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Ulm — Nr. 14/​15/​16.1965

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Maldonado, Tomás: Die Aufgaben des Produktgestalters in der Stahlindustrie
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https://doi.org/10.11588/diglit.60924#0013
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Geschäfte führen, ohne die gesellschaftlichen
Interessen zu berücksichtigen, ja vielleicht
sogar gegen diese Interessen handeln, aber
es ist unsinnig zu glauben, daß es so immer
weitergehen könne und werde.
Die Industrie kann sich dem Gedanken der
Verantwortung auf die Dauer nicht entziehen.
Ihre Verantwortung muß sich vor allem auf die
Umwelt oder den Lebenskreis des Menschen
erstrecken. Letzterer war nie reicher an
Gegenständen und ärmer an kohärenten und
geordneten Gefügen. Früher oder später wird
die Industrie so oder so zu einer Änderung
dieser Sachlage beitragen müssen.
Die menschliche Umwelt darf künftig nicht
mehr wie bisher das Ergebnis einer Addition
von einzelnen beziehungslosen Gegenständen
sein, sondern sie muß das Ergebnis eines
organischen Wachstums werden, das von dem
Streben nach einer einheitlichen Strukturierung
geprägt wird. Um jedoch dieser Aufgabe
gewachsen zu sein, müssen wir Erfahrungen
und Kenntnisse sammeln, die uns fast gänzlich
abgehen. Es bedarf einer sehr gründlichen
Erweiterung der Erfahrungen und Kenntnisse
auf dem Gebiet der Produktgestaltung.
Nach meiner Ansicht wird man nicht darauf
verzichten können, auf diesem Gebiet ein
umfangreiches Programm einer Grundlagen-
forschung durchzuführen. Ich weiß sehr wohl,
daß der Gedanke einer Forschung (ja schlim-
mer noch — einer Grundlagenforschung)
im Bereich der Produktgestaltung ungewöhn-
lich erscheinen muß. Jedoch ist in einer
Industrie, die ihre Entscheidungen auf wissen-
schaftlicher Grundlage vorbereitet — wie dies
in der zukünftigen Industrie mehr und mehr
der Fall sein wird —, nur eine auf Forschung
beruhende Produktgestaltung in der Lage,
neue praktikable Beiträge zu liefern.
Unter den Forschungsthemen auf dem Gebiet
der Produktgestaltung, die sofort ins Auge
gefaßt werden müssen, ist in erster Linie die
Ausarbeitung einer Methodik für die Produkt-
planung zu nennen. Im Gegensatz zu der
Produktplanung, die bereits in einigen Unter-
nehmen benutzt wird, soll die oben erwähnte
Methodik mehr oder weniger genaue Angaben
über die formalen Eigenschaften der Erzeug-
nisse liefern, d. h. über das, was man als
Kombinatorik oder formale Systematik der
Produkte bezeichnen könnte. In Wirklichkeit
gibt es keine Methodik der Produktplanung
ohne eine Untersuchung darüber, wie die
Produkte miteinander verschmelzen und sich
zu größeren Produktsystemen gliedern.
Ein weiteres mit dem vorhergehenden eng
zusammenhängendes Thema der Grundlagen-
forschung ist die strukturelle und funktionelle
Komplexität der technischen Erzeugnisse.
Wenn die bereits vor Jahren von dem Franzo-
sen Abraham Moles und dem Amerikaner
Herbert A. Simon begonnenen Untersuchungen
weitergetrieben werden, dürften sich der
erfinderischen Phantasie des Produktgestalters
zweifellos neue Perspektiven eröffnen,
d. h. sie dürften seinen Willen anregen,

altogether, but it is nonsense to suppose that
this can continue indefinitely.

Industry cannot continue for much ionger to
evade the concept of responsibility. Its respon-
sibility will be chiefly in regard to man's
environment. That environment has never been
fuller of original objects and emptier of con-
sistent, orderly patterns. Sooner or later,
whether we like it or not, industry will have
to do something towards changing this state
of affairs.
Man’s environment can no Ionger go on as it
is at present, a mere juxtaposition of isolated
objects, it will have to become the product
of organic growth connected by a unifying
intention. However, to be capable of dealing
with such a task, we shall have to equip our-
selves with experience and knowledge which
we at present almost entirely lack. We shall
have to broaden our present experience and
knowledge in the field of industrial design. In
my opinion, it will definitely be necessary to
carry on a comprehensive Programme of
research. I am fully aware that the idea of
research, (let alone of fundamental research)
on industrial design will appear extraordinary.
Nevertheless, for an industry that prepares its
decisions scientifically, as Industries will more
and more do in the future, only industrial
design based on research will be able to
produce new contributions of value.

Among the subjects for research on industrial
design that will have to be tackled at once
should be mentioned first of all the develop-
ment of systematized product planning meth-
ods. Unlike the methods now in use in some
Companies, these will have to give more or
less precise Information on the properties
of the products as regards form and shape,
that is to say, on what may be termed a com-
binatorial analysis or a systematic theory
of the forms and shapes of the products. In
reality, there can be no methodology in the
planning of products without a study of the
practical details involved in blending and inte-
grating the products with one another.
Another item in the fundamental research
Programme, and closely reiated to the preced-
ing one, would be a study on the structural
and functional complexity of technical objects.
The intensivication of work in this field (which
was begun a good many years ago by Abra-
ham Moles in France and Herbert A. Simon
in the United States), will undoubtedly open up
new opportunities for the designer to in-
novate, that is, to create products that not
only appear to be new, as so often happens,

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