state
of hypertrophied particularized awareness and
atrophied generalized awareness is no longer
a matter of concern only to the critics of our
civilization. Many responsible economists
are wondering, not without anxiety, just how
long the industrial world can continue to
drift in this way, not knowing where it is head-
ing, producing haphazard for haphazard
consumption.
Fortunately, some salutary reactions against
this state of affairs has become apparent in the
last few years. The growing influence of
methods of scientific programming in indus-
try is doing much to develop generalized
awareness. All the same, even that awareness
is generalized only with regard to production
interests.
This nuance is important, for it can help us
to a better understanding of the function of
industrial design. In my opinion, what industrial
design ought to do is help develop general-
ized awareness with regard to consumption
interests. Or rather, to be accurate, of the
interests of the consumer, the user of indus-
trial products. Because of the narrow utilitari-
anism I have mentioned, industry has always
been unwilling in the past to accept that in-
dustrial design can legitimately have such a
function. Until now, it has preferred to consider
industrial design as the most effective way
of stimulating particularized awareness —
exclusively, of course, from the point of view
of production interests. The designer cannot go
on for ever as the man who is brought in
only when it is intended to launch a supposed
novelty on to the market, or when it is deemed
necessary to create a specially attractive
form (“good form“) or one that cannot fail to
seil. In the future, industrial design will need
to be a factor in planning — a factor in socially
responsible planning.
1 know this concept of social responsibility
is highly suspect; it has a sort of missionary
flavour; and we have come, to consider it,
as the saying goes, transeconomic. But from
this point of view too matters are changing.
Basically, I feel that, in the long run, irrespon-
sibility does not pay. It is possible for a time
to carry on business without any regard for
social interests, perhaps even against them
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Bewußtsein, das von der unmittelbaren Realität
des zu produzierenden oder zu verbrauchen-
den Gegenstandes überlagert und erstickt
wird. Es gibt kein verallgemeinertes (über-
greifendes) Bewußtsein, mit dem sich die
Vorgänge diesseits und jenseits des zu produ-
zierenden oder zu konsumierenden Gegen-
standes erfassen lassen. Dieser Zustand der
Überentwicklung des vereinzelten und der
Unterentwicklung des verallgemeinerten
Bewußtseins ist nicht länger mehr ein Thema,
das nur die Kulturkritiker angeht. Nicht ohne
Besorgnis fragen sehr viele ernsthafte Volks-
wirtschaftler, wie lange die Industriewelt sich
noch in dieser Weise stromabwärts treiben
lassen kann, ohne Kenntnis des Ufers, das sie
erreichen will, indem sie ohne Plan produziert
für einen Konsum ohne Plan.
Glücklicherweise konnte man in den letzten
Jahren einige diesem Zustand entgegen-
wirkende heilsame Reaktionen feststellen.
Der zunehmende Einfluß wissenschaftlicher
Programmierungsmethoden in der Industrie
trägt immer mehr dazu bei, das auf größere
Zusammenhänge zielende Bewußtsein zu
entwickeln (im Gegensatz zum vereinzelten
Bewußtsein). Es muß jedoch darauf hin-
gewiesen werden, daß es sich hier zwar um
ein verallgemeinertes Bewußtsein handelt,
aber nur vom Standpunkt der Produktions-
interessen aus gesehen.
Diese Nuance ist wichtig, da sie uns helfen
kann, die Aufgabe der Produktgestaltung
besser zu verstehen. Nach meiner Ansicht muß
gerade die Produktgestaltung zur Entwicklung
eines verallgemeinerten Bewußtseins bei-
tragen, aber diesmal unter dem Gesichtspunkt
der Interessen des Verbrauchs oder
— genauer gesagt — des Verbrauchers der
industrieerzeugnisse. Infolge ihres engstirnigen
Utilitarismus, von dem bereits die Rede war,
wollte die Industrie bisher die Rechtmäßigkeit
einer solchen Aufgabe nicht anerkennen und
zog es bis heute vor, die Produktgestaltung
als das wirksamste Mittel zur Schärfung eines
partikularen Bewußtseins anzusehen, natürlich
ausschließlich unter dem Gesichtspunkt der
Produktionsinteressen. Der Produktgestalter
darf nicht länger mehr nur dann in Anspruch
genommen werden, wenn es darum geht,
eine sogenannte Neuheit auf den Markt zu
bringen, oder es für nötig erachtet wird,
die ‘gute Form' oder jene zu schaffen, die sich
mit absoluter Sicherheit verkaufen läßt.
In Zukunft muß die Produktgestaltung not-
wendigerweise zu einem Faktor der Planung
werden, jedoch einer Planung mit gesellschaft-
licher Verantwortung.
Ich weiß sehr wohl, wie verdächtig der Begriff
‘gesellschaftliche Verantwortung' ist, wie sehr
er einen missionarischen Beigeschmack hat
und wie sehr man gewohnt ist, ihn als jenseits
der Wirtschaft liegend zu betrachten. Aber
auch in dieser Hinsicht sind die Dinge im Fluß.
Im Grunde glaube ich, daß die Unverantwort-
lichkeit sich auf die Dauer sehr schlecht
auszahlt. Man kann zwar eine Zeitlang die
submerged and stifled in the immediate real-
ity of producing and consuming the object
concerned. There is no generalized awareness
of the processes going on around the object
to be produced and consumed. This state
of hypertrophied particularized awareness and
atrophied generalized awareness is no longer
a matter of concern only to the critics of our
civilization. Many responsible economists
are wondering, not without anxiety, just how
long the industrial world can continue to
drift in this way, not knowing where it is head-
ing, producing haphazard for haphazard
consumption.
Fortunately, some salutary reactions against
this state of affairs has become apparent in the
last few years. The growing influence of
methods of scientific programming in indus-
try is doing much to develop generalized
awareness. All the same, even that awareness
is generalized only with regard to production
interests.
This nuance is important, for it can help us
to a better understanding of the function of
industrial design. In my opinion, what industrial
design ought to do is help develop general-
ized awareness with regard to consumption
interests. Or rather, to be accurate, of the
interests of the consumer, the user of indus-
trial products. Because of the narrow utilitari-
anism I have mentioned, industry has always
been unwilling in the past to accept that in-
dustrial design can legitimately have such a
function. Until now, it has preferred to consider
industrial design as the most effective way
of stimulating particularized awareness —
exclusively, of course, from the point of view
of production interests. The designer cannot go
on for ever as the man who is brought in
only when it is intended to launch a supposed
novelty on to the market, or when it is deemed
necessary to create a specially attractive
form (“good form“) or one that cannot fail to
seil. In the future, industrial design will need
to be a factor in planning — a factor in socially
responsible planning.
1 know this concept of social responsibility
is highly suspect; it has a sort of missionary
flavour; and we have come, to consider it,
as the saying goes, transeconomic. But from
this point of view too matters are changing.
Basically, I feel that, in the long run, irrespon-
sibility does not pay. It is possible for a time
to carry on business without any regard for
social interests, perhaps even against them
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