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Unverzagt, Wilhelm
Die Keramik des Kastells Alzei — Materialien zur römisch-germanischen Keramik, Band 2: Frankfurt a. M., 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.43352#0024
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in constantinischer Zeit wieder stärker an das Metall anzulehnen1). Glasschliffimitationen
verschwinden, die im dritten Jahrhundert meist leicht geschwungenen Profile werden jetzt
straff mit. scharfen Knicken und profilierten Leisten; Formen, wie
der Teller Typus 12 und die Tasse Typus 13, treten in direkter Anlehnung an Bronze- und Silber-
geschirr wieder in den Vordergrund. Ebenso weisen die Fortbildungen der Formen Drag. 44
und 32 die Metallbeeinflussung auf; die Art, wie die Ränder, Lippen und Leisten scharf unter-
schnitten sind, kommt nicht primär in Tontechnik auf, sondern ist Eigentümlichkeit des Metalls.
Von dauernder Wirkung ist diese Regeneration am Anfang und in der ersten Hälfte des vierten
Jahrhunderts nicht gewesen, gegen Ende dieser Zeit läßt sich
Rückgang beobachten.
Was die Ornamentierung anbetrifft, so kann als fast
alleinherrschend und weitaus am verbreitetsten nur die Räd-
chenverzierung angegeben werden, bei der mit Hilfe
von kleinen scheibenförmigen Rädchen, ähnlich den heute
noch im Konditoreibetriebe gebrauchten Kuchenrädchen,
Schachbrettmuster und reichere Abarten
derselben in Form von einzelnen Zonen oder meist einer
rund um die Wand des Gefäßes laufenden Spirale in den Ton
eingedrückt werden. Hier und da finden sich einmal weiß
aufgemalte Ranken auf der Außenseite von Gefäßen
wie der Schüssel Drag. 44 Abb. 42). Die Kerbbanddeko¬
ration mit Hilfe eines gezähnten Rädchens findet nur bei
Formen des unverzierten Geschirres Anwendung in Gestalt
von einzelnen Strichelkränzen, wobei auch hier die einzelnen
Striche wie eingepunzte Verzierungen auf Metall wirken (vgl.
Reibschüssel Typus 3.)
Die Alzeier Sigillata im besonderen zeigt einen hellrotgelben Ton mit leichter
Glimmerbeimengung. Der Firnis ist, vor allem was die Stücke der constantinischen Zeit
angeht, teilweise noch von bedeutender Güte, die dem früheren um nichts nachsteht;
daneben gibt es aber auch geringere Qualitäten. Außer dieser einen hellen mehr ins
gelbliche spielenden Ton und Firnis zeigenden Gruppe, die bei weitem die Mehrzahl
der Sigillaten, speziell die rädchenverzierten umfaßt, findet sich eine Anzahl völlig
abweichender Fragmente, deren Ton eine stark rotbraune Färbung mit winzigen Stein-
chen durchsetzt aufweist. Ihre Oberfläche zeigt daher vielfach muschelige Ausbruchstellen.
Die Formen der Gefäße aus diesem Ton gehören ausschließlich dem glatten Geschirr an,
während sich unter den ornamentierten nichts derartiges findet. Ob sich daraus eine lokale
Trennung nach Fabrikationsorten ergeben wird, erscheint zunächst noch zweifelhaft. Jedenfalls
ist für die helle ins gelbe spielende Gruppe nicht Trier oder eine der rheinischen Manufakturen
als Herstellungszentrum wahrscheinlich, sondern diejenigen ostgallischen Töpfereien, die auch
das rädchenverzierte Geschirr geliefert haben. Für die rote Gruppe dachte ich durch die
Stelle bei E. Fölzer, Ostgall. Sig.-Manufakturen S. 54 „der Ton der Trierer Sigillata ist im
Bruch gelbbraun, sehr hart gebrannt und mit winzigen weißen Kieselchen, die auf der Ober-
fläche durch den Brand häufig ausgesprengt sind, durchsetzt“ bewogen, an Import aus Trier,
1) Für den hohen Stand des Metällgeschirres in der Spätzeit sprechen die zahlreichen Beigaben bronzener
Gefäße in nordgallischen Gräberfeldern, z. B. Pilloy I PI. IV 1—11 aus Abbeville, II PI. 10 aus Vermand. Ganz all-
gemein betrachtet fällt nicht nur in Gallien, sondern auch an andern Stellen des römischen Reiches in das 4. Jahrh.
n. Chr. eine Blüte der Metalltechnik, die ihren bemerkenswertesten Ausdruck in den reichen Funden dieser Art
aus südrussischen Gräbern findet.
2) Weitere Proben dieser Sigillata mit weiß aufgemaltem Rankenornament aus dem Einbau des Metzer
Amphitheaters s. Lothr. Jahrb. a. a. O. Taf. XXI no. 15 und 16 und XXII no. 1.
 
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