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Unverzagt, Wilhelm
Die Keramik des Kastells Alzei — Materialien zur römisch-germanischen Keramik, Band 2: Frankfurt a. M., 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.43352#0020
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2. Für das Weiterbestehen der G 1 a s s c h 1 i f f d e k o r a t i o n im vierten Jahrhundert
konnten bei dem Material, soweit es dem Verfasser zur Verfügung stand, keine Anhaltspunkte
gewonnen werden. Jedenfalls kann sie nur noch am Anfang dieses Jahrhunderts und zwar in
ganz beschränktem Umfange zur Anwendung gelangt sein. Nachahmungen von Glasformen
finden sich eigentlich nur noch bei der Rotfirnisware, wo vor allem Glaskannen u. dgl. in Ton
nachgebildet werden. Gute Beispiele dafür im Paulusmuseum zu Worms; bei einem Stück
(M. W. 25) hat man sogar die Imitation der gedrehten Riffelung einer hohen Henkelkanne aus
Glas versucht (s. Abb. 14 no. 1), wobei aber auch hier als Vorbild an Metall zu denken ist.


Abb. 3. Depotfund von Bellheim bei Germersheim (Rheinpfalz))

Der Depotfund von Bellheim, jetzt im Historischen Museum der Pfalz in Speier, ist wohl um die Mitte
des vierten Jahrhunderts geborgen und bietet ein gutes Beispiel für die Zusammensetzung der Keramik dieser
Zeit an der obergermanischen Rheingrenze. Von den in Alzei vertretenen Gefäßformen kommen hier vor;
Nr. 16—19= Typus 1; nr. 21 = Typus 2; nr. 11 u. 26 = Typus 5; nr. 12 u. 24 = Typus 13; nr. 15 vgl.
Typus 19; nr. 22 vgl. Typus 25; nr. 8 vgl. Typus 26; nr. 13 vgl. Abb. nr. 11; nr. 23= Typus 27; nr. 5 u. 25
= Typus 28; nr. 6 u. 20 = Typus 29; nr. 2—4 u. 10 = Typus 30; nr. 7 = Typus 34.
3. Annähernd zwei Drittel aller verzierten Gefäße sind mit dem Ornamentier-
rädchen geschmückt worden. Neben dem einfachen Strichelmuster, dem Kerbband-
dekor, das mittels eines Zahnrädchens hergestellt ist und beim glatten Sigillatageschirr in
Form einzelner Zonen Anwendung findet, treten mit der erneuten Blüte ostgallischer Manu-
fakturen das Schachbrettmuster und reichere Abarten desselben be-
herrschend in den Vordergrund. Über diese für die gesamte Spätzeit sehr bedeutsame Ver-
zierungstechnik, die auf alteinheimische Traditionen zurückgeht und nach der Aufgabe von
Nordgallien in der merovingischen Keramik ihre Fortsetzung findet, soll an anderer Stelle aus-
führlich berichtet werden. Vorläufig ist Näheres darüber gesagt: Röm. germ. Korr. B.l. V (1912)
no. 4 und Jahrbb, d. histor. Vereins f. Schwaben und Neuburg Bd. 39 (1913) S. 244 ff.
4. Freihändig mit einem spitzen Instrument eingegrabene Wellenlinien
und Punkte finden sich hier und da z. B. auf Sigillatagefäßen.
Überblickt man zum Schluß noch einmal den geschichtlichen Entwick-
lungsgang der späten Keramik, so kann festgestellt werden, daß dieser von einer
gewissen Regeneration der Sigillata abgesehen sich meist in absteigender Linie be-
 
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